Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Elaine mit dem kindlichen Eifer zu
gefallen, als sie die Haustür öffnete und hinaustrat. »Ich wette, wir finden
unten höchstens einen großen Glühwürmchenschwarm .«
    »In
dem Fall«, lachte Iris, »mußt du mir eine Woche lang das Frühstück ans Bett
bringen .«
    Die
beiden verschwanden in der Dunkelheit, und das unangenehme Gefühl in meiner
Magengrube verstärkte sich rapide. Wozu machte ich mir eigentlich Gedanken? Ich
wußte doch, daß Steve Engsted bereits am See unten wartete, noch dazu mit einer
Waffe. Wenn er in irgendwelche Schwierigkeiten geraten wäre, hätte er wie
vereinbart einen Schuß abgegeben. Genau wie ich geschrien hätte, wenn mir etwas
Unvorhergesehenes... Elaine hatte
geschrien! Laut genug, um Tote aufzuwecken, zwei- oder dreimal.
Warum war er also nicht gekommen? Weil ihn die Hexen überwältigt hatten?
Vielleicht schon bevor er das Haus verlassen und zum See gelangen konnte? Oder
hatte er — und dieser Gedanke ließ sich plötzlich nicht mehr aus meinem Kopf
verdrängen — die Schreie durchaus gehört und wollte gar nicht kommen? Die
Schreie konnten ein Signal gewesen sein, aber nicht das, auf das wir uns
geeinigt hatten.
    Ich
versuchte verzweifelt, mich zu erinnern, woran ich vorhin in meinem Sessel
gedacht hatte. Im Halbschlaf war mir etwas Wichtiges durch den Kopf gegangen,
ich hatte nur nicht richtig geschaltet. Das Tonfigürchen im Teller? Die
posthypnotische Sperre? Ich schloß einen Moment die Augen, und da war es wieder
— das pornographische Buch! Ich ließ die Augen geschlossen, versuchte alle
anderen Gedanken auszuschalten, und plötzlich hatte ich die Verbindung: Elaines
betroffenes, fast schuldbewußtes Gesicht, als ich so
unerwartet in ihr Schlafzimmer gekommen war.
    Ich
stürmte drei Stufen auf einmal die Treppe hinauf, rannte durch den Flur und in
ihr Schlafzimmer. Meine Hand suchte unter den Kissen, fand das Buch und zog es
hervor. Ich schlug es irgendwo in der Mitte auf und starrte auf die Abbildung
von fünf nackten Körpern, drei weiblichen und zwei männlichen, die auf
unglaubliche Weise in- und miteinander verschlungen waren. Das Ganze war nicht
nur unmöglich, sondern einfach grotesk. Ich konnte beinahe Elaines Stimme wieder
hören: »Nichts Besonderes. So ein typischer Frauenroman.« Wenn sie dies einen
Frauenroman nannte, hätte ich gern gewußt, was sie sich unter einer
Aufklärungsschrift vorstellte.
    Der
einzige Ort, an dem sie dieses pornographische Bilderbuch entdeckt haben
konnte, war der Schrank in Iris’ Atelier. Also mußte Elaine selbst das
Tonpüppchen fabriziert und in den Teller mit Wasser gelegt haben. Aber wie
konnte sie wissen, daß ich es dort finden würde? Wenn man etwas darüber
nachdachte, schien die Antwort ganz einfach: nicht ich sollte es finden,
sondern Tante Emma. Vielleicht hatte Elaine vorgehabt, gemeinsam mit ihr ganz
zufällig darauf zu stoßen? Zu welchem Zweck? Etwa um Tante Emma gegen Iris
aufzubringen? Oder um ihren Hexenglauben zu bestärken? Wieviel von Tante Emmas Wahn ging zu Lasten ihrer Krankheit, und was war ihr geschickt
suggeriert worden?
    Ich
raste aus dem Zimmer, den Korridor zurück und die Treppe hinab. Unten erwartete
mich Mrs. Robins, in ihren schweren Morgenrock gehüllt. Als sie mir das Gesicht
zuwandte, sah ich, daß sie wachsbleich war.
    »Wo
ist Iris ?« fragte sie mit brüchiger Stimme.
    »Mit
Elaine zum See hinunter«, keuchte ich.
    »Tante
Emma ist auch nicht in ihrem Zimmer«, sagte sie ausdruckslos. »Sie müssen sich
beeilen, Mr. Baker !« Ihre Hand krallte sich
schmerzhaft um meinen Arm. »Es ist nicht allein ihre Schuld. Die Erbanlage...«
    »Ich
weiß !« rief ich und riß mich von ihr los.
    Die
ersten fünfzig Meter rannte ich fast blind, dann gewöhnten sich meine Augen an
die Dunkelheit, und ich konnte die Oberfläche des Sees im Sternenlicht
schimmern sehen. Mein Herz schlug wie der Hammer eines wildgewordenen
Auktionators. Dann hörte ich irgendwoher aus dem alten Friedhof, der sich in etwa
hundert Meter Entfernung zu meiner Rechten hinzog, einen dünnen Schrei. Ich
hielt darauf zu, wobei meine Füße auf dem glitschigen Untergrund fast bei jedem
Schritt rutschten. Wieder ertönte ein Schrei, diesmal sehr viel näher, und der
Gedanke, möglicherweise zu spät zu kommen, erfüllte mich mit ohnmächtigem Zorn.
    Dann
traf plötzlich nur etwa zwanzig Meter vor mir der kräftige Strahl einer
Taschenlampe drei Gestalten, die regungslos erstarrten. Engsted kauerte hinter
Iris, die auf den Knien

Weitere Kostenlose Bücher