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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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wehe, ihr unterlief bei der Beantwortung der kleinste Fehler. »Ihr lügt!«, donnerte dann jedes Mal einer der beiden Spanier. »Vorhin habt Ihr behauptet, der Dämon habe seine Kapuze zurückgeschlagen, als er zu Euch in die Zelle trat. Jetzt sagt Ihr, sein Gesicht sei zur Hälfte darunter verborgen gewesen. Was stimmt denn nun?«
    Am liebsten hätte sie die Jesuiten angeschrien, dass sie sich solche Lappalien grundsätzlich nicht merkte - aber das wagte sie nicht.
    Der Ton der Befragung wurde indes immer lauter und ungehaltener. Constanze begann wieder zu weinen - und diesmal waren ihre Tränen echt. Sie fühlte sich im Stich gelassen, verraten von allen, die ihr zuvor versichert hatten, sie sei aufgrund ihres tugendhaften Widerstandes bereits eine Verehrungswürdige …
    »Morgen kommen wir wieder«, kündigte Pater de Silva-Esteban zum Abschied an und am liebsten hätte ihm die kleine
Novizin seine tiefliegenden, kohlschwarzen Augen ausgekratzt.
    »Ich will jetzt endlich mit meinem Vater sprechen«, sagte sie mit einer Spur von Aufruhr in der Stimme; aber sogar diese Hoffnung machte der schreckliche Inquisitor sofort zunichte.
    »Solange wir mit Euch, Gräfin, noch nicht fertig sind - und so eine Inquisition kann sich über Tage, Wochen oder sogar Monate hinziehen -, solange dürft Ihr keine Verbindung zur Außenwelt haben. Als Gesprächspartner werdet Ihr von nun an lediglich die Mutter Oberin, Euren Beichtvater, Eure Mitschwestern - und uns haben.«
    Kaum hatte sich die Zellentür hinter ihren Quälgeistern geschlossen, brach das junge Mädchen schluchzend auf ihrem Lager zusammen. »Oh Gott! Worauf habe ich mich da nur eingelassen?«, dachte sie entsetzt. Auf einmal überkam sie ein Schüttelfrost, so dass ihre Zähne laut klappernd aufeinanderschlugen.

KAPITEL 40
    14. Januar 1612, frühmorgens in der Residenz
     
    HERZOG MAXIMILIAN AHNTE wohl, wer sich nachts vor fünf Tagen heimlich im Schutze der Dunkelheit und kurz vor Torschluss in die Stadt geschlichen hatte. Die Ankunft eines adligen Fremden - ohne jede Begleitung, was gänzlich unüblich war, dazu mit einem Geschlechternamen, den er noch nie zuvor gehört hatte - war ihm gleich merkwürdig erschienen.
    In einem Anfall von Hellsichtigkeit ließ er Pater Winfried
in aller Herrgottsfrühe zu sich rufen und fühlte ihm bezüglich seines jungen Herrn gehörig auf den Zahn.
    »Mir wurde zugetragen, dass Graf Rupert sich wieder in München aufhält«, schwindelte er. »Wann gedenkt Euer Herr sich bei mir sehen zu lassen?«, ging der Herzog gleich in medias res, ohne dem Benediktiner Zeit zu lassen, sich eine Lügengeschichte zurechtzulegen.
    Der war zum Glück aber bereits innerlich gewappnet; hatte die Familie Mangfall-Pechstein doch ohnehin halb und halb damit gerechnet, dass Maximilian, der für gewöhnlich alles wusste, was sich in seiner Hauptstadt ereignete, auch Albertas Ankunft nicht lange verborgen bliebe - ungeachtet ihrer Vorsichtsmaßnahme, gefälschte Papiere zu benützen.
     
    In der Nacht von Albertas Rückkehr hatte die Familie mit Pater Winfried noch lange beratschlagt, wie man am klügsten verfahren sollte, um weiteres und womöglich noch größeres Unheil zu vermeiden. Jede der vier Personen hatte ihre Sicht der Dinge dargelegt; viele Gedanken und Ideen waren geboren und gleich wieder als untauglich verworfen worden.
    Aus gegebenem Anlass galt die Hauptsorge der Eltern der Möglichkeit, dass man Alberta als Hexenmeister festnehmen und in den Falkenturm sperren könnte.
    »Ich könnte zum Herzog gehen und bei Seiner Durchlaucht vorsichtig anfragen, ob diesbezügliche Pläne der Justiz bestehen oder nicht«, bot der Mönch an. »Ich würde natürlich mit keinem Wort erwähnen, dass Ihr bereits in München seid, sondern vorgeben, Ihr hieltet Euch noch im Ausland auf, erhofftet Euch allerdings eine baldige Möglichkeit zur Rückkehr. Außerdem seid Ihr Euch natürlich keiner Schuld bewusst.«
    »Gut und schön. Aber könnt Ihr mir verraten, Pater, wie Ihr
die Tatsache erklären wollt, dass ich in Rom so plötzlich verschwunden bin?«, wollte Alberta wissen.
    »Nichts leichter als das! Wir behaupten einfach, ein Trupp Banditen hätte Euch bei der Schmiede abgepasst, gefesselt, geknebelt und in seinen Schlupfwinkel verschleppt. Den Schmied hätten die Strolche bedroht, wenn er die Wahrheit ausplaudere, erginge es ihm und seiner Familie schlecht.
    Erst gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes habe man Euch zu Euren Verwandten in Norditalien

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