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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Entgegnung an:
    »Eure Durchlaucht! Ich bin mir dieser unendlich großen Ehre sehr wohl bewusst, aber ich fürchte sehr, ich bin ihrer nicht würdig und daher …«
    Aber Maximilian - von der Bescheidenheit »seines Geheimen
Rats« gerührt - half dem vermeintlichen jungen Mann auf und zog ihn an seine Brust: eine Vertraulichkeit, zu welcher sich der Herzog sonst niemals hinreißen ließ.
    »Mein lieber Vetter! Eure Bescheidenheit ehrt Euch; aber seid versichert, ich habe es mir wohl überlegt, ehe ich Euch meine junge Verwandte zur Ehefrau anbot. Ich habe Euch lange genug beobachtet und schätze Euch sehr. Ihr stammt aus einem der edelsten Geschlechter in Bayern - ebenso alt und beinahe so vornehm wie die Wittelsbacher, mit denen Ihr sogar weitläufig verwandt seid. Ihr wart stets loyal und seid ein kluger Kopf - ganz wie Euer Herr Vater, nur ohne dessen Starrköpfigkeit.
    Bedenkt, Graf, durch eine Ehe mit Maria Sophie, der natürlichen Tochter meines lieben Vetters Ferdinand von Tirol, werdet Ihr nicht nur noch enger an das Haus Wittelsbach gebunden sein: Ihr seid darüber hinaus dann auch durch Ferdinands väterliche Abstammung mit den Habsburgern verwandt.
    Euer Schwiegervater hat überdies gute Aussichten, in einigen Jahren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu werden, wenn der jetzige Imperator Matthias - Kaiser Rudolfs kränklicher Bruder - zu seinen Ahnen heimgekehrt sein wird. Ich jedenfalls werde mich um dieses hohe Amt nicht bewerben, das kann ich Euch versprechen.«
    Als die mit so außergewöhnlichen Beweisen des herzoglichen Wohlwollens Bedachte immer noch schwieg - vor Glück, wie der Herzog annahm -, fuhr Maximilian fort:
    »Ich kann mir denken, wie überwältigt Ihr seid, Vetter. Aber Ihr solltet Euch bald an den Gedanken gewöhnen, eine Ehefrau zu haben - und eine recht ansehnliche dazu, wenn ich das sagen darf. Kommt näher, Herr Rupert, ich habe hier ein Bild der jungen Dame, welches ich mir extra aus Innsbruck habe
schicken lassen. Seht Euch Eure künftige Gemahlin ruhig genauer an!«
    Auf einen herrischen Wink des Fürsten hin schleppten zwei Diener eilfertig ein großes Ölgemälde in einem kunstfertig geschnitzten und vergoldeten Rahmen herbei, welches ein zartes, junges Mädchen zeigte, das, in ein bodenlanges, fließendes Gewand gehüllt, am Rande eines Brunnens lehnte und mit großen, blauen Augen sinnend in die Ferne blickte, eine Laute in der schmalen Linken haltend.
    In ihren lang über die Schultern wallenden, rotblonden Haaren trug das zauberhafte Geschöpf einen geflochtenen Kranz aus weißen Margeriten. Die rechte Hand hatte die Schöne auf die Brust gelegt - so, als wolle sie den weiten Gewandausschnitt, der einiges von ihrem jungfräulichen Busen zeigte, züchtig verbergen.
    Sicher hatte der Maler - wie üblich - der Dargestellten geschmeichelt: Weder bei den Wittelsbachern noch bei den Habsburgern war solch ätherisch anmutende Elfenhaftigkeit bei den weiblichen Familienmitgliedern üblich. Aphrodite persönlich hätte schon die Mutter der derart Porträtierten sein müssen …
    »Sie ist wunderschön«, stammelte die grazile Gräfin - sich ihrer wahren Natur schmerzlich bewusst werdend. »So attraktiv könnte ich ebenfalls aussehen, wenn man mir meine Weiblichkeit nicht gestohlen hätte«, dachte sie todunglücklich. Sie musste alle Kraft aufbringen, um nicht in Tränen auszubrechen und sich stattdessen auf einen eleganten Abgang zu konzentrieren.
    Doch in ihrem Kopf war nur ein einziger Gedanke: Weg vom Herzog, hinaus aus der Residenz, fort von München! Sie musste unbedingt ihren alten Freund, Pater Winfried, finden, um gemeinsam mit ihm nach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation zu suchen.

    »Ich danke Euch tausendmal, lieber Cousin«, presste Alberta zwischen den Zähnen hervor. »Aber, bitte, Durchlaucht, habt Verständnis für mich! Ich bin völlig verwirrt und …«
    »Aber natürlich, mon Cher! Die Freude überwältigt Euch! Das kann ich gut verstehen. Bei dieser frohen Botschaft werdet Ihr doch endlich einmal Euren jugendlich-voreiligen Schwur, niemals in den heiligen Stand der Ehe zu treten, vergessen! Ihr dürft Euch nun zurückziehen, cher Cousin. Bereits heute Abend werde ich für einige Zeit mit der Herzogin nach Landshut fahren - aber Rechberg weiß über alle Regierungsgeschäfte Bescheid und wird Euch täglich die nötigen Anweisungen erteilen.«
    Maximilian reichte ihr gnädig die Hand zum Kuss, erwähnte aus abergläubischer Furcht

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