Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
Wege zu gehen«, erinnerte sich Alberta laut. »Ferner sollte ich seinen Platz einnehmen und als Erste in unserer Familie Karriere am herzoglichen Hof machen.«
    »Habt Ihr so viel Vertrauen zu mir, dass Ihr mir das näher erklären wollt?«, erkundigte sich zaghaft der Freiherr aus der Steiermark. Und Alberta erzählte. Alles redete sie sich von der
Seele. Nachdem man ihr jahrelang die genauen Vorgänge im Benediktinerkloster Santa Caterina verschwiegen hatte, hatte sie an ihrem zwanzigsten Geburtstag darauf bestanden, über den wahren Sachverhalt informiert zu werden.
    Graf Wolfgang Friedrich entsprach damals ihrer Bitte und breitete die ebenso bittersüße wie tragische Liebesgeschichte ihres Zwillingsbruders und seiner kleinen Geliebten im Kloster vor ihr aus.
     
    Albrecht unterbrach seine Liebste erst, als sie mit ihrer Schilderung des Dramas zu Ende war.
    »Die wahre Tragödie für Euren Vater besteht darin, dass er seinen ältesten Sohn und Erben durch das Schicksal verlor, aber nicht begriff, dass er gleichzeitig durch sein eigenes Handeln auch seine älteste Tochter einbüßte, indem er Euch zwang, in die Rolle Eures Bruders zu schlüpfen«, sinnierte Albrecht.
    »Natürlich ist es auch für Euch, meine Geliebte, ein Drama. Die Gründe liegen auf der Hand. Aber noch ist es nicht zu spät: Man kann dieses Unrecht wiedergutmachen, indem Ihr Euch endlich zur Wahrheit bekennt. Allerdings würde dies bedeuten, dass Ihr Eurer Heimat Bayern fernbleibt - möglicherweise für sehr viele Jahre.
    Aber ich würde Euch, Carissima, wenn Ihr es mir erlaubtet, mit Freuden eine neue Heimat bieten - so wie ich Euch auch mein Herz zu Füßen legen möchte, Geliebte …« Innig schloss Albrecht bei diesen Worten die Gräfin in seine Arme, die dankbar und vertrauensvoll ihren Kopf an seine Brust sinken ließ.
    In dieser Nacht wurden bis zum ersten Hahnenschrei noch viele Überlegungen angestellt, wie am klügsten zu verfahren sei, um die Gefahren für Alberta möglichst gering zu halten.

    »Euer Vater hat mich in einem durch einen Eilboten gesandten Brief gebeten, Euch zu Euren Verwandten zu bringen, zu Conte Serafino D’Annunzio und seiner Gemahlin, Contessa Paolina«, fasste der Freiherr das weitere Vorgehen nochmals zusammen. »Er hat sie in der Zwischenzeit wohl benachrichtigt von Eurem Kommen - und auch die Gründe wollte er ihnen darlegen, weshalb es notwendig ist, Euch für einige Zeit Asyl zu gewähren.
    Wenn es nach mir ginge, Liebste«, fügte er temperamentvoll hinzu und bedeckte ihr Gesicht mit vielen Küssen, »dann würde ich Euch auf mein Pferd setzen und mit Euch jetzt sofort mitten in der Nacht auf meinen Besitz in der Nähe von Lucca reiten, um Euch dort sicher unterzubringen. Ich wage ja kaum, Euch diesen kühnen Vorschlag zu unterbreiten, Geliebte! Sagt, wollt Ihr ihn Euch nicht wenigstens überlegen?«
    Gräfin Alberta schüttelte traurig lächelnd den Kopf. »Damit könnte man Euch Entführung einer Jungfrau nachsagen und mir die Sünde des vorehelichen Verkehrs mit Euch. Das hätte zur Konsequenz, dass man uns später die Genehmigung zu einer offiziellen Heirat versagte.«
    Zerknirscht musste Albrecht ihr in diesem Punkt Recht geben.
    »Es ist also abgemacht, dass Ihr Eure Begleiter alleine nach München reiten lasst und Zuflucht bei Eurem Oheim sucht?«
    »Ja, Caro. Begleitet mich zu meinen Verwandten. Wollen wir hoffen, dass sie wenigstens ein klein wenig Verständnis für uns aufbringen.«
    Ehe der Freiherr seine Liebste, die er bereits als seine Braut betrachtete, im Morgengrauen verließ, heckten sie noch einen Plan aus, wann und an welchem Punkt der Reiseroute Alberta sich unauffällig von ihren Begleitern entfernen konnte, ohne damit rechnen zu müssen, von ihnen als »Opfer einer Entführung«
verfolgt und womöglich noch »gerettet« zu werden. Ferner wurde ausgemacht, wo sie sich treffen wollten, um gemeinsam die Reise zu Albertas Verwandten fortzusetzen.
    »Aber Pater Winfried, der im Nebengemach untergebracht ist, werde ich heute Nacht noch Bescheid sagen«, kündigte die junge Frau an. Obwohl der Freiherr Bedenken vorbrachte, war er doch zu glücklich über die bisherige Entwicklung, so dass er schließlich einwilligte.
    »Falls einer der Pfaffen oder ein anderer Kerl Schwierigkeiten machen sollte, werden meine Leute sie schon in ihre Schranken weisen«, dachte er. Er war keineswegs so leichtsinnig gewesen, sich ohne Rückendeckung in die Villa des Kardinals - und nach Rom überhaupt - zu

Weitere Kostenlose Bücher