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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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senkrecht aus meinem
Sessel empor und blickte automatisch auf die Armbanduhr. Während ich etwas
mühsam registrierte, daß es Viertel vor zwölf war, wiederholte sich der Schrei.
Ich lief hinaus in die Diele und sah Elaine mit einem Ausdruck blinder Panik
die Treppe hinunterstürzen.
    »Larry!«
Sie warf sich mir, vor Angst schluchzend, in die Arme. »Ich habe sie gesehen!
Unten am See!«
    »Beruhigen
Sie sich«, murmelte ich besänftigend und drückte sie an mich. »Es ist ja jetzt
gut .«
    »Ich
konnte sehen, wie sich Lichter zwischen den Sträuchern bewegten. Kleine
flackernde Lichter — wie Kerzen.« Sie stöhnte mitleiderregend. »Die Hexen
versammeln sich, Larry! Verstehen Sie nicht? Jetzt weiß ich, daß es wahr ist
und nicht nur meine Einbildung! Tante Emma hat keinen Unsinn geredet — es ist
wahr! Sie hatte immer recht .«
    Die
Treppe knarrte, ich riß den Kopf mit einem Ruck herum und sah Iris auf uns
zueilen. Sie trug einen kniekurzen schwarzen Bademantel, das weizenblonde Haar
hing ihr offen über die Schultern herab.
    »Was
ist hier eigentlich los ?« fauchte sie.
    »Elaine
sagt, sie habe Lichter am See gesehen«, erwiderte ich. »Als ob Kerzen
herumgetragen würden .«
    »Das
ist nur deine Einbildung, Elaine .« Iris’ Stimme war
kalt. »Geh zurück ins Bett .«
    »Nein.«
Elaine vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter, so daß ihre Stimme erstickt
klang. »Verstehst du nicht? Sie sind wirklich da. Die Hexen versammeln sich, um
eine Schwarze Messe abzuhalten. Und sie warten auf mich. Sie brauchen mich! Sie
brauchen«, die Stimme versagte ihr, »meinen Körper. Ich bin ihr Altar !«
    »Falls
du ihr diese widerlichen Obszönitäten eingeredet hast, Larry«, sagte Iris
leise, »werde ich...«
    »Es
war nicht Larry .« Ich fühlte, wie Elaines Körper in
meinen Armen erstarrte, während sie langsam den Kopf hob. »Larry nicht !« wiederholte sie flüsternd, löste sich dann von mir und
wandte das Gesicht ihrer Schwester zu. »Sie sagen, du bist es gewesen .«
    »Ich?«
Iris starrte sie an.
    Elaine
wischte sich mit einer unbeholfenen Armbewegung die Augen. Plötzlich fiel mir
auf, daß sie dasselbe durchsichtige Nachthemd trug wie am Nachmittag in ihrem
Zimmer. Sie erwiderte den starren Blick ihrer Schwester mit etwas unsicherem
Gesicht. »Sie sagen, du hättest mich — hypnotisiert .« Ihre Stimme zitterte und wurde erst allmählich fester. »Wenn ich dein Signal
höre, muß ich tun, was du mir gesagt hast, aber nach dem Aufwachen weiß ich von
nichts, bis du mir wieder das Signal gibst. Wie das Läuten des Telefons gestern nacht . Es war das Signal, daß ich zu Tante Sarah in
den See gehen sollte. Und dann war da heute nachmittag das andere Signal, es kam ganz aus Versehen, und ich wollte zum See, weil ich
wußte, daß die Hexen auf mich warten .«
    »O
mein Gott«, flüsterte Iris.
    »Ist
es wahr ?« Elaines Stimme zitterte wieder. »Hast du das
wirklich mit mir gemacht ?«
    »Natürlich
nicht«, sagte Iris gepreßt.
    »Ich
bin so froh .« Elaines Miene erhellte sich einen
Augenblick. »Ich wußte, daß du es nicht sein könntest, aber dann war ich so
durcheinander, Iris .« Ein Ausdruck von
Entschlossenheit trat in ihr Gesicht. »Kommst du mit ?«
    »Wohin?«
    »Hinunter
zum See — jetzt? Damit wir uns beide überzeugen können ?«
    »Ich
hole eine Taschenlampe .« Iris eilte schnell zur Küche.
    Ich
wartete, bis sie außer Hörweite war, und sagte dann: »Ich gehe mit .«
    »Nein!«
Elaine drehte sich heftig zu mir um. »Das würde alles verderben, Larry. Iris denkt
dann, ich traue ihr noch immer nicht, und wenn Sie dabei sind, würde ich auch
nie endgültige Gewißheit darüber bekommen, ob ich es wirklich kann. Es muß nun
mal sein. Ich habe so viel durchgemadit , Larry, mehr
kann ich nicht aushalten .«
    »Nun
gut«, sagte ich zweifelnd, »aber Sie gehen ein großes Risiko ein .«
    »So
groß nun auch wieder nicht.« Sie legte mir die Hand einen Augenblick auf den
Arm. »Ich brauche nur zu schreien, und Sie hören mich laut und deutlich .«
    Iris
kehrte mit einer winzigen Taschenlampe zurück, die offensichtlich für eine
kleine Damenhandtasche bestimmt war. »Hast du die große Stablampe ?« fuhr sie mich an. Ich schüttelte den Kopf. »Irgendein
Idiot muß sie genommen haben! Sie ist aus der Küche verschwunden .« Sie entließ mich mit einer Kopfbewegung und nahm den Arm
ihrer Schwester. »Sind wir soweit ?« Ihr Ton schlug
plötzlich in rauhe Zärtlichkeit um.
    »Weißt
du, was ?« sagte

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