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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Besitz dieser Ländereien am Niederrhein gelangen könnte! Nicht schlecht, muss ich sagen.«
    Herzog Maximilian tat etwas, was bei ihm sehr selten vorkam: Er lachte laut auf. »Das Schöne an Euch, Graf, ist, dass Ihr eine rasche Auffassungsgabe besitzt! Wolfgang Wilhelm und ich sind im Übrigen nicht nur Nachbarn, Vettern und Altersgenossen, sondern waren auch Kommilitonen an der Universität von Ingolstadt.

    Das Einzige, was uns unterscheidet, ist die Religion. Meine Neuburger Vettern sind evangelisch und für den Vater des Bräutigams kommt ein Glaubenswechsel ebenso wenig infrage wie für meine Schwester die Heirat mit einem Protestanten.«
    Der Herzog holte tief Luft und fuhr fort. »Aber mir und Wolfgang Wilhelm liegt nun einmal sehr viel am Zustandekommen dieser Verbindung und so ist er im Juli dieses Jahres in München heimlich zum Katholizismus konvertiert.«
    Der Graf zu Mangfall-Pechstein brach in schallendes Gelächter aus. »So ist es recht«, sagte er nach einer Weile. »So lass’ ich mir eine Gegenreformation gefallen!«
    »Wollt Ihr sehen, wie ich die Hochzeitsgäste in der Neuveste unterbringen will, Vetter?«, fragte der Herzog gutgelaunt seinen Besucher und dieser, dem gerade zu Bewusstsein kam, dass er noch keine Gelegenheit gehabt hatte, sein ureigenstes Anliegen zur Sprache zu bringen, nickte ergeben. Irgendwie würde es ihm schon noch gelingen, die Gedanken des Herzogs auf andere Gegenstände zu lenken.
     
    Als der Graf am späten Nachmittag wieder in sein Quartier im Hackenviertel zurückkehrte, brummte ihm förmlich der Schädel.
    Wie ein Wirbelwind war der Herzog mit ihm durch die Neuveste gefegt, jenem Nachfolgerbau des Alten Hofs, wo die bayerischen Herzöge in früheren Zeiten gewohnt hatten; in rascher Folge ließ er Befehle, Wünsche und Anordnungen auf die dort Beschäftigten niederprasseln und fand zwischendurch noch genug Zeit und Atem, seinem Besucher bis ins kleinste Detail zu erläutern, wer in welchem Raum residieren würde.
    Der Graf wurde dabei immer stiller, aber Maximilian schien das nicht zu bemerken. Als der Herzog einmal eine kurze
Pause machte, um Luft zu holen, fasste sich Wolfgang Friedrich ein Herz und versuchte, sein Problem endlich zur Sprache zu bringen.
    »Mein Herzog, ich hätte da etwas, das mir schwer auf der Seele liegt«, begann er bedeutungsvoll.
    Maximilian warf ihm einen flüchtigen Blick aus seinen intelligenten, aber kalten Augen zu. »Ach, ja? So sprecht, mein Lieber.«
    Aber als der Ältere gerade anheben wollte zu sprechen, hatte der Herzog sich schon wieder abgewandt, um mehrere Diener anzuherrschen, weil sie einen Wandteppich zu niedrig aufgehängt hatten.
    »Zum Donnerwetter! So sieht das doch nach gar nichts aus«, rief er ärgerlich. »Oder, was meint Ihr, Vetter?«, bezog er seinen Besucher mit ein. Als der keine Antwort gab, schien der Herzog sich daran zu erinnern, dass er ihm eigentlich etwas sagen wollte. Er räusperte sich.
    »Was war es noch gleich, was Ihr mir berichten wolltet, mein Guter?«
    »Der Jesuit, den Ihr mir geschickt habt, Herzog, bringt mir die ganze Grafschaft durcheinander. Ich befürchte einen Aufruhr, wenn der Mann so weitermacht! Die Leute werden sich eine solche Behandlung nicht gefallen lassen.«
    »So, so. Werden sie nicht. Aha.«
    Wolfgang Friedrich fühlte sich auf einmal unter dem eisigen Blick der großen dunkelblauen Augen, die im mageren Gesicht des Wittelsbachers besonders hervorstachen, überhaupt nicht wohl.
    »Dann denke ich, ist es an der Zeit, Graf, dass Ihr den Leuten klarmacht, dass dieser Geistliche im Auftrag von mir und der heiligen Mutter Kirche handelt, wenn er sich bemüht, den zauberischen Machenschaften in Eurem Gebiet auf die Spur
zu kommen und diesen Höllensumpf auszutrocknen, nicht wahr?
    Ich hatte Euch doch gebeten, Pater Francesco Alberini zu unterstützen bei seiner schweren, verantwortungsvollen Aufgabe. Hat der Pater es an Ehrfurcht Euch oder Eurer Gemahlin gegenüber fehlen lassen, dass Ihr so feindselig gegen ihn eingestellt seid? Dann müsste ich ihn natürlich rügen.«
    »Nein, Herzog. Frechheiten gegen mich und die Gräfin hat er sich nicht zuschulden kommen lassen - das würde ich ihm auch nicht geraten haben. Aber für die Unruhen ist er verantwortlich, die landauf, landab schwelen. Und das muss ein Ende haben!«
    »Das wird es, das wird es, Graf. Umso eher, wenn Ihr Euch dazu entschließen könntet, dem armen Mann unter die Arme zu greifen. Es müsste doch nicht nur in meinem,

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