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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Kirche würde man die Anklage fallenlassen. Dann kam ihr der Zuckerbäcker wieder in den Sinn. So trug sie ihrem Mentor außerdem auf, einen abschlägigen Antwortbrief an den Bäckermeister Niedermeier zu verfassen. »Mit aller gebotenen Delikatesse, Pater. Ich möchte niemanden verprellen. Lasst Euch um Himmels willen ein paar beschwichtigende Floskeln einfallen«, bat sie ihn inständig.
     
    Nachdem die Komödianten zum Ergötzen des Herzogs und seiner erlauchten Gemahlin Elisabeth allerhand verblüffende Kunststücke zum Besten gegeben hatten, tauchte plötzlich eine in bodenlange, schwarze Gewänder gehüllte Alte mit hüftlangem, weißem Haar und zahlreichen um den Hals geschlungenen Goldketten auf. Als Gürtel diente der Frau ein bunter Schal, den sie mehrfach um ihre schmalen Hüften gewickelt hatte.
    In gebrochenem Deutsch behauptete die magere Zigeunerin, aus der Hand eines jeden Menschen seine Zukunft lesen zu können. Die Zuschauer hielten den Atem an, wussten sie doch, wie der Herzog über derlei »Zauberwerk« dachte …
    Zum Erstaunen aller Anwesenden lachte Maximilian aber nur und forderte die Alte auf: »Nur zu, lass uns deine sogenannte Kunst miterleben! So weissage uns doch gleich einmal, wie es um das künftige Schicksal meines jüngsten Mitglieds im Geheimen Rat bestellt ist!«
    Zum Entsetzen Albertas deutete Herzog Maximilian unter dem begeisterten Applaus der übrigen Zuschauer auf sie!
    Zuerst wollte die Gräfin sich wehren. In kindlicher Manier versteckte sie sogar ihre Hand, nach der die Zigeunerin mit flinken Fingern zu greifen suchte, hinter ihrem Rücken. Die
Damen und Herren des Hofs wurden dadurch noch mehr erheitert. Als sie sich jedoch weiterhin weigerte, der Wahrsagerin ihre Linke zu überlassen, umwölkte sich des Herzogs Stirn, da Maximilian sich um seinen erhofften Spaß betrogen wähnte. Pater Winfried sah es für geboten an, diskret einzugreifen.
    »Mein junger Herr ist allzu schüchtern, Durchlaucht«, versuchte er abzuwiegeln, »und an derlei Aufmerksamkeiten, die seiner Person zuteilwerden, nicht gewöhnt. Aber er wird sich selbstverständlich dem Gaudium nicht entziehen, wenn Ihr darauf besteht.«
    Auffordernd und warnend zugleich schaute der Mönch Alberta an und legte ihr aufmunternd die Rechte auf den Oberarm. Sie wurde des bedeutungsvollen Blinzelns in den Augen des Benediktiners gewahr und warf nun ihrerseits einen Blick auf den Herzog. Und was sie da sah, ließ es ihr geraten scheinen, es mit ihrer Zurückhaltung nicht zu weit zu treiben.
    Im Stillen seufzend reichte sie der unheimlichen Alten mit den kohlschwarzen Augen ihre vor Schreck eiskalte Hand.
    »Nun denn! Lass uns hören, Frau, was du glaubst, zu erkennen«, murmelte Alberta. Sie bemühte sich krampfhaft um Haltung, wäre aber am liebsten im Erdboden versunken. Was würde wohl geschehen, wenn das Weib ihr Geheimnis entdeckte und hier vor allen Anwesenden offenbarte?
    Die Alte schien jedoch in ihrem Blick die Furcht vor der Enthüllung irgendeiner schrecklichen Wahrheit erkannt zu haben.
    »Habt keine Angst vor mir, junger Herr«, sagte sie mit rauer Stimme und Alberta kam es so vor, als blinzelte sie ihr dabei zu. »Ich kann Euch nichts Schlechtes prophezeien. Eure Sterne stehen gut - zumeist wenigstens. Was Ihr Euch vorgenommen habt, das werdet Ihr auch erreichen; das sagen mir die Linien in Eurer Handfläche. Da Euch Euer Landesherr
offenbar schätzt, werdet Ihr einen Großteil Eurer ehrgeizigen Pläne auch wahrmachen. Einiges aber wird in Eurem Leben ganz anders verlaufen, als die meisten - und Ihr selbst - dies erwartet haben.« Dann schwieg die Alte.
    Alberta atmete bereits auf.
    »Doch was die Liebe anbelangt«, hörte sie da die weißhaarige Zigeunerin fortfahren und erneut war es ihr, als kröchen eisige Finger ihren Rücken empor, »so werdet Ihr Euch noch gedulden müssen, junger Herr! Die Damen, die Euch Hand und Herz antragen, werden dies tun, ohne Euch wirklich zu kennen und ohne zu wissen, wer Ihr in Wahrheit seid!«
    Die junge Gräfin zu Mangfall-Pechstein kämpfte bereits mit einer drohenden Ohnmacht, aber die Alte war noch nicht fertig: »Ihr seid nämlich etwas ganz Besonderes, junger Herr. Und ich weissage Euch, in einigen Jahren wird jene Person kommen, die Euch liebt, die Euch versteht und vor allem, die Eurer Zuneigung auch wert ist.
    Bis dahin aber werdet Ihr Euch noch ein wenig gedulden müssen. Nützt diese Zeit gut, indem Ihr Eurem Herrn und Eurem Lande nach Kräften dient.«
    Damit

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