Die Hexen von Eastwick
Zusammensein.
Aber das meiste Gute, das einer Frau widerfährt, kommt aus dem
Schmerz, und sie war geschmeichelt gewesen, daß er sie ohne
Publikum wollte, Fidel und Rebecca, die mit Tabletts und
Handtüchern rein- und raushuschten, zählten nicht. Es war etwas
Prekäres an Darryls Lust; zu dritt konnten sie ihr wil fahren und sie
besänftigen, aber sie verlangte nach den ausgefal ensten
Ermutigungen, wenn Jane mit ihm al ein war. Gereizt setzte sie hinzu:
«Mich überrascht nur, daß er noch klar genug im Kopf war, um es zu
Ende zu bringen.»
Sukie verteidigte Clyde. «Alkohol hat ihn nie übermäßig benebelt,
er hat ihn hauptsächlich als eine Art Medizin getrunken. Ein gut Teil
seiner Depression war, glaube ich, stoffwechselbedingt. Er hat mir mal
gesagt, sein Blutdruck sei hundertzehn zu siebzig, das ist hervorragend
für einen Mann in seinem Alter.»
Jane sagte bissig: «Ich bin sicher, so manches andere an ihm war
hervorragend für einen Mann in seinem Alter. Auf jeden Fal war er
mir lieber als dieser kümmerliche Ed Parsley.»
«Oh, Jane, ich weiß, du möchtest dringend, daß ich auflege, aber
wo du gerade von Ed sprichst …»
«Was gibt’s?»
«Hast du drauf geachtet, wie eng Brenda jetzt mit den Neffs ist?»
«Ich habe die Neffs, ehrlich gesagt, ziemlich aus den Augen
verloren.»
«Ich weiß, und das ist ja auch gut so», sagte Sukie.«Lexa und ich
waren immer der Meinung, daß er dich ausnutzt und du viel zu
begabt bist für seinen Verein. Es war der pure Neid, als er sagte, deine
Bogenführung oder was auch immer, sei zimperlich.»
«Danke, Süße.»
«Jedenfal s, Brenda und die beiden sind jetzt offenbar die dicksten
Freunde, sie gehen al e naslang zusammen ins Bronzefaß essen oder in
dieses neue französische Restaurant bei Pettaquamscutt, und
anscheinend haben Ray und Greta sie ermuntert, sich bei der Kirche
um Eds Stelle zu bewerben, und die neue unitarische Pfarrerin zu
werden. Die Lovecrafts sind anscheinend auch dafür, und Horace ist
bekanntlich im Kirchenvorstand.»
«Aber sie ist nicht geweiht. Man muß doch geweiht sein, oder? Die
Episkopalen, bei denen ich manchmal einspringe, sind sehr streng in
solchen Sachen, da kannst du nicht Mitglied werden, bevor der
Bischof dir die Hand irgendwohin gelegt hat, ich glaube, auf den
Kopf.»
«Nein, aber da sie eh schon im Pfarrhaus sitzt mit ihrer Brut – total
verzogene Blagen, weder Ed noch Brenda hielten was davon, daß man
auch mal nein sagen muß –, wäre es eleganter, ihr die Pfarrstelle zu
geben, als sie an die Luft zu setzen. Vielleicht kann man so was per
Fernkurs nachholen.»
«Aber kann sie predigen? Predigen muß man.»
«Och, ich glaube, das ist kein Problem. Brenda kann sich prima
hinstel en. Sie hat Ausdruckstanz studiert, als sie Ed kennenlernte, das
war bei einer Wahlveranstaltung für Adlai Stevenson, sie machte beim
Vorprogramm mit, und er sol te den Segen sprechen. Er hat mir ich
weiß nicht wie oft davon erzählt, ich habe mich immer gefragt, ob er
sie am Ende nicht doch noch liebt.»
«Sie ist eine lächerliche öde Person», sagte Jane.
«Oh, Jane, nicht.»
«Nicht was.»
«Nicht so reden. So haben wir auch über Felicia geredet, und guck,
was passiert ist.»
Sukie war sehr klein geworden an ihrem Ende der Leitung, rol te
sich zusammen wie ein welkendes Blatt. «Gibst du etwa uns die
Schuld?» fragte Jane brüsk. «Ich finde, diese Ehre gebührt dem
traurigen Trunkenbold von Ehemann.»
«Auf den ersten Blick, schon, aber wir haben das mit dem
Zauberbann gemacht, und al diese Sachen in die Keksdose geworfen,
wenn wir ein bißchen beschwipst waren, und die sind ihr immer aus
dem Mund gekommen, Clyde hat es mir ganz nichtsahnend erzählt,
er hat versucht, mit ihr zum Arzt zu gehen, aber sie hat immer nur
davon geredet, daß das Gesundheitswesen in diesem Land
verstaatlicht werden müßte, wie in England und Schweden. Und
außerdem haßte sie die Pharmaindustrie.»
«Sie war vol er Haß, Liebling. Es war Haß, was ihr aus dem Mund
kam und ihr den Rest gegeben hat, nicht die paar harmlosen
Federchen und Haarnadeln. Sie hatte keine Verbindung mehr zu
ihrem Frausein. Was ihr fehlte, war Schmerz, nur so hätte sie daran
erinnert werden können, daß sie eine Frau war. Was ihr fehlte, war,
vor einem scheußlichen Mann auf die Knie zu fal en und seinen
herrlichen kalten Samen zu trinken. Was ihr fehlte, war, geschlagen zu
werden, Clyde hatte ganz recht, er hat’s nur ein
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