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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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nervösen Fingern zu einem Kügelchen
zusammen, während sie weitersprach. «Brenda Parsley hat zu Marge
Perley gesagt, es sei durchaus drin, daß deine Freundin Sukie ihn dazu
aufgestachelt hat, damit sie diesem Van Horne ihre ungeteilte
Aufmerksamkeit schenken kann, obwohl, nach al em, was ich in der
Stadt so höre, seine Aufmerksamkeit geteilt ist… durch drei, an jedem
… Donnerstagabend.»
Dies Stocken im Satz war ungewöhnlich: er hob den Blick von den
gezackten graphischen Darstellungen der Pulsarblitze. Sie hatte sich
gerade abermals etwas vom Mund gepflückt und drehte es zu einem
Kügelchen, und sie starrte ihn an, als wol e sie ihn davor warnen, es zu
bemerken. Als High-School-Girl hatte sie leuchtende, runde Augen
gehabt, aber jetzt drang ihr Gesicht, ohne daß es zugenommen hätte,
mit jedem Jahr mehr auf diese Fenster ihrer Seele ein; ihre Augen
waren schweinchenhaft geworden, hatten ein rachsüchtiges,
schweinchenhaftes Glitzern bekommen.
«Sukie ist keine Freundin», sagte er nachsichtig, entschlossen, nicht
zu streiten. Nur dies eine Mal keinen Streit, betete er, gottlos. «Sie ist
eine Angestellte. Wir haben keine Freunde.»
«Dann sag ihr das lieber mal, daß sie eine Angestellte ist, denn nach
der Art, wie sie sich hier aufführt, ist sie die Königin am Platz. Geht
die Dock Street rauf und runter, als ob die Straße ihr gehört,
hüftenschwingend und mit al diesem Klunkerschmuck behängt, und
jeder lacht über sie hinter ihrem Rücken. Sie zu verlassen war das
Gescheiteste, was Monty je getan hat, so ungefähr das einzig Gescheite, das er getan hat. Ich verstehe nicht, wieso solche Frauen
sich die Mühe machen weiterzuleben, huren mit der halben Stadt und
lassen sich nicht mal dafür bezahlen. Und die armen vernachlässigten
Kinder, es ist wahrhaft ein Verbrechen.»
    Sie bohrte jedesmal so lange, bis sie unweigerlich an den Punkt
kam, da er es nicht mehr aushielt; die mürbe Betäubtheit, die der
Scotch vermittelte, schlug abrupt in Wut um. «Und der Grund,
weshalb wir keine Freunde haben», knurrte er und ließ die Zeitschrift
mit ihren ungeheuren himmlischen Neuigkeiten auf den Teppich
fal en, «ist dein unaufhörliches gottverdammtes Gerede.»
«Huren und Neurotikerinnen und eine Schande für die
Al gemeinheit. Und du, anstatt daß du im Anzeiger der Al gemeinheit
und ihren legitimen Belangen zu Wort verhilfst, stellst diese, diese Person ein, die nicht mal einen ordentlichen Satz bauen kann, und
überläßt ihr al den Platz, damit sie jedem ihr lächerliches Gift in die
Ohren träufelt, erlaubst ihr, einen derartigen Einfluß auf die
Menschen hier im Ort auszuüben, so daß die wenigen anständigen
Leute, die noch übrig sind, sich verkriechen müssen vor Entsetzen
über so viel Lasterhaftigkeit und Schamlosigkeit.»
«Geschiedene Frauen müssen arbeiten», sagte Clyde und seufzte; er
versuchte, wieder ruhiger zu atmen, vernünftig zu bleiben, obgleich
Felicia keinem vernünftigen Argument zugänglich war, wenn ihre
Entrüstung überschäumte; das war wie eine Chemikalie, wie eine
chemische Reaktion. Ihre Augen verengten sich zu Diamantpunkten,
ihr Gesicht fror zu, wurde immer blasser, und ihr unsichtbares
Auditorium wurde größer, weshalb sie die Stimme erheben mußte.
«Verheiratete Frauen», setzte er ihr auseinander, «brauchen nichts zu
tun und können liberale Fürze loslassen.»
Sie schien ihn nicht zu hören. «Dieser gräßliche Mann!» rief sie den
Massen zu. «Baut einen Tennisplatz mitten in ein Feuchtgebiet, ef
heift –» sie schluckte – «es heißt, er benutzt die Insel, um Drogen zu
schmuggeln, bei Flut läßt er sie heranrudern und dann –»
Diesmal half kein Verstecken; sie zog sich eine kleine Feder, eine
blaugestreifte, wie von einem Blauhäher, aus dem Mund, und den
    Arm augenblicklich an ihrer Seite zurücksinken lassend, schloß sie
schnell die Faust.
Clyde stand auf, seine Gefühle hatten sich völ ig geändert. Zorn
und das Empfinden, in einer Fal e gefangen zu sein, fielen von ihm
ab; der alte Kosename kam ihm über die Lippen. «Lishy, um al es in
der Welt …» Er traute seinen Augen nicht, randvol mit galaktischen
Ungeheuerlichkeiten, spielten sie ihm vielleicht einen Streich. Er bog
ihre widerstandslose Faust auf. Eine krumme, nasse Feder lag auf
ihrem Handteller.
Felicias verkrampfte Blässe entspannte sich zu einem Erröten. Sie
war verlegen. «Es hat vor kurzem angefangen», sagte sie. «Ich habe

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