Die Hexen von Eastwick
Augen Sukie gestreichelt.
«Ach», sagte Sukie, «was wohl. Sie haben sich auf Kanal 56 alte
Filme angesehen und sich an den zusammengebettelten Süßigkeiten
krank gefressen.»
«Bei mir bist du nicht zufäl ig vorbeigefahren?» fragte Alexandra; sie
fühlte sich befangen, Sukie war so hinreißend und jetzt so nah bei ihr
im Wasser, die Wellen, die sie machte, umspielten Alexandras Haut.
«Kind, Marcy ist siebzehn», sagte Sukie, «sie ist demnächst
erwachsen. Die macht das schon. Wach auf!» Und sie berührte
Alexandra an der Schulter, gab ihr einen freundschaftlichen kleinen
Stups. Sie mußte dazu den Arm ein wenig ausstrecken, und eine ihrer
rosenknospigen Brüste tauchte aus dem Wasser; Alexandra wol te
daran saugen, sie sehnte sich danach, mehr noch, als sie sich danach
gesehnt hatte, Van Hornes Hintern zu küssen. Sie durchlitt eine
Vorahnung davon, wie es sein würde, ihr Gesicht lag seitlich auf dem
Wasser, ihr Haar flutete lose und leckte ihr zwischen die Lippen, die
sich zu einem erwartungsvol en O geöffnet hatten. Ihre linke Wange
wurde ganz heiß, und Sukies grüner Blick verriet, daß sie Alexandras
Gedanken las. Die Auren der drei Hexen flossen ineinander unter
dem offenen Himmel, rosa und lila und lohfarben, während Van
Hornes Aura unbeweglich und braun über seinem Kopf verharrte,
etwas Abnehmbares, wie der plumpe, hölzerne Glorienschein eines
Heiligen in einer heruntergekommenen mexikanischen Kirche.
Als Marcy geboren wurde, das Mädchen, von dem Sukie gesprochen
hatte, war Alexandra erst einundzwanzig gewesen; auf Ozz’
beharrliches Bitten hatte sie das Col ege verlassen und ihn geheiratet.
Sie mußte jetzt an ihre vier Babies denken, wie sie eines nach dem
anderen gekommen waren und wie die Mädchen beim Trinken viel
quälender an ihrem Inneren gesogen hatten, die Jungen waren von
Anfang an ein bißchen wie Männer gewesen, dies aggressive Vakuum,
das schmerzhafte, jähe Sichfest-Saugen, die länglichen blauen Schädel,
die sich oberhalb der Runzelmuskulatur tyrannisch vorwölbten, dort,
wo eines Tages ihre Männeraugenbrauen sprießen würden. Die
Mädchen waren zarter, in diesen ersten Tagen schon, hoffnungsvol e,
durstige, süße, sich anklammernde Streicheltierchen, dazu bestimmt,
Schönheiten und Sklavinnen zu werden. Babies: mit ihren lieben,
gummiweichen O-Beinen, als ritten sie im Schlaf auf winzigen
Pferdchen, mit ihrem wonnigen Windelgewickel, ihren biegsamen lila
Füßchen, ihrer Haut, so fein wie die eines Penis, ihrem ernsten
dunkelblauen Blick und ihrem gekräuselten, ungeniert sabbernden
Mund. Wie sie einem auf der linken Hüfte reiten, sich leicht, wie
Weinranken an einer Wand, an einem festklammern, an der Seite, wo
das Herz ist. Der Ammoniakgeruch ihrer Windeln. Alexandra begann
zu weinen, als sie an ihre verlorenen Babies dachte, Babies, die
verschluckt worden waren von den Kindern, zu denen sie sich
entwickelt hatten, in Stücke geschnitten und verfüttert an die Tage,
die Jahre. Heiße Tränen kamen ihr und liefen ihr kühl über die
erhitzten Wangen zu beiden Seiten der Nase herab, schleusten sich in
die Furchen, die von den Nasenflügeln weiter abwärts führten, salzten
ihr die Mundwinkel und tropften ihr, die kleine Kerbe als Rinne
benutzend, vom Kinn. Janes Hand war die ganze Zeit nicht von ihr
gewichen; sie verstärkte ihre Liebkosungen, massierte Alexandras
Nacken, dann den musculus trapezius und die Delta- und die
Brustmuskein, oh, das tat gut, Janes kräftige Hand, der streichelnde
Druck bald über, bald unter dem Wasser, unter der Tail e sogar, und
die kleinen roten Augen des Thermostaten hielten Wache am
Beckenrand, während Margarita und Marihuana ihre befreienden
Gifte mischten in dem feinnervigen, dürstenden, dunklen Reich unter
ihrer Haut, ihre armen, vernachlässigten Kinder, sie hatte sie geopfert,
damit sie Macht haben konnte, ihre törichte Macht, und nur Jane
konnte das verstehen, Jane und Sukie, Sukie geschmeidig und jung
neben ihr, sie berührend, berührt werdend, ihr Körper war nicht aus
schmerzenden Muskeln gefügt, sondern aus etwas wie Weidengerten,
federnd und sanft gesprenkelt, der Nacken unter dem hochgesteckten
Haar von einer Weiße, die nie die Sonne sah, ein Stück schmiegsamen
Alabasters unter den bernsteinfarbenen Härchen. Was Jane an
Alexandra tat, tat Alexandra an Sukie: sie streichelte sie. Sukies Körper
war wie Seide in ihren Händen, wie schwere, glatte Frucht;
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