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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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September, knapp zwei Wochen nach der Schlacht bei Breitenfeld, erreichten die schwedischen Truppen mit ihrem Ketzerkönig das Gebiet des Erzbischofs von Würzburg. Anfang Oktober war die Stadt in den Händen der Schwedischen.«
    Heilige Jungfrau, Würzburg war gefallen. Wohin sollte das noch führen? Beinahe ängstlich griff der Graf erneut nach dem Schreiben.
    »Wie ein Magnet das Eisen zog König Gustav Adolf Gesandte und Herrscher aus dem Süden des Reiches an, die versuchten, sich auf diplomatischem Wege mit ihm zu vergleichen.«
    ›Sollte ich vielleicht auch …?‹, dachte der Graf. Nicht zum ersten Male spielte Ferfried mit diesem Gedanken. Möglicherweise bliebe der kleinen Grafschaft Ruhfeld vieles erspart. Aber er wusste genau, dass er es nie übers Herz brächte. Erstens war er gut katholisch und zweitens – wenn auch um viele Ecken herum – durch seine verstorbene Gemahlin mit den Habsburgern verwandt. Und deren Rache wäre – sollte er aufs falsche Pferd setzen – fürchterlich...
    Seufzend las er weiter: »Gustav Adolf empfing auch Abgesandte des Rates der Stadt Nürnberg. Den schriftlich vorgetragenen Wunsch der Ratsherren nach Neutralität lehnte der protestantische Schwede jedoch brüsk ab. Gilt doch für ihn:
    ›Freund oder Feind.‹
    Ein herber Schlag für die stolzen Kaufleute dieser blühenden Reichs- und Handelsstadt. Nach einigem Hin und Her, sowie einem deutlichen Brief Gustav Adolfs gaben die Nürnberger Ratsherren klein bei. Ein sogenannter Allianzvertrag besiegelte kurz darauf das Bündnis zwischen dem Schweden und der ehrwürdigen Kaiserstadt.«
    Erschüttert ließ Graf Ferfried erneut das Blatt sinken. Also auch Nürnberg war für die Sache des Reiches verloren. Wo würde das noch enden?
    »Gustav Adolf scheint auf dem Höhepunkt seiner Macht«, las er und wieder stahl sich der Gedanke an Kapitulation in sein Gehirn. Rasch wischte er ihn beiseite.
    »Nächstes Ziel des Ketzers war die Eroberung des Kurfürsten- und Bischofssitzes Mainz.«
    HERR im Himmel, auch noch Mainz! Was würde danach kommen? Da las er auch schon: »Die eroberten Reichsstädte Mainz und Frankfurt wurden in den nächsten Wochen zu Zentren schwedischer Macht. Frankfurt hat dem König einen wahrhaft kaiserlichen Empfang bereitet. Der Herrscher erschien im Rathaus in puritanischem Schwarz, ohne allen Zierrat, an seiner Seite seine schöne Gemahlin Maria Eleonora. Im November dieses Jahres feierte das königliche Paar ein freudiges Wiedersehen. Der Königin zu Ehren gab Gustav Adolf in Frankfurt ein riesiges Bankett.«
    Ferfried von Ruhfeld hatte genug gelesen. Der verdammte Ketzer feierte also auf deutschem Boden Feste. Sollte er doch daheim in seinem kalten und düsteren Heimatland Bankette geben, sich mit seiner Frau vergnügen und sich aus Deutschland heraushalten...
    Doch diese Hoffnung war vergeblich. Mit Sorge dachte der Graf an Hasso. Er war sein einziger Sohn und Erbe. Was passierte, wenn er in einer Schlacht fallen sollte? Wer würde nach seinem, Ferfrieds, Tod über die Grafschaft herrschen?
    Es gab noch einen weit entfernt verwandten Neffen in der Nähe von Basel, mit dem er aber nie Kontakt gehabt hatte. Und was geschähe mit Adelheid?
    Sie bliebe wohl am besten in Straßburg, wo sie es anscheinend gut getroffen hatte, wenn er Wilhelm von Kirchhofen glauben konnte. Abgehetzt und verstört war der junge Ritter kürzlich auf dem Schloss erschienen.
    »Duelliert hat er sich, der kleine Schwachkopf!«
    Ferfried war entrüstet gewesen, aber sein Sohn hatte die Partei des jungen Mannes ergriffen.
    »Was hätte er denn anderes tun können, Vater? Immerhin wurde er von seinem Gegner gefordert. Hätte er sich geweigert, die Aufforderung zum Zweikampf anzunehmen, wäre er als Feigling dagestanden.«
    »Na und? Der andere Narr würde noch leben, und unser Kirchhofener Held hätte nicht bei Nacht und Nebel fliehen müssen, nicht wahr?«
    Nein, Graf Ferfried hatte absolut kein Verständnis für derlei Dummheiten.
    »Außerdem hätte sich Wilhelm so verhalten müssen, dass er dem anderen gar keinen Grund für eine Forderung geliefert hätte. Die Position Adelheids und ihrer schwer kranken Freundin ist dadurch am Hof des Bischofs gewiss nicht gestärkt worden.«
    Der alte Graf war verärgert über seinen undiplomatischen Gefolgsmann und ließ es ihn fast täglich spüren.
     
     
    Ferfried beschloss, heute früh zu Bett zu gehen. Beim Gedanken an Salome, seine erfahrene und stets willige Bettgenossin, fiel ihm das

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