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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nicht, Charlie, weder Sie noch ich.«
    Die Wut in seiner Stimme erschreckte Molly. Sie rollte sich von ihrer Rassel weg und brüllte los. Matt nahm sie rasch hoch und wiegte sie in den Armen. »Schsch«, flüsterte er mit dem Rücken zu Charlie. »Daddy ist ja da.«
    Loyal, New Hampshire, sah aus wie auf einer Ansichtskarte, wenn der Schnee sich wie eine Daunendecke über die Hügel und Täler legte. Sogar jetzt, da alles im Matsch versank, wirkte der Ort durch die weiß getünchten Häuser und die Mädchen in ihren Schuluniformen wie eine Filmkulisse.
    Addie parkte vor einem Gemischtwarenladen, wo eine Frau in Wanderstiefeln und knappem Minirock ein Sonderangebot auf ein Schild am Schaufenster malte. Addie schirmte die Augen gegen die Sonne ab und ging zu ihr. »Stiefel für 5,99 Dollar? Das ist ja geschenkt.«
    Die Frau drehte sich um und musterte sie mit einem kurzen Blick. »Es kommen immer wieder Mädchen her, die aufs Westonbrookinternat gehen und keine Ahnung haben, daß die Gegend hier von April bis Juni das reinste Moor ist. Da verkaufen wir Gummistiefel wie warme Semmeln.«
    »Dann ist die Schule also gut fürs Geschäft.«
    »Klar, was anderes hat Loyal auch nicht vorzuweisen. Die Schule wurde schon 1888 gegründet, da haben sich hier noch Fuchs und Hase gute Nacht gesagt.«
    »Tatsächlich?« Addie war erstaunt, daß das Internat schon so alt war.
    Die Frau lachte. »Im Sekretariat der Schule kriegen Sie Hochglanzprospekte, und wenn Sie möchten, führt man Sie herum. Sie wollen sich bestimmt einen Eindruck verschaffen, ob das Internat das richtige für Ihre Tochter ist, nicht?«
    Addie drehte sich langsam um. Die Frau hatte ihr gerade einen guten Vorwand geliefert. Schließlich konnte sie schlecht einfach so ins Büro des Schulleiters marschieren und sich nach Jack erkundigen. Wenn sie sich aber als besorgte Mutter ausgab, der Gerüchte zu Ohren gekommen waren … tja, dann wären bestimmt auch noch andere bereit, ihr zu erzählen, was passiert war.
    »Ja«, sagte Addie lächelnd. »Sieht man mir das sofort an?«
    »Mrs. Duncan, nicht wahr?« Herb Thayer, Schulleiter von Westonbrook, kam ins Büro. Addie saß auf einer Hepplewhitecouch, trank Tee aus einer Limogestasse und bemühte sich so gut es ging, ihre ramponierten Stiefel unter dem Möbel zu verstecken.
    »Oh, bitte, keine Förmlichkeiten.« Er deutete auf seine Füße, die in dicken Gummistiefeln steckten. »Als William Weston die Schule am Ufer seines Baches gründete, hat er leider nicht an den Schlamm im Frühling gedacht.«
    Addie lächelte gekünstelt, tat so, als hätte er etwas halbwegs Amüsantes gesagt. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Thayer.«
    »Ganz meinerseits.« Er setzte sich ihr gegenüber und nahm seine eigene Tasse vom Tablett. »Sicher haben Sie im Sekretariat schon erfahren, daß wir für dieses Halbjahr leider niemanden mehr aufnehmen können –«
    »Ja. Gillian ist in Exeter … aber Amos und ich hätten es lieber, wenn sie eine Schule besucht, die ein wenig näher an Salem Falls liegt.«
    »Amos«, wiederholte der Schulleiter mit gespielter Überraschung. »Amos Duncan von Duncan Pharmaceuticals?«
    »Ganz genau.«
    Thayer lächelte noch breiter. »Ich bin überzeugt, daß wir mit ein wenig Einfallsreichtum doch noch ein Plätzchen für Ihre Tochter finden. Schließlich möchten wir kein Mädchen abweisen, das für Westonbrook ein Gewinn wäre.«
    Ein finanzieller Gewinn bei einem reichen Daddy . »Wir interessieren uns sehr für Ihre Schule, Dr. Thayer, aber uns sind beunruhigende … Informationen zu Ohren gekommen. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir diese Angelegenheit erläutern.«
    »Wenn es mir möglich ist, gern«, sagte Thayer ernst.
    Addie blickte ihm direkt in die Augen. »Stimmt es, daß ein Lehrer Ihrer Schule wegen eines Sexualdeliktes verurteilt wurde?«
    Sie sah, wie ihrem Gegenüber die Röte ins Gesicht stieg, wie Quecksilber in einem Thermometer. »Ich versichere Ihnen, Mrs. Duncan, an unserer Einrichtung unterrichten die besten Lehrkräfte.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Addie kühl.
    »Es war eine unangenehme Geschichte«, erklärte Thayer. »Eine Beziehung zwischen einer minderjährigen Schülerin und einem Lehrer. Aber die Sache ist ausgestanden, keiner von beiden ist noch in Westonbrook.«
    Addie war enttäuscht. Sie hatte gehofft, Thayer würde sagen, es wäre nie etwas gewesen. Doch jetzt hatte sie die Bestätigung: Jack hatte hier gelebt, hatte etwas Unrechtes

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