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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Apians umgehängt wird.«
    Anerkennend klopfte der Herzog Alberta auf die Schulter und geleitete sie dann aus dem Saal hinaus, während diese ihren Gedanken nachhing.
    Was war letztendlich Apians Lohn? Von Pater Winfried
wusste sie, dass man den genialen Mann - des Kalvinismus verdächtig - verbannt hatte, als Opfer der unseligen Glaubensstreitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten.
    Alberta erkannte darin ein weiteres Beispiel wankelmütiger Fürstengunst und gleichzeitig auch der praktischen Auswirkung des staatsrechtlichen Grundsatzes: »Cuius regio, eius religio«.
    Welche Lehre konnte sie persönlich daraus ziehen? Es ging nicht um die Verdienste einer Person, sondern darum, ob jemand vom Landesherrn akzeptiert wurde - oder nicht. Nur solange ein jeder im Sinne seines Fürsten funktionierte, hatte er die Aussicht auf ein angenehmes Leben …
    Sie nahm sich vor, diese Erkenntnis niemals aus dem Auge zu verlieren.
    Inzwischen hatten sie wieder des Herzogs Gemächer erreicht und Alberta wurde von ihrem gut gelaunten Souverän huldvoll entlassen. Maximilian verspürte plötzlich überhaupt keine Lust mehr, seinem Vertrauten persönlich die Hiobsbotschaft zu verkünden. Das sollte gefälligst sein langjähriger geistlicher Beistand übernehmen …
     
     
    1. März 1612, im Palais Mangfall-Pechstein
     
    Gräfin Alberta war am Boden zerstört. Am liebsten hätte sie München heimlich verlassen und sich für alle Zeiten im Gebirge in einer der Jagdhütten ihres Vaters versteckt. Oder zumindest so lange, bis sie ihr Liebster endlich abholen und mit zu sich nach Italien, in die herrliche Toskana, nehmen würde …
    Wann würde in ihrem Leben einmal so etwas wie Ordnung und Ruhe einkehren? Konnte der Quell der unliebsamen
Überraschungen und Gefahren aller Art denn gar nicht versiegen?
    »Leider war Seine Durchlaucht nicht davon abzubringen, meine Liebe«, erklärte ihr der Pater gerade, um einen ruhigen und zuversichtlichen Tonfall bemüht. »Nicht er allein hat dies so entschieden, sondern ebenso die beiden Inquisitoren von der Societas Jesu sowie der Bischof von Freising. Wobei mir letzterer als nicht so maßgebend bei der Entscheidungsfindung dünkt - im Gegensatz zu den zwei gestrengen Spaniern. Ich bin mir beinahe sicher, dass Ihr den Prozess den beiden Jesuiten zu verdanken habt.«
    »Gott im Himmel! Was für eine unselige Verbindung von grausamer Willkür und makaberem Humor«, stöhnte die junge Frau. Plötzlich wurde sie von stechenden Kopfschmerzen geplagt. Der vom noch winterlich trüben Licht nur schwach erleuchtete Raum drohte ihr vor den Augen zu verschwimmen.
    Auch ihr Mentor fühlte sich sterbenselend. »Fragt ruhig: Was für ein Teufel hat die zwei Patres geritten, dass sie Herzog Maximilian diesen perversen Vorschlag unterbreiteten?«, ächzte der alte Benediktiner. Er musste sich setzen, weil er das Gefühl hatte, seine Beine trügen ihn nicht mehr.
    »Gibt es keine legale Möglichkeit, mich dieser fürchterlichen Aufgabe zu entziehen?« Alberta klang verzagt.
    »Ich fürchte nein, meine Tochter.« Der Pater schüttelte seinen schmalen Kopf mit der Tonsur. Eigentlich war es nur noch eine halbe, denn vorne war sein Schädel längst kahl geworden; nur auf dem Hinterkopf spross noch ein spärlicher grauer Haarkranz. Doch seinem scharfen Verstand hatten die Jahre nichts anhaben können.
    »Nein, Alberta«, bekräftigte er abermals. »Aber seid froh, dass die beiden Spanier nicht Euch genauer unter die Lupe genommen haben. Meine größte Sorge war, dass sie auch Eure
Person einer Befragung unterzögen. Aber zum Glück scheint ihnen der Herzog diese Idee ausgeredet zu haben.«
    » Befragung ist gut! Folter träfe es wohl besser. Aber perfide ist das Ganze trotzdem«, befand die junge Gräfin. »Wie kann ich ausgerechnet jener Person ein unparteiischer Richter sein, die mich so unverschämt beschuldigt hat? Es ist doch zu erwarten, dass ich nicht unvoreingenommen an diesen Fall herangehe!«
    Der Mönch nickte. »Ein Beweis mehr, dass diese Art von Gerichtsverfahren nur eine Farce darstellt - wenn Ihr mich fragt. Ein Gutes allerdings hat das Ganze.«
    »So? Wie meint Ihr das? Ich vermag darin absolut nichts Positives zu entdecken, Pater.«
    »Ihr könnt Euch durch eine tadellose und von jeglichem Ressentiment freie Führung dieses Prozesses beträchtlichen Ruhm in juristischen Fachkreisen erwerben. Eure Kollegen - selbst die im Ausland - werden aufhorchen, wenn da in München jemand sitzt, der imstande

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