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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Luis allein im verwaisten Sitzungssaal gegenüber.
    Rosas Beine zitterten, und es kam ihr so vor, als würden die Wände um sie herum tanzen, aber sie konnte jetzt nicht gehen. Sie musste wissen, ob er ihr verziehen hatte.
    »Luis.«
    »Schämst du dich nicht?«, fragte er.
    »Es war nicht leicht, dich zu verlassen, als du krank warst, aber ich hatte gehofft, du würdest mich verstehen. Du hättest für Marie-Christin das Gleiche getan.«
    »Du meinst, ich hätte dich, dem Tode nahe, zurückgelassen, dein Geld genommen und wäre abgehauen, das glaubst du?«
    Er funkelte sie wütend an. »Es mag sein, dass ich es mit der Wahrheit nicht allzu genau nehme, aber dich, verdammt noch mal, dich hätte ich weder bestohlen noch im Stich gelassen.«
    »Nicht einmal für Marie-Christin?«
    Er wich ihrem Blick aus. Rosa hatte das Gefühl, er wollte wütend sein.
    »Und danke auch, dass du den Franzmännern Geld für den Bau einer Kirche gegeben hast. Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, was ich von diesen fanatischen Heuchlern halte, die meine Familie zerstört haben.«
    »Sie haben uns vorm Verdursten gerettet, und ich wollte, dass sie sich gut um dich kümmern, solange ich weg bin.«
    Luis zog eine Augenbraue hoch. »Ach was, du hast doch gedacht, der stirbt sowieso, da spielt es keine Rolle, ob ich ihm das Geld wegnehme.«
    Jetzt drehten sich nicht nur die Wände, sondern auch der Fußboden schien unter Rosa zu schwanken. »Du bist verrückt! Ich habe nur etwas Gold mitgenommen, der Rest war dort, wo ich ihn versteckt hatte.«
    »Versteckt?« Er betrachtete sie so abschätzig, als hätte sie gerade versucht, ihm einen kranken Gaul zu verkaufen.
    »An dem Abend, als du angeschossen wurdest.« Rosa rang nach Worten, es musste doch etwas geben, das ihn überzeugen würde. »Der Sack, den du gepackt hattest, war viel zu schwer für mich, außerdem warst du gerade angeschossen worden, und ich musste uns in Sicherheit bringen. Deshalb habe ich ihn am Hafen ins Wasser gestoßen, und dort war er noch immer, als ich dich abholen wollte.«
    »Das hat sicher gut geklappt«, höhnte er. »So gut, wie du schwimmen kannst.«
    »Ich nicht, aber Arevhat.« Rosa suchte etwas, an dem sie sich festhalten konnte. In ihrem Kopf wirbelten Wände und Worte und Bilder, ihre weinende Mutter, der davonrennende Dobkatz, der pickende Geier, zischelnde Kobras, ein krachender Mast, und schließlich brach eine riesige Welle über ihr zusammen und begrub alle Bilder und Worte unter grauschaumiger Gischt.
     
    »Rosa, Rosa, komm zu dir!« Jemand schlug ihr kräftig auf die Wangen.
    Sie öffnete die Augen. Luis hatte sie aufgefangen und hielt sie in seinen Armen. Es fühlte sich gut an. Sie räusperte sich, musste unbedingt etwas sagen.
    »Lass uns nicht die gleichen Fehler machen«, flüsterte Rosa und dachte mit Schaudern an Dobkatz und ihre Mutter. Wenn sie doch nur ein einziges Mal den Mut gehabt hätten, sich wirklich zu vertrauen.
    »Wie meinst du das denn?«
    »Verzeih mir, und lass uns von vorne anfangen. Du kannst mir vertrauen. Immer. Fühlst du das denn gar nicht?«
    »Nicht leicht für jemanden«, brummte er widerwillig, »der nicht einmal seinen Eltern vertrauen konnte.«
    Sie griff nach seiner Hand und legte sie auf ihre Brust. »Spürst du es jetzt?«
    Luis lächelte. Und obwohl es in seinem dichten schwarzen Bart fast nicht zu erkennen war, sah Rosa es doch und schöpfte Hoffnung.
    »Es ist nie leicht«, sagte sie. »Es wird nie leicht sein. Aber wir sollten es wagen.«
    Statt einer Antwort erhob er sich und behielt Rosa auf seinen Armen, wie bei ihrem ersten Zusammentreffen.
    »Was ist mit deiner Schulter?«, fragte sie und bedeutete ihm, sie wieder abzusetzen.
    »Alles bestens, außer bei Nordwind.«
    Rosas Finger sagte etwas anderes, aber sie schwieg, um ihn nicht zu kränken. Sie legte ihren Arm um seinen Hals und begann sich langsam wohler zu fühlen.
    Er beugte sich über sie, als wollte er sie auf den Mund küssen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne.
    »Du musst doch eine Hexe sein«, flüsterte er lächelnd, »denn wie sonst wäre es zu erklären, dass ich dich in meinen Armen halte, obwohl ich gerade noch voller Zorn war?«
    »Das ist leicht erklärt, man nennt es Liebe, ganz einfach Liebe«, sagte Rosa und dachte kurz an Arevhat, die sie sicher ausgelacht hätte.
    »Da könntest du leider recht haben«, murmelte Luis und küsste sie auf den Mund.
    Sie schloss die Augen. Jetzt, dachte Rosa, jetzt bin ich wirklich und

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