Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
auch an den Beinen, am Hals und am übrigen Körper blaue Flecken«, erklärte Constanze ohne eine Spur von Verlegenheit, ja es schien gar eine gewisse Genugtuung in ihrer Stimme zu liegen.
     
    Nächtelang war sie nach dem Scheitern ihrer Heiratspläne wachgelegen und hatte in ihrem hübschen Köpfchen finstere Rachepläne gewälzt, bis sie endlich die richtige Strategie gefunden zu haben glaubte. Sollte der hochmütige Kerl doch zum Teufel gehen - wenn sie ihn nicht haben konnte, gönnte sie ihn auch keiner anderen.
    Seine perfide Ausrede, er habe als ganz junger Mann das Gelübde der Ehelosigkeit abgelegt, nahm sie ihm keinen Augenblick lang ab. Kein körperlich und geistig gesunder Erstgeborener, der seine fünf Sinne beisammen hatte, tat so etwas! Bedeutete es doch in aller Regel den freiwilligen Verzicht auf das väterliche Erbe.
    Außerdem geisterten unter dem Gesinde gewisse Gerüchte herum, die von einer früheren amourösen Beziehung mit der inzwischen unter merkwürdigen Umständen verstorbenen Freda von Hoferichter wissen wollten … Hatte er sich vielleicht Hoffnungen auf diese dubiose Kleinadlige gemacht? Allein der Gedanke daran entfachte Constanzes Wut noch mehr.
    Ihre Gehässigkeit brauchte hochrangiges Publikum für ihre Inszenierung; und welcher Ort war dafür besser geeignet als die Hauptstadt des Herzogtums?
    Es musste ihr gelingen, die Aufmerksamkeit Seiner Durchlaucht sowie seiner frommen Gemahlin Elisabeth zu erwecken. Dann sollte Rupert nur zusehen, wie er sich aus der
Fallgrube wieder befreite, die Constanze ihm vorzubereiten gedachte.
    Als Erstes hatte sie die Nonnen und die Oberin von ihrem tugendhaften Lebenswandel überzeugt - wozu die von den Eltern ausgesuchten und bezahlten Wehmütter mit ihren Gutachten wunschgemäß beigetragen hatten -, dann von ihrer Sehnsucht nach dem beschaulichen Klosterleben, ihrer demütigen Unterordnung, ihrer verzehrenden Liebe zum Herrn Jesus und seiner hochheiligen Mutter - und zuletzt von ihren nächtlichen Heimsuchungen.
    Prompt waren die naiven Klosterfrauen darauf hereingefallen. Wer so sanft und demütig war, so viel Geld spendete, dazu stundenlang betete und tagelang fastete, der konnte doch unmöglich seine Mitschwestern täuschen!
    Und jetzt war sie wiederum einen Schritt weitergekommen: Der Bischof hatte zwei Beobachter zu ihr geschickt.
    Nun, die beiden würde sie auch noch davon überzeugen, dass Rupert mit dem Satan einen Pakt geschlossen hatte …
     
    »Ihr könnt bei Eurer ewigen Seligkeit schwören, dass besagter Dämon in Gestalt des Geheimen Rats Seiner Durchlaucht Euch diese Blessuren zugefügt hat?«, wandte sich Jacobus in ernstem Ton an die Novizin.
    Diese hob feierlich die Rechte zum Schwur. »Hochwürdige Väter, beim Blute Christi sowie beim Leben meiner geliebten Mutter und meines verehrten Vaters schwöre ich, dass mich Graf Rupert keine Nacht in Ruhe lässt, sondern mich mit schändlichen Gelüsten verfolgt, mich zum Abfall vom Glauben und zu bösen Taten gegen meine Mitschwestern verführen will. Da ich ihm nicht gehorche, schlägt er mich aus Wut. Dazu beschimpft er mich unflätig und beleidigt unsere heilige katholische Kirche und ihre frommen Diener.«

    Wohlweislich unterließ sie es, noch weitere Schandtaten des Dämons hinzuzufügen. Gleich zu Anfang allzu dick aufzutragen - das wäre unklug. Auch so dürfte es erst einmal genügen …
    In der Tat: Jacobus Fürmeyer reichte es. Er sah seinen jüngeren Begleiter an, dann den Pater und zuletzt die Mutter Oberin: »Wir haben genug gehört und gesehen, Mater Maria Luisa. Wir werden dem hochwürdigen Herrn Bischof Bericht erstatten über die schaurigen Vorgänge in Eurem Kloster. Seine Eminenz wird darüber sehr betroffen sein.«
    Betrübt wiegte er sein weißes Haupt hin und her und hob hilflos die Arme, um diese sogleich resigniert wieder sinken zu lassen. Er beugte sich zur Leiterin des Konvents, die einen halben Kopf kleiner war, hinunter und flüsterte ihr zu:
    »Im Vertrauen gesagt: Ich hege die starke Vermutung, dass Seine Eminenz der Meinung sein wird, dies sei ein Fall für die Heilige Inquisition. Die ehrwürdigen Patres sind in derlei Dingen besser geschult als unsereiner und wissen genauer Bescheid im Umgang mit dem Satan.«
    Constanze, die sich still und leise wieder zu ihrer Bettstatt zurückgezogen hatte, spitzte die Ohren. Im Wissen, dass ihr Plan aufzugehen begann, kostete es sie einige Willenskraft, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken.

KAPITEL

Weitere Kostenlose Bücher