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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sie wie die Berserker. Bei Einbruch der Nacht waren beide Armeen erschöpft.
    Wallenstein hatte das Schlachtfeld verlassen, aber Bernhard von Sachsen-Weimar und die Schweden hatten die gesamte kaiserliche Artillerie in ihrer Hand. Beide Seiten beanspruchten zwar den Sieg für sich, jedoch Gustav Adolfs Armee war Herr über das Schlachtfeld, wenn auch mehr als fünftausend Schweden gefallen waren.
    Unter ihnen fand man auch den Leichnam des Königs. Der erst neununddreißig Jahre alte Herrscher war bis aufs Hemd ausgeplündert und lag mit dem Gesicht im blutigen Schlamm. Die Protestanten erfüllte die Nachricht von seinem Tod mit ungläubigem Entsetzen. Man wollte erst gar nicht daran glauben, und noch Tage später wettete man in London, das Gerücht wäre falsch.
    Es wurde sogar behauptet, Papst Urban VIII. hätte über Gustav Adolfs Tod getrauert – aber dies durfte man getrost ins Reich der Fabel versetzen, obwohl gerade dieser Heilige Vater des Öfteren durch höchst unorthodoxe Bemerkungen Aufsehen erregt hat.
    Fest stand in Kürze nur eines: Wer etwa geglaubt hatte, mit dem Ableben des »Löwen aus Mitternacht« wäre nun Frieden eingekehrt in deutschen Landen, der sah sich bitter getäuscht.
    »Jetzt erst recht«, schien die Devise des Wahnsinns zu lauten; der elende Krieg ging weiter.
     
     
    Über Schloss Ruhfeld und Graf Ferfried hatte sich Unheil zusammengebraut. Der merkwürdige »Heiler«, Rutengänger und angebliche Entdecker von ergiebigen Silberbergwerken, den ihm sein Schlossvogt Anselm von Waldnau präsentiert hatte, entpuppte sich als ein entlaufener Söldner.
    Das war an sich sein gutes Recht. Niemand konnte einen Mann zwingen, in ein Heer einzutreten, wenn er nicht wollte. Der Gute hatte nur eine Kleinigkeit vergessen: Er hatte erst Handgeld von den Kaiserlichen genommen und sich dann in die Büsche geschlagen. Den Sold aber hatte er behalten.
    In seiner Naivität hatte der Bursche geglaubt, man würde ihn nicht suchen, aber da hatte er sich verkalkuliert: Auf Ruhfeld’schem Boden hatte man den Schlauberger gesehen und zwei Offiziere Seiner kaiserlichen Majestät hatten sich eines Tages bei Graf Ferfried melden lassen, um »Dringliches« mit ihm zu besprechen.
    Der alte Graf war furchtbar erschrocken – vermutete er doch eine schlimme Nachricht seinen Sohn Hasso betreffend, der nach der Schlacht bei Lützen – die er zwar heil überstanden hatte, wie Ferfried inzwischen wusste – noch nicht nach Hause zurückgekehrt war.
    Er war daher sehr erleichtert, dass es sich bloß um diesen Wirrkopf handelte, den er längst über alle Berge wähnte. Sein Vogt hatte große Stücke auf den Burschen gehalten, weil der es immerhin geschafft hatte, nach langem Hin und Her festzustellen, dass die bewusste Silbermine doch ein erneutes Ausbeuten wert wäre.
    Man müsste bloß einen kurzen Seitenstollen durchbrechen, um an das wertvolle Silber zu gelangen, welches dort angeblich »in reichlichem Maße« vorhanden wäre … So lange einem allerdings die Schweden als Besatzer auf der Pelle saßen, kamen Arbeiten in dem Bergwerk »Silbergründle« natürlich nicht infrage.
    Graf Ferfried hatte in der Tat geglaubt, der Mann hätte sein Geld kassiert und wäre längst weitergezogen. Indessen hielt der sich aber nach wie vor im Dorf Reschenbach auf und verdrehte den Leuten mit allerlei Unfug die Köpfe. Er hantierte mit Vorliebe mit Gebeinen von Toten und behauptete, diese wären ein probates Mittel, um jegliches Unheil abzuwehren und um Glück zu erlangen. Und wer wollte das nicht? Der Bursche lebte nicht schlecht als Wünschelrutengänger, Handaufleger, Gesundbeter und Wahrsager. Auf sein Geheiß gaben viele Bauern die zerriebenen Knochen von Toten in den Schweinetrank, um dadurch besonders große und fette Säue heranzuziehen.
    Die nötigen Gebeine besorgte der »Heiler«, welcher sie sich teuer bezahlen ließ, indem er den Leuten von den Gefahren vorschwindelte, denen er sich aussetzte, um an dieselben zu gelangen. Dass es sich um Tierknochen handelte, die er im Wald gefunden oder bei Schlachtungen »erbeutet« hatte, das brauchte er ja keinem auf die Nase zu binden …
    Irgendjemand hatte ihn nun bei den Behörden angezeigt, und man jagte ihn seitdem als gottlosen Übeltäter. Er hatte jedoch rechtzeitig davon Wind bekommen und sich umgehend auf Ruhfeld’schen Grund und Boden verzogen, nämlich in eine halb verfallene Schäferhütte auf der gräflichen Schafweide, wo man ihn aber alsbald

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