Die Hexenfalle
hysterischen
Anfalls«, erwiderte ich vorsichtig.
»Das
hätte ich ihm auch sagen können«, fauchte sie. »So geht das jetzt schon seit
Monaten. An den Wochenenden verschwindet sie nach Manhattan, und den Rest der
Woche bläst sie hier Trübsal. Was hatte er denn sonst noch auf Lager ?«
»Er
glaubt, jemand habe versucht, sie zu hypnotisieren .« Ich nahm einen Schluck und verfolgte gespannt ihre Reaktion.
»Hypnotisieren?«
Iris starrte mich an. »Wozu sollte denn das gut sein? Mir scheint dieser
Verdacht eher zu beweisen, was ich schon immer vermutet habe: Steve hat seine Praxis
aufgegeben, weil er selber spinnt. Wo ist Elaine jetzt ?«
»Soviel
ich weiß, in ihrem Zimmer«, erwiderte ich.
»Und
Tante Emma?«
»Die
ist vor einer Weile nach Hause gekommen und hinaufgegangen .«
»Glaubt
ihr alle immer noch, daß ich diese blödsinnige Tonpuppe gemacht habe ?«
»Ich
weiß selber nicht, was ich darüber denken soll«, sagte ich.
»Du
wagst es nicht, dich festzulegen«, stichelte sie. »Du glaubst zwar nicht, daß
ich es war, aber gleichzeitig zweifelst du, ob ich es vielleicht nicht doch
gewesen bin. Statt Fernsehautor hättest du Politiker werden sollen .«
»Selbst
wenn du ausscheidest, war es jedenfalls jemand, der Elaine Schaden zufügen
wollte«, knurrte ich. »Ist dir das gleichgültig ?«
»Nein«,
sagte sie gepreßt. »Aber du machst aus einer Mücke einen Elefanten, Larry. Ich
lebe jetzt ein Jahr mit Tante Emma unter einem Dach und habe während dieser
Zeit nichts anderes von ihr gehört als das törichte Geschwätz über Hexen und
Hexerei. Wenn jemand diese Tonfigur gemacht hat, war sie es; nicht um Elaine zu
schaden, sie ist vernarrt in meine kleine Schwester, sondern um uns andere zu
überzeugen, daß sie recht hat. Die arme alte Frau.«
Ihre Stimme wurde etwas weicher. »Seit Tante Sarahs Tod ist sie eben nicht mehr
ganz richtig im Kopf .«
»Das
war sie vorher doch auch nicht«, insistierte ich. »Wie war denn das, als sie
versuchte, ihrem Mann die Kehle durchzuschneiden ?«
Iris
erbleichte. »Wer hat dir das erzählt ?«
»Mrs.
Robins.« Ich versuchte, meiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben. »Es
ist eine Erbanlage, sagt sie, die bei den Langdons in jeder Generation zutage
tritt. In diesem Fall war Tante Emma die Unglückliche .«
»Dieses
schwatzhafte, bösartige alte Weib!« Iris’ Stimme bebte vor Zorn. »Das ist alles
gelogen! Tante Emma war bis zum Tode ihrer Schwester völlig normal. Eine
Erbanlage in der Familie! Daß ich nicht lache !« Ihr
ganzer Körper zitterte vor Empörung. »Ich werde ihr beibringen, solche Dinge zu
behaupten. Ich werde ihr die Bratpfanne auf dem Kopf zerschlagen, vielleicht
bringt sie das zur Vernunft !«
»Immer
mit der Ruhe«, ermahnte ich sie. »Mrs. Robins ist so ziemlich die einzige
Freundin, die du hast .«
»Freundin !« stieß sie erbittert aus. »Beleidige mich nicht, indem du
diesen weiblichen Judas meine Freundin nennst .« Sie
kippte den Rest ihres Drinks hinunter und schleuderte mir dann fast ihr Glas
entgegen. »Gib mir noch was zu trinken. Mach schnell, bevor ich explodiere!
Oder noch eine von diesen kleinen Tonpuppen mache und sie ins Feuer werfe !«
Ich
blieb auf halbem Wege zu dem Flaschenständer stehen und sah instinktiv zurück.
Ihr Blick bohrte sich sekundenlang in den meinen; dann leckte sie sich langsam
den Mundwinkel. »Ich war neugierig, ob du darauf reagieren würdest, Larry«,
schnurrte sie leise. »Und du hast reagiert! Du denkst noch immer, daß ich die
Puppe gemacht habe. Und jetzt glaubst du vielleicht sogar, ich hätte meine arme
kleine Schwester hypnotisiert ?« Sie lehnte sich
zurück, so daß ihre Augen im Dunkeln lagen. »Glaubst du wirklich, daß ich eine
Hexe bin? Ängstigt dich das nicht? Stell dir vor, ich würde meine bösen Kräfte
dir gegenüber gebrauchen? Ich schnalze mit den Fingern, und du verwandelst dich
in eine Kröte ?«
»Jetzt
ist es an der Zeit«, sagte ich betont, »das festzustellen .«
Ihr
Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Willst du einen Hexenprozeß anstrengen ?«
Bevor
ich antworten konnte, klingelte das Telefon. Iris erhob sich mit einem
gemurmelten Fluch. Ich ging zum Flaschenständer hinüber, füllte ihr Glas und
brachte es zu dem kleinen Tischchen neben ihrem Stuhl.
»Larry?«
Iris legte die Hand über die Sprechmuschel und bedachte mich mit einem
zuckersüßen Lächeln. »Es ist Kath McConathy . Sie
fragt, ob wir heute abend zu
einer Party bei ihr kommen wollen. Am
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