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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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einem Nachsatz hinzugefügt: »In den ersten Novembertagen wird der schwedische König nach Erfurt reisen, um sich mit seiner Gemahlin zu treffen, weil er ihr Lebewohl sagen will. Königin Maria Eleonora weilt seit dem vergangenen Winter in Deutschland.«
    Die Comtesse Adelaide wusste nicht so recht, wie sie diese Neuigkeiten einordnen sollte. Was scherte es sie, ob der schwedische Teufel sich mit seinem Kanzler traf und ihm Anweisungen betreffs seiner Tochter erteilte oder ob er sich von seiner protestantischen, deutschen Frau verabschiedete?
    Nun ja, wenn man wollte, konnte man vielleicht so etwas wie eine leichte Todesahnung bei dem nordischen Monarchen in all den Vorbereitungen erblicken – aber was nützte ihr das?
    Nachdem die Kaiserlichen wieder ordentlich Fuß gefasst hatten in ihrer Heimat, bedeutete dies doch nichts anderes, als dass ihre Rückkehr in weiterer Ferne lag denn je, oder?
    ›Eigentlich ist es verrückt, aber dennoch ist es die Wahrheit: Die Anwesenheit des Feindes garantierte mir und meinem Helen ein Leben in der Heimat ohne Belästigungen durch Menschen, wie beispielsweise Bertold Munzinger‹, dachte sie bedrückt. Das Einzige, womit sie etwas anzufangen wusste, war die Nachricht, dass Georg Hagenbusch wie geplant mit einem Freund nach Ungarn gezogen sei, um dort Militärpferde für die Armeen des Kaisers zu kaufen, und dass es ihrem Vater Ferfried sehr viel besser gehe, schrieb der freundliche Mönch ihr. Kein Wort hingegen über Hasso oder seine junge Frau …
    Die Gräfin faltete seufzend das Schreiben des Paters zusammen. Sie würde es heute Abend ihrem Geliebten zeigen.
     
     
    Nicht nur in Paris, auch in den Provinzen Frankreichs kam es immer wieder zu Hungeraufständen des geknebelten und von Richelieu ausgebeuteten Volks.
    Magere, verzweifelte Gestalten griffen immer öfter staatliche Einrichtungen an und hängten Beamte des Königs in den Städten an Laternenpfählen auf und auf dem Land an den nächstbesten Bäumen. Selbst der Kardinal hatte schon verschiedene Anschläge auf seine Person mit knapper Not überlebt.
    Und obwohl König Ludwig XIII. diesen Frevel jeweils aufs Grausamste zu ahnden pflegte, fand sich immer wieder ein kühner Attentäter, der versuchte, das Land von »dieser Pest im Kardinalsrock« zu befreien. Mittlerweile wagte sich Richelieu nur noch mit einer Schar schwer bewaffneter Soldaten aus seinem Palais. Die Schmährufe allerdings, die das Volk seiner nur allzu bekannten Karosse hinterherrief, musste er hinnehmen.
    Auch in Burgund rührte sich Widerstand auf breiter Front. Das Volk war es leid, für einen Dauerkrieg gegen Spanien und Frankreichs Einmischung in die endlose kriegerische Auseinandersetzung in Deutschland bluten zu müssen.
    Die Franzosen hatten kein Verständnis für die Animositäten ihres Herrschers gegenüber dem Haus Habsburg, aber sie wandten sich nicht etwa gegen ihren gesalbten König, sondern gegen dessen zutiefst verhassten Ersten Minister. Ihm, Richelieu, verdankte das Volk sein Elend. Und damit sollte endlich Schluss sein.
    Weil der große Mann selbst nicht zu fassen war, hielt sich der Pöbel an andere Vertreter der Regierung und, weil man gerade dabei war, die Fackel des Aufruhrs an Altgewohntes zu halten, vergriff man sich gleich auch an verschiedenen Adelssitzen, denen man im Morgengrauen den »Roten Hahn« aufs Dach setzte, oder man überfiel, Strauchdieben gleich, Kutschen von Edelleuten und massakrierte und beraubte deren Insassen.
    Keine Frage, dass Richelieu auf diese Herausforderungen mit größter Schärfe reagierte. Soldaten wurden in Marsch gesetzt, um zusammen mit den jüngeren Adeligen der betroffenen Gegenden als Streitmacht innerhalb kürzester Zeit Schluss mit dem renitenten Pack zu machen.
    Auch Bernard de Grandbois sah sich gezwungen, sein idyllisches Refugium sowie seine Geliebte für eine Weile zu verlassen. »Ängstigt Euch nicht, Chérie, in Bälde kehre ich zurück. Ihr werdet sehen, mit dem Spuk haben wir im Nu aufgeräumt.«
    Der Herr von Château Beauregard selbst war von den Aufständischen noch nicht angegriffen worden – er galt nicht als harter und ungerechter Patron -, trotzdem verlangte die Solidarität mit seinen Standesgenossen von ihm die Teilnahme bei der Niederschlagung des Aufruhrs.
    Adelaide war über die Ereignisse sehr betroffen, und sie bangte außerdem um das Leben ihres Geliebten.
    »Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich glücklich und geborgen bei einem Mann, welcher nicht nur

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