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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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wollte der Teufel nicht in die von der Natur dafür vorgesehene Körperöffnung eindringen, sondern begehrte - gemäß ihrer erstaunlich freimütigen Aussage -, ihren After zu missbrauchen.
    Offenbar war Constanze entschlossen, jegliche jungfräuliche
Zurückhaltung aufzugeben, um Aufsehen zu erregen. Als sie den Wunsch des bösen Geistes empört abgelehnt habe, fuhr sie errötend fort, habe der Dämon sie blutig geschlagen.
    Sie vermochte selbstverständlich auch die Spuren dieser rohen Misshandlung - laut ihrer Aussage hervorgerufen durch eine Haselrute - an Rücken und Gesäß vorzuweisen. In Wahrheit besaß jede Klosterfrau eine Geißel mit geflochtenen Riemen. Solch ein »Gerät zur Buße und Läuterung« wurde von den Klosterinsassen verwendet, um fleischliche Gelüste abzutöten - oder auch, um Spuren eines Kampfes vorzutäuschen, der nie stattgefunden hatte.

KAPITEL 34
    29. September 1611, auf Schloss Mangfall-Pechstein
     
    DER AM BODEN zerstörte Vater Albertas kämpfte sichtlich mit den Tränen. Er hatte seine alten Freunde zu sich gebeten, um sie in die neuerliche, noch um vieles gefährlichere Intrige gegen seine Älteste einzuweihen. München hatte er schleunigst verlassen, kaum dass er von der Angelegenheit erfuhr - sogar ohne sich von Maximilian zu verabschieden.
    »Kann mir vielleicht einer erklären, wie ein angeblich unschuldiges junges Ding solch widerliche Sachen behaupten kann?«, rief er aus, nachdem er die Herren informiert hatte und raufte sich die grauen Haare. Seine Freunde, Bernhard zu Jetzenbach, Georg von Tannheim und Ludwig, Graf von Freudenstatt, versuchten, den gebrochenen Mann aufzurichten.
    »Nehmt es nicht zu schwer«, baten sie ihn und Bernhard
legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sobald Euer Sohn aus Rom zurück ist, wird es ihm ein Leichtes sein, die absurden Vorwürfe der jungen Dame zu entkräften.«
    »Da bin ich mir eben überhaupt nicht sicher«, widersprach Graf Wolfgang Friedrich. »Die Metze - anscheinend voll Hass wegen der Abfuhr, die ich ihrer Familie betreffs einer Heirat mit meinem ältesten sowie mit meinem jüngeren Sohn erteilt habe - ist offenbar gewillt, Rupert und unsere gesamte Familie zu ruinieren.«
    Dass er sich darüber hinaus noch ganz andere Sorgen um Alberta machte, davon wollte er freilich nicht sprechen. Was geschähe wohl, falls man »seinen Sohn« in Haft nähme? Bereits nach kürzester Zeit flöge der Schwindel auf … Die Folgen wollte sich der Graf lieber gar nicht erst ausmalen, war ihm doch Maximilians kalter, stechender Blick noch allzu lebhaft in Erinnerung.
    »Angeblich hat sich der Bischof von Freising bereits eingeschaltet und das Domkapitel soll empfohlen haben, den Fall an die Heilige Inquisition zu übergeben«, jammerte der alte Graf. »Und was das bedeutet, Freunde, das brauche ich Euch nicht zu sagen!«
    »Um Himmels willen«, ächzte Ludwig von Freudenstatt; die übliche Röte wich ihm aus dem Gesicht und er wurde totenbleich. »Das mögen Gott und alle Heiligen verhüten, dass diese eifernden Schwarzröcke sich der Angelegenheit annehmen! So wie das Edelfräulein von Heilbrunn die Untaten ihres ›Dämons‹ schildert, hat Euer Sohn keine guten Aussichten, heil aus der Sache herauszukommen.«
    »Diese Meinung teile ich leider auch«, pflichtete ihm Georg von Tannheim bei. »Sobald die Inquisition ihre Finger im Spiel hat, sieht es wirklich düster aus! Diese verdorbene Person hat es, allem Anschein nach, wirklich darauf angelegt, Euren
Sohn zu vernichten. Es gibt nichts Gnadenloseres als die Rache eines verschmähten Weibes; lasst Euch das gesagt sein, lieber Freund.
    Erschwerend kommt hinzu, dass das Fräulein kein ungebildeter Bauerntrampel ist, den man leicht der Lüge überführen kann, sondern genügend Bildung genossen hat, um auch den Fallstricken studierter Theologen und Juristen Paroli zu bieten.«
    Die drei Freunde nahmen Abstand davon, Sorglosigkeit zu verbreiten: In der Tat, die Lage war ernst.
    »Die Bildung Constanzes kann ich zu meinem Leidwesen nur bestätigen.« Der Graf zu Mangfall-Pechstein sank in sich zusammen. »Als mir der Heilbrunner seine Tochter zur Schwiegertochter angetragen hat, verwies er stolz darauf, dass sie Latein gelernt habe und sich mit Vorliebe historische und juristische Werke zu Gemüte führe; sogar in der Heilkunde soll sie recht bewandert sein.«
    »Möglicherweise«, warf Bernhard zu Jetzenbach ein, »könntet Ihr den Spieß umdrehen und Eurerseits diese Constanze als Hexe anklagen.

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