Die Hexengraefin
Atmen schwer. Wenn er sich ihre weichen, runden Brüste und die fülligen, weißen Schenkel mit dem dunklen Dreieck dazwischen vorstellte, die sich erwartungsvoll öffneten, um ihn in dem feuchtwarmen, rosigen Paradies zu empfangen, verstärkte sich das Ziehen in seinen Lenden beinahe unerträglich …
Tatsächlich, nur allzu bald sollte Adelheid feststellen, dass das Klima im Palais des Bischofs rauer geworden war. Nicht der Kirchenmann war es, der sie weniger freundlich behandelte, sondern sein Sekretär. Immo von Werhahn hasste die junge Gräfin, und er ließ es sie jeden Tag deutlich fühlen.
Sie war es, die diesen unerträglichen Tölpel mit der hübschen Visage hergebracht hatte. Immo hatte ihm schöne Augen gemacht – was war schon dabei gewesen? Und dass sein Geliebter deswegen eifersüchtig wurde, hatte ihn sogar mit Genugtuung erfüllt. Das verlieh ihrer Liebesaffäre, die bereits anfing, ein wenig schal zu werden, wieder die nötige Würze...
Aber dass der Deutsche von jenseits des Rheines seinen langjährigen Bettgefährten mit dem Schwert getötet hatte, das würde er ihm in tausend Jahren nicht vergessen. Und dessen Herrin noch weniger.
Was wollte dieses dreiste Weib überhaupt? Zweifellos hatte sie ihn etwas aus der Gunst Monseigneurs verdrängt, diese angebliche Cousine, in deren Obhut sich eine ausgemachte Hexe befand.
Ausgerechnet im Haus eines Mannes der heiligen Mutter Kirche war sie mit dieser Unholdin, die seit ihrer Ankunft noch kein Wort gesprochen hatte, untergeschlüpft. Ein Skandal war das!
Wenn das der Kaiser in Wien erführe … Der würde seinem Bruder mit Sicherheit tüchtig die Leviten lesen. Nach einer kaiserlichen Rüge würde das Weibsstück aus der Ortenau schnell in der Versenkung verschwinden und wieder dahin gehen, woher es gekommen war.
Also beschloss Immo von Werhahn, dem Schicksal etwas auf die Sprünge zu helfen.
KAPITEL 50
»HERRGOTTSAKRAMENT NOCH EINMAL, so pass Er doch auf.« Unwirsch schubste der alte Graf den angeblichen Heiler zur Seite.
»Weh hab ich schon genug, da muss Er mir nicht noch extra welches verpassen!«
Der vom Schlossvogt Anselm von Waldnau herbeigerufene Rutengeher, Weissager, »Besprecher« und angebliche Silberminenentdecker hatte sich erboten, den Schlossherrn von dessen Zahnschmerzen zu befreien.
Der hockte nun seit einer geschlagenen Stunde auf einem harten Schemel und ließ den schlampig aussehenden Kerl in seinem Mund herumfuhrwerken, ohne dass dieser bis jetzt das Geringste an Linderung bewirkt hatte. Im Gegenteil: Durch das Hantieren und Klopfen gegen die blank liegenden Zahnhälse tat dem Grafen jetzt der Mund noch weher als zuvor.
»Wenn sonst nix hilft, dann reiß Er den Stumpen einfach raus!«, bellte der Ruhfelder.
Davor wollte sich der Kurpfuscher aber lieber drücken. Er hatte Angst, der edle Herr könnte ihm wegen der mordsmäßigen Schmerzen den Kopf abreißen. Da nahm er lieber Zuflucht zu einem »zauberischen« Mittel, das garantiert noch jedem geholfen hatte.
»Herr, es ist gescheiter, Ihr versucht es mit dem todsicheren Mondzauber.«
»Was soll das denn sein? Will Er mich etwa auf den Arm nehmen?«, brummte Ferfried höchst ungnädig und hielt sich die Hand an die geschwollene Backe.
»Sobald nach dem Neumond zum ersten Mal die Mondsichel am Himmel sichtbar wird, müsst Ihr Euch an den Mond wenden, damit er Euch die Schmerzen nimmt. Dazu müsst Ihr einen Vers hersagen, den ich Euch noch aufschreiben will, Herr. Er lautet: ›Ich seh ins liebe, neue Licht, bewahr mich Mond vor Zähnegicht. Dass sie mir nicht reißen, dass sie mir nicht spleißen. Ich grüße dich, du neues Licht mit deinen zwei Zacken. Meine Zähne sollen mich nicht zwacken, bis du haben wirst drei Zacken. Ach, du liebes, neues Licht, behüt mich, Mond, vor meiner Zähne Gicht. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.‹
Das müsst Ihr an drei Tagen hintereinander machen, und Ihr werdet sehen, Euer Zahnweh ist verschwunden, gnädiger Herr.«
»Ich habe selten so einen Mist gehört, Kerl! Ich glaube wirklich, Er will mich veräppeln. Weiß Er überhaupt, wie lange es noch bis Neumond dauert? Bis dahin haben mich die verdammten Schmerzen längst umgebracht. Dann kann der zunehmende Mond auf mein Grab scheinen.«
»Das täte mir leid, Herr Graf. Aber für die Zeit bis dahin gebe ich Euch ein Pülverchen, das den Schmerz betäubt.«
»Was? So etwas hat Er? Warum hat Er mir das nicht gleich gegeben? Weshalb lässt Er mich so lange
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