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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hierher begleitet hatte, in irgendeine der zahlreichen Kirchen der Stadt - oder auch nicht. Er hatte allerdings nach genau eineinhalb Stunden wieder parat zu stehen, wenn die Tür zur Hofkapelle sich öffnete und der Herzog und die Herzogin heraustraten.
    »Den großen Augen unseres urchlauchtigsten Herrn entginge nicht, wenn einer vom Gefolge nicht auf seinem Platz stünde«, grinste der Trabant. »Und das will keiner riskieren.« Der Graf vermochte sich die Konsequenzen lebhaft vorzustellen.
    Der Herzog habe alles nach seinen eigenen Angaben bauen lassen, berichtete der Mann so stolz, als wäre die Residenz sein Eigentum. Er bot dem Grafen an, ihn herumzuführen, und Wolfgang Friedrich nahm gerne an. Sie durchmaßen den Kapellen- und den runden Brunnenhof und gelangten in die Kapelle, wo der Besucher die kunstvoll verzierten Altäre und das edle, mit Schnitzereien ausgestaltete Gestühl aus Walnussholz bewunderte.
    Besonders beeindruckend fand er die imposante Ausstattung und die kostbar gefassten Heiligenreliquien in der Reichen Kapelle.
    »Vor sechs Jahren hat Seine Durchlaucht diese Kapelle erbauen lassen«, flüsterte der Bedienstete dem Grafen zu.
    Dann deutete er auf den geradezu überwältigenden Blumenschmuck: »Die Frau Herzogin hat ihre langjährige Erste
Kammerdienerin, Frau Marie Salvator, damit beauftragt, alles in Ordnung zu halten und zu schmücken.«
    Der hünenhafte Kerl beugte sich vertraulich zu Wolfgang Friedrich hinunter: »Dieser Kammerfrau hilft dabei ein ganz besonderes Frauenzimmer: Eine getaufte Türkin .«
    Der Graf enthielt sich jeglichen Kommentars.
    Das absolute Glanzstück in der Reichen Kapelle sei die Statue des Ritters St. Georg mit dem Drachen, die an Feiertagen auf den Altar gestellt werde, fuhr der Mann fort. Die habe bereits der frühere Herzog, Wilhelm der Fromme, in Auftrag gegeben, während sein Sohn sie lediglich habe abändern lassen.
    Der Graf ließ den naiven Burschen einfach reden und machte sich selbst seinen Reim auf all das, was er sah. Erst als der Trabant mit vor Stolz geschwellter Brust verlauten ließ, dass allein die Edelsteine auf der Figurengruppe Ritter, Pferd und Drache rund sechzigtausend Gulden wert seien, horchte der Graf wieder auf.
    Gut zu wissen, dass der Wittelsbacher keine Not litt! Das würde er sich merken, falls Maximilian wieder einmal die Hand aufhielt …
    Von der Kapelle aus schlenderten sie in den Wohntrakt. Wolfgang Friedrich erfuhr, dass die Wohnräume des Herzogs in den Hofgarten hinausschauten, während die der Herzogin zur Gasse gewandt waren.
    »Jedes Gemach hat einen schönen Ofen und ein kleines Vorzimmer, um Gepäck und anderes darin aufzubewahren. Alle Räume gehen ineinander über«, plapperte der freundliche Bursche munter fort. Danach wies er den Grafen auf den Speisesaal hin, in dem sich ein langer Tisch befand, an dem vor zwei Jahren die Anhänger der protestantischen Union und die Mitglieder der katholischen Liga versucht hatten, sich zu versöhnen.

    »Ist wenig genug dabei herausgekommen«, dachte der Mangfaller bei sich.
    Weiter ging es durch den Schwarzen Saal, an den sich ein langer Korridor mit Historienbildern und Hirschgeweihen anschloss; sämtliche bayerische Herzöge huldigten mit Eifer dem edlen Waidwerk … Dieser Gang verband die herzogliche Residenz mit der Sommerwohnung neben dem Grottenhof, die mit wunderbaren Öfen und blauweißen Marmorböden ausgestattet war.
    Schließlich erreichte man das zu dieser Zeit bereits tiefer gelegte Antiquarium. Maximilian hatte die Absenkung veranlasst und zu beiden Seiten einen erhöhten Gang aus Marmorsteinen anlegen lassen. Wolfgang Friedrich nahm sich nicht die Zeit, jeden Kopf und jede Büste, die antike Personen darstellten, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.
    Man munkelte, dass sich einige darunter befanden, die keineswegs »antik« waren; unter manchem Haupt sollte gar ein falscher Name stehen …
    Ans Antiquarium grenzte der Grottenhof mit seinem in den bayerischen Landesfarben weiß und blau gehaltenen Pflaster. Der Perseusbrunnen dort war mit Wasser speienden Figuren verziert und der Graf musste zugeben, dass ihn diese Fontäne mächtig beeindruckte.
    Auf der Südseite der Residenz erstreckten sich Gärten mit weiteren Brunnen und steinernen Statuen bis an die Mauern des Riedlerklosters, das den Kapuzinern gehörte. In einem Weiher sah Wolfgang Friedrich Lachse und Bachforellen schwimmen, die für die herzogliche Tafel gezüchtet wurden, und in den Beeten

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