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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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seiner Hand unter ihren Rock gefahren war und sie unsittlich zwischen den Beinen berührt hatte, spuckte das Mädchen zielgenau in seine derbe Visage.
    Die anderen lachten. Der Bespiene aber – die anderen nannten ihn Fridolin – wischte sich betont gleichmütig den Speichel von der Backe und sagte ganz ruhig: »Das wird dir noch leidtun, Hexenfotze.«
    Der Anführer namens Morhart hatte sich nicht an dem Gerangel beteiligt, sondern nur grausam lächelnd zugeschaut. Jetzt verlangte er kalt: »Steckt ihr endlich einen Knebel ins Maul. Sonst plärrt sie uns noch das ganze Dorf zusammen. Ihr Vater, der ehrenwerte Schultheiß, wird noch früh genug erfahren, was mit seiner Tochter, der zauberischen Satansdienerin, passiert ist.«
    Ohne dass jemand eingeschritten wäre – die alte Magd Gertrud hatte sich gleich zu Anfang aus der Küche verdrückt und der Jörgli sich wohlweislich gar nicht erst blicken lassen – schleppten die Gehilfen des Henkers Helene Hagenbusch aus der Küche und aus dem Haus. Über den Hof wurde sie von den Kerlen geschleift und draußen auf der Straße auf einen elenden Schinderkarren gesetzt, der von einem müden Gaul gezogen wurde.
    Händeringend, betend und weinend war Walburga ein Stück weit gefolgt, aber schließlich war die arme Frau umgekehrt und hatte sich verstört im Haus eingesperrt. Auf die Idee, ihren Mann zu benachrichtigen, war sie überhaupt nicht gekommen.
    Denn wie alle anderen Leute hatte auch sie höllische Angst vor »Scheibles Ministranten«, wie sich die brutalen Burschen selber nannten.
     
     
    Und so wie Pater Ambrosius vorausgesagt hatte, war es Hasso nicht gelungen, Helene aus dem Kerker des Schlosses von Ortenberg zu befreien. Wie einen dummen Jungen hatte man den Grafensohn vor dem Gefängnis stehen lassen.
    Anfangs hatte niemand auf sein Klopfen und Rufen reagiert. Erst als er drohte, mit seiner Streitaxt das hölzerne Tor einzuschlagen, bequemte sich ein Gefängnisaufseher herbei, der dem »edlen, jungen Herrn« unterwürfig mitteilte, dass er leider nur das machen dürfte, was man ihm anschaffte. Er möge es doch am nächsten Tag versuchen, dann seien die »verantwortlichen« Leute da, und der gnädige Herr könne …
    Adelheids Bruder war untröstlich und loderte außerdem vor Zorn. Er war nahe daran gewesen, seinem Vater den Gehorsam zu verweigern und nicht nach Augsburg zum Bankhaus Fugger zu reiten.
    Mochte sich um die verdammten Kredite kümmern, wer wollte: Das Mädchen war ihm wichtiger. So wie der junge Edelmann sich echauffierte, als er kurz vor dem Wegritt seines Vaters zurückkehrte, war es jedem klar, dass Hasso die hübsche und kluge Helene nicht gleichgültig war.
    Graf Ferfried registrierte mit mächtigem, innerem Grollen die Reaktion seines Sohns. Er nahm sich vor, Hasso nach der Reise zur Vernunft zu bringen. Was fiel dem Gimpel bloß ein?
    Andere Adelssöhne freiten Gräfinnen und Herzoginnen, gewannen dadurch Macht, Vermögen und Einfluss – und was tat sein alberner Filius? Ließ sich von einem Bauernmädchen die Sinne verwirren – zugegeben von keinem ganz armen, im Gegenteil.
    Der alte Graf konnte eine Reihe Adliger aufzählen, die, außer ihrem Titel, weniger ihr Eigen nannten als dieser Hagenbusch, der ihn vor ein paar Tagen so vor den Kopf gestoßen hatte, dass Ferfried jetzt noch ganz schwindlig davon war.
    Rundweg abgeschlagen hatte der sture Bauernschädel sein Ansinnen, ihm das verfallene Bergwerk zu überlassen!
    Erst hatte sich der Schultheiß lang und breit vom überraschenden Silberfund in Grimmerswald durch einen Sauhirten berichten lassen. Dieser hatte die Gemeindeherde im letzten Herbst in die Wälder am Fuß der Hornisgrinde getrieben, um sie dort Eicheln und Bucheckern fressen zu lassen.
    Der Hütejunge hatte beobachtet, dass ein vorwitziger junger Eber in ein Loch im Berg geplumpst und jämmerlich grunzend und quiekend darin verschwunden war.
    Bei näherem Hinsehen hatte sich das »Loch« jedoch als eingestürzter und überwucherter Eingang zu einem alten, aufgelassenen Silberbergwerksstollen entpuppt.
    Der alarmierte Schweinehirt hatte den Jungen beauftragt, in die schräg nach unten verlaufende Grube zu klettern, wobei er ihn mit einem Seil gesichert hatte.
    »Die Sau lebt noch«, schrie der Bub kurze Zeit später nach oben und befestigte den Strick um den Bauch des kleinen Ebers, welchen der Hirte anschließend hochzog. Als er jetzt den Hütejungen in die Höhe hieven wollte, protestierte der Bub.
    »Ich seh was«,

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