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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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meinen Freund und einen Doppelten dazu«, schrie er dem Wirt Alois Ehgartner zu, der sich kaum noch durch die kreuz und quer in der ehemaligen Wohnstube Kauernden seinen Weg bahnen konnte. Die meisten der verlotterten Männer hatten inzwischen reichlich verkommene Weibsbilder auf dem Schoß sitzen, in deren Miedern und unter deren schmuddeligen, langen Röcken ihre Hände angeblich »nach Flöhen« suchten.
    Auch auf Florians Knien hatte sich eine vom Fahrenden Volk niedergelassen, in der Hoffnung, ihm später für ein paar Kupfermünzen hinter der Scheune »Erleichterung verschaffen« zu dürfen …
    »Sogar für einen einzigen Schnaps mach’ ich’s dir«, flüsterte die verlebt aussehende, obgleich noch junge Frau ihm ins Ohr, »weil ich dich mag. Du g’fallst mir! Schaust aus wie was Besseres, nicht so wie unsereins«, fügte sie hinzu und streichelte mit
ihren schmutzigen Fingern erst über seinen muskulösen Oberarm in dem weißleinenen Hemdsärmel, ehe sich ihre Hand zu seinem Hosenlatz verirrte.
    Florian hatte nicht wenig Mühe, das aufdringliche Frauenzimmer loszuwerden, ohne sich den Hass der ganzen Truppe zuzuziehen.
     
    Ganz nutzlos waren Florians Bemühungen an jenem Abend nicht: Immerhin brachte er seinen »neuen Freund« Frick dazu, zuzugeben, von einem »bedeutenden Herrn vom Hof« Geld erhalten zu haben, weil er ihm »Munition« gegen den Geheimen Rat zu Mangfall-Pechstein geliefert habe.
    »Was soll’s denn da schon geben?«, stellte Florian sich dumm. »Was hat der Hexenrichter denn schon groß zu verbergen?«
    »Ha! Täutäusch dich nicht, Freund«, lallte der andere. »Ich hab’ ihn und den Bebe … Benediktiner belauscht, wie sie über die Kikikirche und die Hexenproprozesse und den Herzog geredet hahaben und übüberhauhaupt über die ganze Jujujustiz.« Peter rülpste laut.
    »Na und? Was war denn so interessant daran, dass dir einer für das Geschwätz auch noch was gezahlt hat? Das wird sicher bloß ein rechter Schmarren gewesen sein.«
    »Irrtum!«, widersprach der schon reichlich Angetrunkene. »Der jujunge Herr hat sich sehr dekti … despektierlich üüüber den Herzog ausgelassen und seine Vovorstellungen von Gegegerechtigkeit. Und einen Hehehexenprozess will er auch nimmer füführ’n, weil er nicht an Hehexen glaubt.«
    Das Letztere flüsterte Peter nur noch, so, als habe er Angst, einer, der ihm übelwolle, könne ihn hören.
    »Ja so was! Wer war denn dann der Herr vom Hof, der das hat wissen wollen?«, fragte Florian mit harmloser Miene. Aber
da wurde Peter auf einmal misstrauisch und verschloss sich wie eine Auster.
    »Ich hab’s versprochen, dass ich das niemandem sagen werde«, gab er mit verkniffenen Lippen und ohne zu stottern von sich, rülpste dabei und beäugte seinen neuen Freund argwöhnisch. »Warum iiinteressierst du dich eieigentlich dafür?«
    »Ich? Aber woher denn, keine Spur. Ist ja nur, dass man sich unterhält, nicht wahr? Behalt’s ruhig für dich, Peter. Sonst meinst du am End’ noch, ich tät dich ausfragen, gell?«
    Darauf grölte der reichlich mit Branntwein und Bier abgefüllte Peter vor Lachen und Florian lachte anstandshalber mit.
    Der Ausflug in die Winkelwirtschaft schlug alles in allem ganz schön zu Buche - musste der verräterische Dienstbote doch unbedingt noch auf Florians Kosten mit einer einigermaßen ansehnlichen Magd der Ehgartners ins Heu gehen …
    »Das Mensch ist aber nicht mit zehn Kreuzern zufrieden - sie verlangt einen halben Gulden«, hatte Peter ihm zugeraunt und Florian hatte bereitwillig seine Geldkatze aufgenestelt.
     
    »Das hast du großartig gemacht, Florian«, lobte der alte Graf seinen Reitknecht, als dieser wieder wohlbehalten ins Palais zurückgekehrt war.
    »Du hast nicht nur ein bemerkenswertes Händchen für Pferde, sondern bist auch sonst ein ganz Schlauer. Es macht gar nichts, dass du den Namen des Anstifters zum Verrat nicht gleich beim ersten Mal herausgefunden hast.
    Hauptsache, wir wissen, dass wir uns auf der richtigen Spur befinden. Du kriegst später sicher noch raus, wer derjenige ist, der es sich so viel kosten lässt, Dinge über meinen Sohn zu erfahren, die ihm schaden könnten. Dafür bekommst du auch was von mir - da, nimm!«

    »Danke, Euer Gnaden! Gott vergelt’s Euch vielmals!«
    Florian war zufrieden; seine Unkosten waren gedeckt und darüber hinaus hatte er noch einen schönen Batzen Geld im Sack.

KAPITEL 30
    10. September 1611, auf dem Weg nach Rom
     
    VON ALLDEM HATTE Alberta keine

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