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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Zeit würde es mit Gottes Hilfe mit sich bringen, dass sich alles zum Guten wende.
    »Euer Wort in Gottes Ohr, Herr von Hochfelln«, hatte Wolfgang Friedrich daraufhin erwidert. Da Eleonora sich in diesem Augenblick zu ihnen gesellte, waren die Herren stillschweigend übereingekommen, das heikle Thema zu wechseln.
     
    Inzwischen war einige Zeit vergangen und die Lage noch kritischer geworden, was Alberta anbetraf. »Heilige Mutter Gottes, lass mich wenigstens erfahren, wer derjenige ist, der meinem
Kind schaden will«, bat der alte Graf die Patrona Bavariae, die voll Hoheit auf dem Altar thronte.
    Und wie jeder andere, der ein großes Anliegen an einen Heiligen oder die Gottesmutter hatte, gelobte auch er feierlich, im bayerischen Oberland eine weitere Marienkirche zu stiften, beziehungsweise eine alte, verfallene auf eigene Kosten renovieren zu lassen, wenn alles zum Besten seiner Tochter ausginge.
    »Vater im Himmel, heilige Muttergottes, ihr Heiligen alle: Ich schwöre, meine Alberta ist vollkommen unschuldig in diese dumme Sache hineingeschlittert. Lasst sie nicht für meinen Fehler büßen«, flüsterte er, ehe er sich demütig bekreuzigte und nach einer tiefen Kniebeuge den geheiligten Ort verließ.
     
    Zurück in der Hauptstadt blieb Florian nicht müßig. Er hörte sich weiter um unter den anderen gräflichen Domestiken; auch beim Koch versuchte er sein Glück. Doch seine Nachforschungen waren wenig ergiebig - die Männer wussten so gut wie nichts.
    Aber es gab ja zum Glück die Diener der anderen adligen Familien, die allesamt in der Nähe der Residenz ihre Stadthäuser unterhielten. Beim Adel hatte sich nämlich die Gewohnheit herausgebildet, nach der herbstlichen Jagdsaison die Wintermonate in München zu verbringen.
    Der Hof organisierte Schlittenfahrten durch die verschneite Stadt und auf die Hügel außerhalb. Theateraufführungen fanden statt, wobei sich vornehmlich die Jesuiten hervortaten mit erbaulichen Stücken, deren moralischer Anspruch den Herzog befriedigte …
    Ferner fiel in die kalte Jahreszeit der Fasching, ein lebhaftes, buntes Maskentreiben mit Musik und Tanz vor den kargen
Wochen der Fastenzeit, bestens geeignet, auf fröhliche Weise den Winter auszutreiben. Diese Art Frohsinn erfreute sich bei Jung und Alt jedweden Standes großer Beliebtheit - wenngleich Maximilian des Öfteren die Sorge hegte, seine Untertanen könnten sich allzu sehr dem Trunk (und Schlimmerem) hingeben. Nicht ganz zu Unrecht: Neun Monate später stieg regelmäßig die Geburtenrate an …
     
    Florian hatte keine Mühe, sich mit einigen der Dienstboten anderer Herren gemein zu machen und sie auszufragen - ohne dass sie dessen überhaupt gewahr wurden.
    »Innerhalb kürzester Zeit hast du dir eine wahre Meisterschaft im Ausspionieren der Leute erworben, Flori. Das verdient meine Hochachtung und meinen besonderen Dank«, lobte ihn der Graf zum wiederholten Mal in dieser Woche und drückte ihm erneut zwei Gulden in die Hand.
    »Wenn sich bestätigt, was du erfahren zu haben glaubst, dann lege ich noch mal den gleichen Betrag drauf. Und anschließend jage ich den Frick zum Teufel!«
    Florian freute sich ungemein. Sparte er doch seit einiger Zeit jeden Kreuzer und legte Gulden auf Gulden; er beabsichtigte nämlich, im kommenden Frühjahr zu heiraten. Seine Auserwählte war eine ausgesprochen hübsche Küchenmagd, ein liebes, anständiges und fleißiges Mädchen.
    Um als Domestik eine Ehe schließen zu dürfen, bedurfte es einmal der Erlaubnis des jeweiligen Dienstherrn und zum anderen musste jeder Heiratswillige eine gewisse Summe vorweisen können, zum Beweis, dass er, sein Weib und seine eventuellen Kinder niemandem auf der Tasche liegen oder als Bettlergesindel das ohnehin riesige Heer der Bedürftigen vergrößern würden …
    Florian hatte bereits mit seinem Herrn über eine Hochzeit
gesprochen und der Graf hatte zugestimmt - wohlwissend, dass es dem Herzog nicht gefallen würde, falls er davon erfuhr. Maximilian hielt gar nichts davon, wenn niedere Volksschichten sich vermehrten - egal, ob ohne oder mit dem Segen der Kirche und ihrer Dienstherren. Die »ledigen Bankerte« sollten ja immerhin durch seine famosen »Sittenmandate« verhindert werden - ein so weltfremder Gedanke, dass er den Grafen und seine Freunde mehr als einmal zum Kopfschütteln brachte.
    »Recht so, Flori, heirate nur deine Resi. Aber versprich mir, dass deine Kinder auf dem Schloss bleiben und für mich arbeiten, wenn sie groß sind«, war

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