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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Lächeln zustande. »Wenn du es so haben willst .«

11
     
    Ich
saß allein im Wohnzimmer und klammerte mich bereits seit zwei Stunden an ein
und dasselbe Glas. Das Abendessen war ziemlich schweigsam verlaufen. Elaine
hatte es vorgezogen, in ihrem Zimmer zu essen, Tante Emma war vollauf
beschäftigt gewesen, fast zwei Pfund blutiges Roastbeef in sich hineinzuschlingen,
und Iris hatte meine zwei bis drei Versuche, ein Gespräch in Gang zu bringen,
mit eisigem Schweigen ignoriert. Nach beendeter Mahlzeit hatte Tante Emma
verkündet, daß sie sich für die Nacht zurückziehe, wobei sie mir einen
bedeutungsvollen Blick zuwarf, der besagte, daß sie wach und für alle kommenden
Ereignisse bereit sein würde. Ich war Iris ins Wohnzimmer gefolgt, wo sie
geradewegs auf den Flaschenständer zusteuerte, sich eine Flasche Kognak und ein
Glas nahm und wortlos verschwand.
    Der
Minutenzeiger drehte langsam seine Runden, bis meine Uhr endlich halb elf
anzeigte und ich mich etwas wohler zu fühlen begann, weil Steve Engsted jetzt
irgendwo unten am See sein mußte. Unlogischerweise gab mir diese Vorstellung
ein Gefühl der Freiheit; ich brauchte nicht mehr hier unten auszuharren. Ich
leerte mein Glas, stieg die Treppe hinauf, ging leise zu Elaines Zimmer und
klopfte. Ich hätte schwören können, ihr »Herein« gehört zu haben, aber nach
ihrem betroffenen Gesichtsausdruck zu schließen, mußte ich mich doch getäuscht
haben.
    »Larry!«
Sie klappte schnell das Buch zu, in dem sie gelesen hatte, und schob es unter
die Kissen.
    »Es
tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Ich habe angeklopft und meinte, ein
>Herein< gehört zu haben .«
    »Ich
habe nichts gehört .« Sie lächelte schüchtern. »Aber
das macht nichts .«
    »Wie
fühlen Sie sich denn ?« erkundigte ich mich.
    Ihr
Blick verdunkelte sich. »Es geht mir gut. Wie spät ist es eigentlich ?«
    »Kurz
nach halb elf.«
    »Ach,
ich dachte, es sei schon später .«
    »Soll
ich noch ein bißchen hierbleiben und mich mit Ihnen unterhalten ?« fragte ich unbeholfen.
    »Das
ist sehr lieb von Ihnen, Larry, aber ich bin wirklich ganz in Ordnung. Ich habe
mich völlig in meinem Schmöker festgelesen .«
    »Was
für ein Buch ist es denn ?«
    »Nichts
Besonderes.« Sie biß sich auf die Unterlippe und lächelte dann. »So ein
typischer Frauenroman. Das anständige Mädchen liebt seinen Chef, der in den
Banden eines raffinierten Vamps schmachtet .« Sie zog
ein Gesicht. »Aber ich möchte trotzdem gern wissen, wie die Geschichte ausgeht .«
    »Dann
will ich Ihnen die Lektüre nicht länger vorenthalten«, sagte ich. »Gute Nacht,
Elaine. Bis morgen früh.«
    »Gute
Nacht, Larry.« Ihr Gesicht war eine starre Maske. »Bis morgen früh.« Alles Leben
war plötzlich aus ihrer Stimme verschwunden.
    Ich
kehrte ins Wohnzimmer zurück und schenkte mir ein neues Glas ein. Vor
Mitternacht würde nicht viel passieren, hatte Steve Engsted gesagt. Ich ließ
mich in einen Sessel sinken, deponierte mein Glas neben mir und starrte müßig
zur Zimmerdecke empor. Je länger ich über die Situation nachdachte, desto
wahnwitziger erschien sie mir; da saß ich nun allen Ernstes weniger als zwei
Autostunden von New York entfernt und wartete darauf, daß sich die Hexen zu
einer Schwarzen Messe versammeln und den Körper eines jungen Mädchens als Altar
benützen würden. Ich schloß die Augen und dachte sehnsüchtig an Boris, der
jetzt vermutlich mit irgendwelchen reizenden Damen gepflegt zu Abend speiste.
Aber dann sah ich plötzlich wieder das Tonpüppchen in dem Wasserteller vor mir.
Iris’ Erklärung, daß Tante Emma es im Schrank versteckt haben mußte, klang
logisch, nur konnte man sie ebensogut als einen
Versuch ansehen, jemand anders zu verdächtigen. Es war verdammt schwer, an dem
Anschauungsunterricht in Hypnose vorbeizukommen, den mir Steve Engsted am
Nachmittag gegeben hatte. Armer alter Steve! Ich grinste selbstzufrieden vor
mich hin. Da irrte er jetzt mutterseelenallein an dem nebligen dunklen See
herum, während ich mich gemütlich im Sessel lümmelte... Das Tonpüppchen
erschien wieder vor meinem inneren Auge... Iris hatte nicht gewollt, daß ich
den Schrank öffnete, fiel mir ein — zur Entschuldigung hatte sie behauptet, ein
pornographisches Buch darin aufzubewahren, mit Illustrationen... Ich versuchte
mir auszumalen, wie diese Illustrationen wohl beschaffen sein mochten, da
schreckte mich plötzlich ein Schrei hoch.
    Und
was für ein Schrei! Schrill und durchdringend. Ich schoß

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