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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Beichtvaters verleitete sogar Herzog Maximilian einmal zu der scherzhaften Feststellung, an seinem guten Pater Contzen seien gleich drei temperamentvolle Spanier verlorengegangen.

    Alberta und ihrem Mentor war daran gelegen, den umtriebigen Jesuiten an einem für sie günstigen Ort abzufangen. Eine ungestörte Begegnung mit ihm war sogar die Voraussetzung für das Gelingen von Pater Winfrieds Plan. Zum Glück hatte ihn der Herzog nicht nach Landshut mitgenommen.
    Nach drei Tagen schließlich, nach der Frühmesse in der Liebfrauenkirche, schien die Gelegenheit günstig.
    »Hoffentlich hängt sich nicht wieder - wie meistens - ein ganzer Rattenschwanz von Höflingen an ihn«, murmelte die junge Edeldame verdrießlich. Pater Winfried winkte ab. »Wie auch immer, Ihr müsst diese Gelegenheit nützen und Contzen heute noch ansprechen. Wir können nicht mehr länger warten. Wer weiß, was der Herzog inzwischen unternimmt …«
    Bei Gott, ja! Womöglich fiele es Maximilian gar ein, seine junge Verwandte nach München kommen zu lassen, um …
    Aber halt! Das war wegen der verhängten Quarantäne zur Zeit gar nicht möglich. Trotzdem war Alberta daran gelegen, die Sache dieses Mal energisch anzupacken. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende …
     
    Nach einer hastigen Kniebeuge wandte sich Pater Contzen vom Altar ab, um die Kirche im gewohnten Eilschritt zu verlassen. Er war dabei so flink, dass der Begleittross - der sich üblicherweise an ihn heftete, um ihm allerhand Bitten und Beschwerden vorzutragen - gar nicht so schnell zu reagieren vermochte. Das war die Chance für Alberta.
    Kaum dass der herzogliche Beichtvater die Vorhalle der mächtigen Kirche betrat, um dem Ausgang zuzustreben, stellte sich ihm die Gräfin in den Weg: »Gott zum Gruße, Pater Contzen! Auf ein Wort, bitte sehr, Euer Hochwürden!«
    »Der Herr sei mit Euch, Graf zu Mangfall-Pechstein! Was gibt es denn so Wichtiges?«

    Dem Jesuiten war deutlich die Verwunderung anzumerken, denn »der Geheime Rat« hatte bisher noch nie seine Nähe gesucht. Wie sein sturköpfiger Vater, der alte Wolfgang Friedrich, schien ihm auch der junge Rupert kein ausgesprochener Freund der Societas Jesu zu sein; diese Familie hielt es mehr mit dem Ordo Sancti Benedicti …
    »Ihr müsst mir um Jesu Christi willen die Beichte abnehmen, Pater«, platzte die junge Dame heraus und ergriff dabei den weiten Kuttenärmel des alten Mönchs, um ihn in eine dunkle Ecke im hinteren Teil des Kirchenschiffs zu ziehen.
    Aber Contzen blieb einfach stehen und Alberta bemerkte die Ungehörigkeit ihres Verhaltens. Beschämt ließ sie ihre Hand sinken. Sie fühlte den scharfen Blick seiner dunklen Augen auf sich gerichtet und vernahm die gemurmelte Frage: »Weshalb beichtet Ihr nicht - wie sonst auch - bei Eurem Benediktiner, Graf?«
    »In dieser Sache könnt nur Ihr mir helfen, Ehrwürdiger Vater«, schmeichelte sie dem alten Mann.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vergebung, die Ihr Euch von mir für Eure Sünden erwartet, von besserer Qualität sein sollte als die irgendeines anderen Geistlichen«, sagte der Jesuit widerstrebend - wenngleich Alberta glaubte, Neugier aus seiner Stimme herauszuhören sowie eine Spur von Genugtuung.
    »Ich schwöre Euch, Pater, nur Ihr allein seid in der Lage, mich aus meinem Dilemma zu befreien«, verstärkte Alberta mit Vorbedacht den Druck auf den berühmtesten Mönch Münchens. Sein üblicher »Begleittross« war inzwischen auf kürzeste Distanz herangerückt, um ihn wie gewöhnlich in Beschlag zu nehmen. Die Zeit drängte.
    »Nun gut, mein Sohn. So sei es denn.« Die Neugierde des
Jesuiten schien gesiegt zu haben. »Aber ich würde vorschlagen, Graf, dass wir die Kirche verlassen und Ihr mich in meiner Studierstube in der Residenz aufsucht, um Euch mir anzuvertrauen.« Der alte Mönch trat dabei dicht an Alberta heran und brachte seinen faltigen Mund nahe an ihr Ohr.
    »Dort ist es intimer. Hier, an öffentlichem Ort, sehen alle Gläubigen, dass Ihr bei mir die Beichte ablegt. Man würde sich darüber verwundern; Gerüchte könnten die Runde machen, dass Ihr das Vertrauen zu Eurem Pater Winfried verloren hättet.«
    Alberta erschien dies vernünftig und sie erklärte sich einverstanden. »Ich danke Euch, Ehrwürdiger Vater. Aber ich bitte inständig darum, dass wir es sofort hinter uns bringen. Gestattet daher, dass ich Euch in die Residenz begleite und wir uns dort umgehend in Euer Gemach zurückziehen, Pater.«
    Contzen

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