Die Hexenjagd von Salem Falls
ein bißchen.«
Selena blickte ihn an. »Würdest du das bitte erklären?«
Doch Jordan starrte weiter auf die Akte. Selena nahm sie ihm aus der Hand. »Was liest du denn da so Faszinierendes?« Sie las den Namen auf dem Deckel. »Gillian Duncans psychiatrische Berichte? Die hat Houlihan dir anstandslos überlassen?«
Jordan zuckte die Achseln. »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und hör dir das an, es ist einfach wunderbar: ›Keinerlei Hinweise auf eine Psychose … mehrere Quellen widersprechen ihrer Darstellung … manipulativ … wiederholt Bezugspersonen belogen.‹« Er grinste. »Und sie hat noch dazu in Supermärkten geklaut.«
»Laß mal sehen.« Sie schnappte sich wieder die Akte und überflog die Seiten. »Wieso war sie überhaupt mit neun Jahren in Therapie?«
»Ihre Mutter ist gestorben.«
Selena schnalzte leise mit der Zunge. »Da kriegt man ja richtig Mitleid mit ihr.«
»Du solltest lieber mit Jack St. Bride Mitleid haben«, entgegnete Jordan.
»Und was willst du jetzt mit den Informationen anfangen?«
Er zuckte die Achseln. »Ihre Glaubwürdigkeit anfechten, falls nötig.«
»Aber vermutlich hat sie sich inzwischen gebessert.«
Er hob eine Augenbraue. »Wer kann sagen, daß Gillian Duncan sich in Streßsituationen nicht immer noch so verhält? Wir haben es hier mit einem Mädchen zu tun, das erwiesenermaßen sagt, was sie sagen muß, um Aufmerksamkeit zu bekommen.«
Selena verzog das Gesicht. »Ich kann es nicht leiden, wenn du mich als Testperson für deine Verteidigungsstrategie mißbrauchst.«
»Ich weiß, aber wie findest du sie?«
»Das lassen dir die Geschworenen nicht durchgehen. Du nimmst das Opfer zu hart ran. Dadurch verlierst du deine Glaubwürdigkeit.«
»Meinst du?« Jordan seufzte. »Vielleicht hast du recht.«
»Außerdem ist es genauso möglich, daß St. Bride der Lügner ist.«
»Stimmt«, gab er zu. »Da ist was dran.« Er trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad, den Blick nach vorne gerichtet. »Also … fahren wir zu einer Mietwagenfirma?«
Selena legte umständlich den Sicherheitsgurt an. »Ich hab’s nicht eilig«, sagte sie.
Seine Hand war auf ihr, brachte die Haut zum Schmelzen. Sie glitt von ihrer Hüfte zur Taille, liebkoste dann ihre Brust. Heiß, wie ein Stein in der Sonne. Sie erstarrte, hoffte, er würde die Hand wegziehen, betete, daß er es nicht tat .
»Sind Sie ausreichend versichert?« sagte die Stimme in der Werbung und riß Meg aus dem Schlaf. Sie drehte sich auf die Seite und drückte den Ausschaltknopf des Radioweckers.
Es klopfte an der Tür. »Aufstehen!« rief ihre Mutter.
»Ja«, knurrte Meg. Doch statt aufzustehen, starrte sie an die Decke und fragte sich, warum sie schweißgebadet war und ihr Atem so schnell ging, als wäre sie eine Meile gerannt.
Charlie bemühte sich, nicht auf Gillian Duncans zerstörte Haarpracht zu achten. In Miami hatte er oft genug erlebt, daß Vergewaltigungsopfer sich dergleichen antaten, und wahrscheinlich war es immer noch besser, als wenn sie sich in die Arme schnitten oder gar einen Selbstmordversuch unternahmen. »Denk immer dran«, sagte er, als er mit Gillian durch das Polizeirevier ging, »du mußt einen kühlen Kopf bewahren. Überleg genau, bevor du dich entscheidest, du hast alle Zeit der Welt.«
Sie nickte, aber Charlie sah ihr an, daß sie noch immer nervös war. Er warf Matt einen Blick zu, und der zuckte mit den Schultern. Zum erstenmal war Gillian ohne den Beistand ihres Vaters und fühlte sich entsprechend schutzlos. Aber Matt hatte darauf bestanden – heute wollte er nicht, daß irgend jemand Gillian beeinflussen könnte. Nicht einmal Amos Duncan.
Matt trat um sie beide herum und öffnete die Tür. Ein Officer wartete bereits, um das Verfahren zu überwachen. »Dann wollen wir mal«, sagte Charlie und ließ Gillian an einen Tisch treten, während er und Matt etwas im Hintergrund blieben. »Erinnerst du dich, welche Sorte du in jener Nacht gesehen hast?«
Auf dem Tisch lagen sechs verschiedene Kondommarken, die sich durch Farbe und Machart unterschieden. Charlie hatte sie im Auftrag von Matt gekauft. Es waren geriffelte und glatte dabei und sogar eine Sorte, die im Dunkeln leuchtete … und es war auch die dabei, die Charlie von Addie Peabodys Nachttisch mitgenommen hatte.
Mit zitternder Stimme sagte sie: »Kann ich … kann ich sie anfassen?«
»Natürlich.«
Sie streckte die Hand zuerst nach einer lila Packung aus, schwenkte aber dann nach links und fuhr mit
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