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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hatte er aufgeregt gebrüllt, und der Mann oben am Rand der Grube war neugierig geworden.
    »Was siehst denn, Bub?«, hatte er hinuntergerufen, sich aber noch eine Weile gedulden müssen, ehe der Jüngere am Seil gezogen hatte.
    Als der Junge oben war, hatte er dem Schweinehirten einen schweren Gesteinsbrocken in die Hand gedrückt. Der hatte ihn prüfend vors Gesicht gehalten, ihn ein ums andere Mal umgedreht und dann verblüfft gemurmelt: »Bei Gott, das ist ja Silber.« Und dann verbot er umgehend dem erschrockenen Buben, irgendetwas darüber im Dorf verlauten zu lassen:
    »Halt’s Maul, Bub, sonst verdresch ich dich, dass dir Hören und Sehen vergeht. Das ist eine Sache, die dich nix angeht.«
    Obwohl von der Gemeinde Reschenbach angestellt, war der Schweinehirt mit seinem Fund nicht zu deren Oberhaupt, dem Heimburger Jakob Hagenbusch gegangen – dem dieser Abschnitt des Berges ohnehin gehörte – sondern – wohl um sich wichtig zu machen – war er mit dem Klumpen zum Schloss gelaufen. Dass er damit eine Katastrophe auslöste, konnte er nicht wissen …
    Den nicht gerade Wohlriechenden hatte Herr Raimund naserümpfend zum Verwalter, Herrn Anselm von Waldnau, geführt. Der hatte sofort Geld gewittert und seinem Herrn den Floh ins Ohr gesetzt, er müsse sich unbedingt diese angeblich unergiebig gewordene Silbermine aneignen – koste es, was es wolle.
    Aber der störrische Bauer hatte den Schlossherrn vor einigen Tagen abschlägig beschieden und war auch bei seinem Nein geblieben. Graf Ferfried war entsprechend wütend geworden. Obwohl sich die beiden Männer zeitlebens gut, ja sogar bestens verstanden hatten und ihre Töchter enge Freundinnen waren, fielen sie nun übereinander her wie Lumpenpack, beschimpften sich aufs Gröbste, wobei sich der Graf durchaus nicht als »feiner Herr« erwies, der Bauer ihm aber seinerseits nichts schuldig blieb.
    »Hagenbusch, du Hurensohn, das wirst du noch bereuen!«, war Ferfrieds letztes Wort an seinen Kontrahenten gewesen. Doch der hatte bloß zornig gelacht und gemeint, wenn in der tauben Erzgrube noch was zu finden sei, stünde es ihm zu und keinem anderen.
    »Wär ein arg ungleicher und ungerechter Handel, den Ihr mir da zumuten wollt, Graf«, hatte der Schultheiß voller Verachtung gesagt.
    So waren beide im Unfrieden auseinandergegangen.
     
     
    Bei der Zusammenkunft der hohen Herren in Regensburg sollte es um äußerst wichtige Dinge gehen: Ob der Kaiser den abgesetzten Generalissimus Wallenstein bereits nach einem Jahr wieder zum Oberbefehlshaber seiner Truppen berufen solle. Wie man den Schwedenkönig Gustav Adolf aus Deutschland vertreiben, und woher man frische Truppen bekommen könnte.
    Anselm von Waldnau hatte dem Grafen bereits vor zwei Wochen versichert: »Lasst mich nur machen, Herr. Ihr bekommt die Rechte an der Mine. Den Hagenbusch krieg ich schon dahin, wo wir ihn haben wollen.«
    Und der Graf hatte seinem Verwalter die Hand darauf gegeben, dass er ihn eigenständig schalten und walten lassen wolle.
    »Ich brauche das Geld, um mein Gelöbnis halten zu können. Der Kaiser muss imstande sein, selbst ein mächtiges Heer aufzustellen, um den Schwedenkönig, diese protestantische Pest, aus dem Land zu jagen. Dann braucht er den machtgierigen Friedländer nicht wieder als Generalissimus einzusetzen.«
    Damit war jede Vorgehensweise seines Verwalters in Graf Ferfrieds Augen sanktioniert. Der gute Zweck heiligte eventuell auch unsaubere Mittel – glaubte wenigstens der Graf, der gar nicht wissen wollte, welche Lawine Herr Anselm womöglich lostrat.
    Nur, als er jetzt, kurz vor seinem Aufbruch nach Regensburg, von der skandalösen Inhaftierung Helenes erfuhr, ahnte er einiges. Aber was sollte er tun?
    Wer A sagt, muss auch B sagen, dachte der Herr von Ruhfeld und beschloss, die leidige Sache aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Doch nun führte sich sein Sohn so unvernünftig auf! Von seiner Tochter mochte er gar nicht reden. Waren denn plötzlich alle verrückt geworden?
    Voll Unmut erteilte Graf Ferfried Hasso noch einmal den ausdrücklichen Befehl, sich unverzüglich nach Augsburg auf den Weg zu machen. Der Junge versprach es zähneknirschend.
    Doch weil der Vater nicht sicher war, ob sein verliebter Sohn nicht wieder umkehrte, um den Retter seiner Bauerndirne zu spielen, versicherte er ihm, dass er dem Schlossvogt befohlen habe, sich unverzüglich um die Freilassung des Mädchens zu kümmern.
    Das beruhigte den jungen Mann einigermaßen – auch Pater

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