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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Augen und sagte, etwas
Besseres als sein Verschwinden hätte ihr nicht passieren können.»
«Na ja, was sonst sol sie denn sagen. Was können wir denn
überhaupt schon sagen.»
«Lexa, Süße, was um al es in der Welt meinst du? Du hörst dich an,
als würdest du schwach.»
    «Man wird wirklich müde. Al es muß man al ein tragen. Das Bett ist
so kalt in dieser Jahreszeit.»
«Du sol test dir eine elektrische Heizdecke anschaffen.»
«Ich habe eine. Aber ich mag nicht unter etwas Elektrischem liegen.
Angenommen, Felicias Geist kommt und kippt mir einen Eimer
kaltes Wasser übers Bett, dann kriege ich einen Stromstoß wie auf
dem elektrischen Stuhl.»
«Alexandra, nicht! Ich bekomme Angst, wenn du so deprimiert bist.
Wir verlassen uns doch al e auf dich, erhoffen uns etwas von dir.
Mütterliche Stärke.»
«Ja, und das ist zusätzlich deprimierend.»
«Glaubst du denn nicht mehr an al das?»
An Freiheit, an Hexenkunst. Ihre Kräfte, ihre Ekstasen.
«Natürlich glaube ich noch daran, Dummerchen. Waren die Kinder
da? Wie sehen sie aus?»
«Also», sagte Sukie, und ihre Stimme belebte sich wieder, als sie
Auskunft gab, «die sind ziemlich bemerkenswert. Beide sehen ein
bißchen wie griechische Statuen aus, sehr würdevol und bleich, und
sie kleben aneinander wie Zwil inge, obwohl das Mädchen ein ganzes
Stück älter ist. Jennifer, so heißt sie, ist Ende Zwanzig, und der Junge
ist im Col ege-Alter, aber er geht nicht aufs Col ege, er wil irgendwas
im Showbusiness werden und verbringt seine Zeit damit, per Anhalter
zwischen Los Angeles und New York hin und her zu fahren. Zuletzt
hat er als Bühnenarbeiter an einem Sommertheater in Connecticut
gearbeitet, und das Mädchen ist aus Chicago hergeflogen, sie ist
Röntgenassistentin dort und hat sich Urlaub genommen. Marge
Perley sagt, sie wol en eine Weile hierbleiben und in dem Haus
wohnen, bis sie die Erbschaftsangelegenheiten geregelt haben. Ich
habe mir überlegt, wir sol ten vielleicht irgendwas mit ihnen
unternehmen. Sie kommen mir so verloren vor, zwei Kinder al ein im
    dunklen Wald, es wäre doch scheußlich, wenn sie Brenda in die
Klauen fielen.»
«Kleines, sicher wissen sie al es über dich und Clyde und geben dir
die Schuld an dem ganzen.»
«Meinst du wirklich? Aber wieso denn! Ich war doch immer nur gut
zu ihm.»
«Du hast sein inneres Gleichgewicht zerstört. Seine Ökologie.»
Sukie sagte kleinlaut: «Ich hab nicht gern Schuldgefühle.»
«Wer hat die schon gern. Was glaubst du, wie mir zumute ist, wenn
der arme, liebe, ganz und gar unpassende Joe immer wieder davon
anfängt, daß er Gina und sein Rudel fetter Kinder verlassen will, um
meinetwil en.»
«Aber er tut es ja nicht. Er ist viel zu mediterran dafür. Katholiken
geraten nie in solche Konflikte wie wir armen abtrünnigen
Protestanten.»
«Abtrünnig», sagte Alexandra, «so empfindest du dich? Ich fürchte,
ich habe nie etwas gehabt, dem ich hätte abtrünnig werden können.»
Vor Sukies innerem Auge tauchte, von Alexandra zu ihr
herübergefunkt, das Bild einer Kirche aus dem Westen auf, ganz aus
Holz mit einem gedrungenen, wettergepeitschten Turm, hoch in den
Bergen, menschenleer. «Monty war sehr religiös», sagte Sukie. «Er hat
immerfort von seinen Vorfahren gesprochen.» Und auf derselben
Wel enlänge wie das Kirchenbild kam jetzt das Bild von Montys
hängenden, milchweichen Gesäßbacken zu ihr, und endlich wußte sie
mit Gewißheit, daß er mit Alexandra eine Affäre gehabt hatte. Sie
gähnte und sagte: «Ich glaube, ich fahre zu Darryl rüber und schalte
ein bißchen ab. Fidel komponiert gerade ein köstliches neues Gesöff,
er nennt es Rum Mystique.»
«Bist du sicher, daß es nicht Janes Tag ist?»
    «Ich glaube, ihr Tag war an dem Tag, als ich mit ihr telefonierte. Sie
hat regelrecht geflammt beim Sprechen.»
«Es brennt so.»
«Genau. Oh, Lexa, du sol test wirklich mal mit Jennifer Gabriel
zusammenkommen, sie ist entzückend. Ich sehe wie eine müde alte
Schreckschraube neben ihr aus. Dies blasse, runde Gesicht und diese
blassen blauen Augen, genau wie Clyde sie hatte, und ein spitzes Kinn
wie Felicia und eine unglaublich süße kleine Nase, mit feinem,
geradem Rücken, als ob du sie mit deinem Buttermesser modelliert
hättest, nur eine Spur abgeplatteter, wie bei einer Katze, wenn du
weißt, was ich meine. Und diese Haut!»
«Entzückend», sagte Alexandra mechanisch, zerstreut. Alexandra
hatte sie immer geliebt, Sukie wußte

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