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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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»Unser Kind hat das Schlimmste überstanden.«
    »Diese Meinung teile ich auch.« Alberta lächelte erleichtert.
    Nur ihr Vater, der seinen langjährigen Beichtvater Winfried nur zu gut kannte, war nachdenklich geworden.

KAPITEL 46
    1. Februar 1612, in der herzoglichen Residenz
     
    IM DUNKLEN MACHTE sich Alberta am Tag ihrer Unterredung mit dem Herzog zur Residenz auf. Vor Aufregung hatte sie keinen Bissen heruntergebracht und fror nun erbärmlich, als der nasskalte Wind durch die Gassen pfiff.
    Wenigstens hatten die Bediensteten in den Gemächern Maximilians bereits ein knisterndes Feuer im Kamin entzündet und Alberta betrat einen angenehm erwärmten Raum. Die Begrüßung des Landesfürsten erschien ihr auch gar nicht so frostig und allmählich entspannte sie sich ein wenig.
    Der Herzog interessierte sich zunächst sehr für Albertas Aufenthalt bei den italienischen Banditen. Aber darauf war sie bestens vorbereitet. Abrupt, wie es seiner Art entsprach, wechselte Maximilian dann das Thema. Der Herzog schien im Umgang mit seinem Geheimen Rat völlig zur Normalität zurückgekehrt zu sein.
    »Kommt mit mir, Graf, ich möchte Euch etwas zeigen«, forderte der Herzog sie auf und ergriff dabei vertraulich den Ärmel ihres Überrocks. Wenn der Fürst sich zu solch einer »Intimität« verstieg, musste es sich um höchst Bedeutsames handeln. Alberta war gespannt.

    Maximilian führte sie in einen gesonderten Flügel der Münchner Residenz, in einen der Prunksäle. Dort hing als besondere Rarität die »Große Landkarte Bayerns« von Philipp Apian.
    Apian, bereits 1589 verstorben, war ein weitgereister, umfassend gebildeter Mann. Er hatte Mathematik, Geologie und Astronomie studiert und sich überdies in Frankreich die juristische und in Italien noch die medizinische Doktorwürde erworben. Dieser berühmte Wissenschaftler und große Humanist war der Erste, der von der Urgestalt der Natur ausging, sein Arbeitsgebiet Bayern jahrelang bereiste und danach aus exakter persönlicher Anschauung sowie mit den von ihm entwickelten und verbesserten Mitteln der Vermessungstechnik eine grandiose, kartographische Darstellung geschaffen hatte.
    »Ist das nicht ein Prachtstück?«
    Der Herzog blieb bewundernd vor der »Großen Landkarte« stehen. Auch Alberta vermochte ihre Begeisterung über die wie ein Kunstwerk gestaltete Karte, im Maßstab von 1:45 000 gezeichnet, nicht zu verhehlen.
    Dieses Wunderwerk war, wie die Gräfin wusste, nur einem kleinen Kreis von Bevorzugten zugänglich. Oft stand der Herzog allein davor, um sich über Einzelheiten des Landes zu vergewissern, oder mit ausgewählten Gästen, um ihnen Bayern in seiner gesamten Ausdehnung und Vielfalt stolz zu präsentieren. Oder er erörterte mit seinen Beratern anhand der Karte strittige Grenzfragen und die Sicherheit der bayerischen Landesgrenzen.
    »Es sind 34 Städte, 96 Marktflecken, 72 Klöster und Burgen darauf eingezeichnet und nach Größe und Gattung unterschieden. Ferner werden Wälder und Moorgebiete, Bergwerke, Glashütten und Heilbäder, ganz zu schweigen von den
historischen Sehenswürdigkeiten, abgebildet. Alles ist in individuellen Formen in Annäherung an die reale Gestalt dargestellt.«
    Der Herzog redete sich in eine wahre Begeisterung hinein. »Bedenkt, Graf, vor dem 16. Jahrhundert gab es überhaupt keine Landkarten von einzelnen deutschen Ländern. Erst im Jahr 1523 fertigte Johannes Turmair, auch genannt ›der Vater der bayerischen Geschichtsschreibung‹ oder Aventinus, zur Erläuterung seiner Historie eine Karte von Ober- und Niederbayern an. Es war nur ein Versuch, der allerdings mit einem Maßstab von 1:820 000 recht klein ausfiel.
    Mit dieser riesigen Karte hier vermag er freilich nicht zu konkurrieren.«
    Alberta hatte zwar schon viel von dieser Landkarte des Apian gehört, das Wunder selbst aber noch niemals zuvor gesehen. »In der Tat außerordentlich beeindruckend, Eure Durchlaucht. Aber wenn ich eine Bemerkung machen dürfte?«
    »Sprecht nur, Graf. Was meint Ihr?«
    »Mit den Jahren werden die Farben dieses Kunstwerks immer mehr an Leuchtkraft verlieren. Die Einzelheiten werden bis zur Unkenntlichkeit verblassen. Das wäre sehr schade und würde empfindlich den Wert mindern. Dieses fantastische Gemälde sollte nicht hier in dem hellen Saal hängen, sondern in einem abgedunkelten Raum, um es vor dem Sonnenlicht zu schützen.«
    »Das ist ein vortrefflicher Gedanke, Graf. Ich werde sofort veranlassen, dass die ›Große Landkarte‹

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