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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Majestät etwa von dem Duell und seinem Ausgang Kenntnis erhalten? Das wäre in der Tat fatal: Ein Eifersuchtsdrama zwischen verliebten Männern – davon wird Kaiser Ferdinand nicht gerade begeistert sein.«
    Doch Bischof Leopold winkte ab. »Nein, nein. Das ist es nicht. Das empfände mein kaiserlicher Bruder zwar auch als äußerst degoutant, aber sein Schreiben bezieht sich auf etwas ganz anderes. Lest nur, Madame Adelaide.«
    Und das tat sie, und je weiter sie kam, desto blasser wurde sie. Endlich ließ sie das Pergament sinken. »Es tut mir so leid, Monseigneur. Für Eure liebenswürdige Aufnahme zweier armer Verfolgter erhaltet Ihr jetzt diese Quittung.«
    Tränen glitzerten in den schönen, dunklen Augen der Gräfin. Sie war aufgestanden und kniete jetzt vor dem Bischof. Sie ergriff seine Hand mit dem schweren, funkelnden Rubinring. »Könnt Ihr mir jemals verzeihen, Eminenz? Ich habe Euch in diese furchtbare Lage gebracht. Glaubt mir, das habe ich niemals gewollt.«
    »Steht auf, mein liebes Kind. Was fällt Euch ein, Euch so zu demütigen? Was habt Ihr denn Böses getan? Ihr wart um Eure Freundin besorgt und habt bei Eurem Verwandten Zuflucht gesucht. Was könnte normaler sein? Nein. Die Fehler haben ganz andere gemacht. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, ist ein Zeichen, dass irgendetwas mit unserer Rechtsprechung nicht in Ordnung sein kann. So kann und darf kein Mensch behandelt werden, wie man es mit Eurer Gefährtin getan hat.«
    »Aber Ihr, Monseigneur, müsst die Sache jetzt ausbaden«, sagte Adelheid zutiefst betroffen.
    »Nun ja. Für eine Weile wird es ziemlich lästig sein, die drei angekündigten, kaiserlichen Schnüffler in meinem Palais dulden zu müssen.« Der Bischof schlug lässig seine wohlgeformten Beine übereinander. »Aber diese Zeit wird auch vergehen und dann haben wir wieder Ruhe in Straßburg.«
    Der Kirchenmann war aufrichtig bemüht, die Angelegenheit herunterzuspielen, um Adelheid nicht noch mehr zu verstören. Doch in Wahrheit graute ihm regelrecht vor diesen Wiener Spitzeln, die ihre Nasen in alles stecken würden, was sie nichts anging. Dabei durfte er sich noch glücklich schätzen, dass er überhaupt – hintenherum – von der ungefähren Ankunft dieser kaiserlichen Spürhunde erfahren hatte. Über den Zeitpunkt ihres Erscheinens hatte in dem Brief Ferdinands nämlich nichts gestanden...
    Aber seine Spione hatten gut gearbeitet. Leider war es ihnen bisher nicht gelungen, herauszufinden, wer am bischöflichen Hof die Rolle des Denunzianten gespielt hatte …
    Die beiden kamen überein, dass bereits am späten Abend desselben Tages die Gräfin mit der Kranken und ihrer Zofe Ursula den bischöflichen Palast verlassen und mit einer Eskorte von vier Mann – dem Kirchenfürsten treu ergebene Edelleute – die Reise nach Auxerre antreten würde.

KAPITEL 51
    GEGEN ZEHN UHR ABENDS rumpelte eine schlichte, schwarze Kutsche – ohne Wappen oder kirchliches Emblem und daher nicht als leopoldinische erkenntlich – durch das Haupttor der Stadtmauer von Straßburg. Sie wurde von vier Reitern begleitet.
    Auf dem Kutschbock saß ein vertrauenswürdiger Diener des Kirchenfürsten. Er hielt die Zügel fest in der Hand und schwang gelegentlich die Peitsche. Im Wageninneren saßen Adelheid und Helene nebeneinander und ihnen gegenüber die treue Ursula.
    Die Zofe saß nicht allein auf der Polsterbank. Neben ihr hatte ein älterer Mann in langem, schwarzem Kaftan und dem typischen Scheitelkäppchen der Juden, der Kippah, Platz genommen.
    Auch für den Medicus war es jetzt besser, Straßburg – wenigstens vorläufig – zu verlassen. Der Bischof hatte das so bestimmt, obwohl er seinen Leibarzt nur höchst ungern ziehen ließ. Er war an ihn gewöhnt und vertraute keinem anderen Mediziner.
    »Sie sind meistens Quacksalber«, pflegte Leopold zu sagen. »Christliche Ärzte sind vielfach noch dem Aberglauben verhaftet. In der Regel ungebildet, haben sie nicht einmal die Werke der antiken Heilkundigen studiert und ignorieren zudem die Erkenntnisse der neueren Medizin.
    Aber wir müssten damit rechnen, dass die Schnüffler meines ehrenwerten Herrn Bruders in ihrer Scheinheiligkeit an einem Juden in einem Bischofspalast Anstoß nähmen und Euch, Monsieur Weinlaub, womöglich nach Wien entführten. Mein kaiserlicher Verwandter soll sich gefälligst selber einen gescheiten Medicus suchen.«
    Eine kurze Strecke würde der jüdische Arzt und Gelehrte also den Damen Gesellschaft leisten, ehe er –

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