Die Hexengraefin
nichts einbringt.«
»Ja, leider, gnädiger Herr. Die zu erwartende Ausbeute an Silber ist viel zu gering, um den Aufwand eines erneuten Abbaues zu lohnen.«
»Und dafür haben wir diese Unglückslawine losgetreten, die nun keiner mehr zum Stillstand bringen kann.«
Erregt lief Graf Ferfried in seinem Gemach hin und her. »Ich hätte nie gedacht, dass Ihr mit dem Geld, das ich Euch zur Verfügung gestellt hatte, gleich fünf sogenannte Zeugen bestechen würdet. Mein ganzer Einfluss reicht nicht aus, das Mädchen auf legale Weise aus dem Kerker zu befreien.
Mein Sohn hat sich bereit erklärt, Helene zu entführen – aber das kostet wiederum gutes Geld. Und genau das ist es, was wir uns eigentlich nicht leisten können. Denn ich habe dem Kaiser die Zusage über eine enorme Summe geben lassen, welche ich ihm zur Anwerbung eines großen und schlagkräftigen Heeres zur Verfügung stellen will. Ihr wisst doch: Ich muss endlich mein Gelübde erfüllen.«
»Aber Herr, das hätte doch noch Zeit gehabt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Überlassung eines größeren Betrages gar nicht opportun, und ich …«
»Ganz im Gegenteil, mein lieber Waldnau. Gerade jetzt braucht der Kaiser massive Unterstützung. Es ist nämlich keineswegs sicher, dass erstens der wegen seiner Entlassung gekränkte Wallenstein wieder zur Verfügung stehen wird und ob er zweitens erneut sein Vermögen in eine riesige Armee stecken wird, wie sie nötig wäre, um die Schweden niederzumachen.
Gustav Adolf ante portas: Der protestantische Schwedenkönig, der von nicht wenigen sogar als Retter und Befreier vom lästigen Katholizismus und, wohlgemerkt, vom ungeliebten Kaiser, begrüßt wird, steht quasi vor unserer Haustür, lieber Waldnau.
Und wie wir alle wissen, hat der Habsburger nicht genügend Geld, um ihm tapfere und wohlgerüstete Soldaten entgegenzustellen.«
»Das verstehe ich, Herr, aber ich kann nicht zaubern. Wie soll ich den Betrag aufbringen, wenn wir das Geld einfach nicht haben? Euer Sohn war doch in Augsburg. Wie waren denn die Verhandlungen mit den Fuggern, diesen schwäbischen Geizhälsen?«
»Ganz zufriedenstellend, aber es genügt einfach nicht. Wenn Euch nichts einfällt, Waldnau, werden wir uns derart verschulden müssen, dass wir beinah am Bettelstab gehen werden. Am besten wird es sein, Ihr nehmt sofort einen saftigen Kredit beim Juden Herschel Grünbaum auf.« Und nach einer kleinen Weile fügte der Graf leise hinzu: »Ich hatte wirklich mit einer ergiebigen Ausbeute besagter Silbermine gerechnet.«
»Ich werde sofort zu Grünbaum gehen, Herr. Aber ich habe da noch eine Idee.«
»Lasst hören. Alles, was uns aus der Misere heraushilft, soll mir willkommen sein.«
Anselm von Waldnau, Ferfrieds Schlossvogt, zierte sich etwas. Es war ihm offenbar ein wenig peinlich, mit seinem Herrn darüber sprechen zu müssen. Die finstere Miene des Grafen und sein alles andere als wohlwollender Blick bereiteten ihm sichtlich Unbehagen.
»Sprecht endlich frei heraus, Herr von Waldnau«, forderte Herr Ferfried ihn auf.
»Nun ja« – der Vogt räusperte sich umständlich – »Ihr werdet es möglicherweise für keinen so guten Einfall halten, Herr. Aber aus Verzweiflung macht man manches, was einem sonst nie in den Sinn käme, nicht wahr?«
»Wie wahr. Aber jetzt sprecht endlich!«, grollte der Graf.
Der Schlossverwalter beugte sich nach vorn, um dem Gesicht seines Herrn näher zu sein und begann im Flüsterton: »Aus einem Dorf im Markgräfler Land habe ich einen Mann kommen lassen, der bei den Leuten dafür berühmt ist, verloren gegangene Dinge, entlaufene Tiere und verschollene Menschen wieder zu finden. Auch ein unfehlbares Gespür für ergiebige Bergwerke soll er haben. Dem Herrn Siegwart von Fürstenberg hat er angeblich zu einer Silbermine verholfen, die jenen Herrn in die erfreuliche Lage versetzte, alle seine Schulden zu bezahlen, sowie seinen beiden hässlichen Töchtern jeweils einen Bräutigam aus gutem Hause zu kaufen. Sogar seinen bekannt verschwenderischen Lebenswandel soll er wiederaufgenommen haben.«
»Ah. Das klingt ja höchst vielversprechend«, sagte der Graf, wobei sich seine Miene zusehends aufheiterte. »Und wie macht dieser gute Mann aus dem Markgräfler Land das?«, wollte er wissen.
Von Waldnau wurde verlegen. »Wollt Ihr das wirklich wissen, Herr? Wenn ich Euch raten darf, befasst Euch nicht mit so niedrigen Dingen.«
»Na, hört einmal, Waldnau: Wenn’s um Geld geht, interessiert mich das schon.
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