Die Hexenadvokatin
und Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau verstand es bisher immer, die Erfüllung von Maximilians Wunsch beim Papst zu sabotieren.
Jetzt jedoch fand Alberta den Papst bereit, ein Familienmitglied der Wittelsbacher zum Bischof von Chiemsee zu ernennen.
Erzbischof von Raitenau würde zwar von der Wahl wenig begeistert sein, aber der Papst erklärte sich einverstanden, sich darüber hinwegzusetzen und wenigstens diese Bitte Maximilians zu erfüllen. Ob dieser kleine Teilerfolg den Herzog immerhin ein wenig besänftigen konnte?
»Liebste, diesen Bericht muss ein anderer dem Herzog überbringen«, erklärte Albrecht entschieden. »Es ist viel zu gefährlich für Euch, nach München zu reisen, denn Eure Feinde haben die Zeit Eurer Abwesenheit gut zu nützen gewusst und Euch als Satansknecht und Hexenmeister verschrien.«
Alberta blieb das zweite Mal in dieser Nacht beinahe das Herz vor Schreck stehen. Albrecht hatte zwar ein Komplott angedeutet, doch aus Rücksicht auf ihre Nerven das wahre Ausmaß bislang verschwiegen.
»Initiatorin ist die von Euch und Eurem Vater abschlägig beschiedene Gräfin Constanze von Heilbrunn-Seligenthal«, fuhr ihr Liebster vorsichtig fort, indem er Albertas Hand fest in seiner hielt. »Sie hat sich mittlerweile als Novizin in ein Kloster der Franziskanerinnen in München zurückgezogen.«
»Aber ich begreife das einfach nicht!«, stammelte Alberta, noch immer um Fassung ringend. »Warum tut sie das? Ich habe sie doch keineswegs verschmäht! Ich habe glaubhaft versichert, dass ich eines Gelübdes wegen niemals heiraten werde.«
»Nachdem auch Euer jüngerer Bruder Friedrich August sie nicht heiraten will, ist sie zutiefst gekränkt und sieht darin eine Schmach, die man ihrer Person und ihrer Familie zufügt - und dagegen versucht sie sich zu wehren, indem sie außerdem behauptet, sie hätte Euch als Bräutigam zurückgewiesen.
Ferner sagt sie vor Zeugen aus, Ihr besuchtet sie jede Nacht als Dämon in ihrer Zelle und versuchtet, sie zu verführen.«
»Um Himmels willen! Ausgerechnet ich! In welch fatale Situation bin ich nur gelangt durch diesen unseligen Geschlechtertausch!«
Erneut stiegen Tränen in die schönen Augen der Gräfin. Energisch wischte sie diese weg und erhob sich von dem Lager, auf dem sie vor kurzem noch versucht hatte, Schlaf zu finden.
»Um diesem Alptraum ein für alle Male ein Ende zu bereiten, müsstet Ihr zugeben, eine Frau zu sein und Eure Rolle als Mann nur aus taktischen Gründen gespielt zu haben. Dann fiele das Lügengebäude der kleinen Intrigantin in sich zusammen wie ein Kartenhaus und sie stünde da als das, was sie in Wahrheit ist: eine gemeine Lügnerin«, entgegnete, um Ruhe bemüht, Albrecht.
»Ihr müsstet dazu nicht persönlich in der Residenz des Herzogs erscheinen - ich würde dieses Geständnis für Euch übernehmen, Liebste, indem ich Maximilian einen Brief entsprechenden Inhalts übergeben würde.« Auch der Freiherr war nun aufgestanden und wanderte sichtlich erregt im Schlafgemach auf und ab.
»Wenn ich das tue, ist alles aus«, widersprach Alberta leidenschaftlich. »Maximilian würde mir diese dreiste Täuschung niemals verzeihen - vor allem, wenn ich ihm nicht persönlich Rede und Antwort stünde. Und Euch, mein Geliebter, würde dieser Paukenschlag mit Sicherheit nicht zum Vorteil gereichen!«
»Um mich macht Euch keine Sorgen, Geliebte. Ich bin nicht des Herzogs Untertan; ich weiß mich durchaus zu schützen. Aber für Euch könnte es tatsächlich schlimm werden. Es wird als Verbrechen angesehen, wenn ein Weib sich anmaßt, als Mann gekleidet aufzutreten. Ihr habt es noch schlimmer gemacht, da Ihr vorgabt, ein Mann zu sein . Das ist in den Augen derer, die das Gesetz auf ihrer Seite haben, verabscheuungswürdig.«
»Und dennoch ratet Ihr mir, dieses Unrecht zuzugeben?«
»Nur bedingt«, schränkte der Freiherr ein. »Es wäre zugleich Sache Eures Vaters, dem Herzog zu beichten, wer der eigentliche Drahtzieher dieses Betruges war. Der Graf hat mir geschworen, dass er dazu bereit sei. Ihr müsstet natürlich in Italien in der Obhut Eurer Verwandten bleiben. Sie werden zu Euch halten, wenn sie erfahren, dass Ihr auf Verlangen Eurer Eltern so gehandelt habt.«
»Zu Anfang war meine Mutter vehement dagegen, aber mein Vater und Pater Winfried haben ihr gut zugeredet und sie schließlich überzeugt, dass dies der beste Weg sei, um allen Gerüchten - den nicht sehr rühmlichen Tod meines Zwillingsbruders betreffend - aus dem
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