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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Nüsse, keine anderen Knabbersachen waren in der
Küche, und so hatte sie, um sich zu trösten, zum nächsten besten
gegriffen, zum Telefon. «Mir fehlen unsere Donnerstage so», gestand
sie unvermittelt wie ein Kind.
«Ich weiß, Kleines, aber wir haben doch unsere Tennisparties dafür.
Unser Baden.»
«Ich habe manchmal Angst davor. Es ist al es nicht mehr so
gemütlich wie früher, als wir noch unter uns waren.»
«Was ist nun eigentlich, verlierst du deinen Job? Wie geht es
weiter?»
«Ach, ich weiß nicht, es kursieren so viele Gerüchte. Es heißt, der
Besitzer wil keinen neuen Chefredakteur einstellen, sondern den Anzeiger verkaufen, an eine Kette von Kleinstadt-Wochenblättern, die
die Gangster aus Providence leiten. In Pawtucket wird gedruckt, und
der Lokalteil besteht bloß noch aus dem, was eine Korrespondentin
aus ihrem Stübchen durchtelefoniert, al es übrige sind überregionale
Features und Artikel, die sie von einer Agentur kaufen, und sie
verteilen die Zeitung an jeden, ob man sie wil oder nicht, wie
Reklamezettel vom Supermarkt.»
    «Nichts ist mehr so gemütlich wie es mal war, nicht?»
«Nein», blubberte Sukie hervor, wie ein Kind, das am liebsten
losgeheult hätte.
Eine Pause entstand – früher hatten sie kaum aufhören können zu
reden. Jetzt mußte jede der Frauen ihren Anteil, ihr Drittel an Van
Horne verschweigen vor den anderen, sie sprachen nicht über ihre
Einzelbesuche auf der Insel, die im kahlen, sanften grauen Dezember
schöner war als je zuvor. Von den argusäugigen Fenstern oben, hinter
denen Van Hornes schwarz ausgeschlagenes Schlafzimmer war,
konnte man jetzt den silbrigen Horizont des Ozeans sehen, durch das
kahle Geäst der Buchen und Eichen und der schwankenden Lärchen,
die das elefantenhafte Tragluftzelt über dem Tennisplatz umstanden,
wo einst die schneeigen Silberreiher genistet hatten. «Wie war es bei
der Beerdigung?» fragte Alexandra schließlich.
«Ach, du weißt doch, wie so was ist. Traurig und absurd in einem.
Sie sind eingeäschert worden, und es hatte etwas so Unwirkliches,
diese kleinen Kästen mit den abgerundeten Ecken zu Grabe zu tragen,
wie Kühlboxen aus Styropor sahen sie aus, nur in Braun und kleiner.
Brenda Parsley hat im Bestattungsinstitut das Gebet gesprochen, weil
sie noch keinen Ersatz für Ed gefunden haben, und die Gabriels
haben ja nicht wirklich einem Glauben angehangen, auch wenn
Felicia sich ständig beschwert hat, wie gottlos al e Welt ist. Aber ich
nehme an, die Tochter wol te, daß das Ganze einen religiösen
Anstrich bekommt. Nur sehr wenige Menschen waren da, wenn man
bedenkt, wie spektakulär die Geschichte ist. Fast nur Angestellte des Anzeiger, die sich sehen ließen, weil sie gern ihren Job behalten
würden, und ein paar Leute, die mit Felicia zusammen in
irgendwelchen Komitees gesessen haben, aber du weißt ja, sie war mit
fast jedem verzankt. Die Leute im Rathaus sind froh, daß sie sie los
sind, sie haben sie al e als Hexe bezeichnet.»
    «Hast du mit Brenda gesprochen?»
«Ganz kurz, auf dem Friedhof draußen. Wir waren doch nur so
wenige.»
«Wie verhielt sie sich dir gegenüber?»
«Oh, sehr glatt und kühl. Sie verdankt mir einiges, und sie weiß es.
Sie hatte ein marineblaues Kostüm an, mit einer seidenen
Rüschenbluse, die ihr etwas wundervol Pastorinnenhaftes gab. Und
sie trug ihr Haar anders, ziemlich streng zurückgekämmt und ohne
diesen neckischen Peter-Paul-und-Mary-Pony, der ihr immer so
etwas, na du weißt schon, so etwas Backfischhaftes gab. Eine
Verbesserung, eindeutig. Es lag an Ed, daß sie immer in diesen
Miniröcken rumlief – er dachte, er würde mehr wie ein Hippie
wirken dadurch –, was wirklich reichlich demütigend war, wenn man
solche Säulenbeine hat wie Brenda. Sie hat ziemlich gut gesprochen,
besonders auf dem Friedhof. Mit dieser niedlichen Flötenstimme, die
über die Grabsteine hinwegschwebte. Sie hob hervor, wie aufopfernd
die beiden Hingeschiedenen sich dem Dienst an der Gemeinschaft
gewidmet hätten, und versuchte, ihr Ableben in Verbindung zu
bringen mit Vietnam und den moralischen Verwirrungen unserer
Zeit, ich konnte nicht ganz folgen.»
«Hast du sie gefragt, ob sie was von Ed hört?»
«Ich werde mich hüten. Außerdem bezweifle ich es, nicht mal ich höre noch von ihm. Aber sie kam von sich aus auf ihn zu sprechen.
Als die Feierlichkeit vorbei war und die Männer den Kunststoffrasen
festdrückten, sah sie mir sehr gerade in die

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