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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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den Fingern über eine andere.
    Sie nahm eine Packung in die Hand, dann die daneben liegende.
    Plötzlich warf sie das Kondom zurück auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß es nicht«, schluchzte sie. »Es war dunkel … und ich … ich hatte so schreckliche Angst … und …«
    Matt deutete mit einer jähen Kopfbewegung auf Gillian, und Charlie legte ihr rasch einen Arm um die Schultern. »Schon gut, Kleines. Beruhig dich.«
    »Aber ich soll mich doch entscheiden. Als Beweis.«
    »Wir haben andere Beweise«, sagte Matt.
    Gilly schniefte laut. »Wirklich?«
    »Aber ja«, sagte Charlie. »Das hier wäre nur das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Okay?«
    Sie nickte. »Ja.«
    »Möchtest du aufhören?«
    »Nein.« Gilly wandte sich wieder dem Tisch zu, die Hände zu Fäusten geballt, als könne sie die Erinnerung durch Willenskraft zurückrufen. »Sie war lila«, sagte sie einen Moment später. »Die Verpackung war lila.« Als sie lächelte, verwandelte sich ihr ganzes Gesicht. »Stimmt doch, nicht?«
    »Und ob«, sagte Matt und nahm ihr das Kondom aus der Hand.
    Charlie brachte sie zur Tür und öffnete sie. »Joe«, sagte er zu dem draußen wartenden Officer. »Würden Sie Miss Duncan bitte zu ihrem Vater zurückbringen?«
    »Klar, Lieutenant.«
    Charlie sah Gillian nach, ging dann wieder in den Raum zu dem Staatsanwalt. Er stopfte die Hände in die Taschen. »Sie hat sich entschieden.«
    Matt nickte. »Leider«, sagte er, »nicht für die Marke, die Sie bei Addie Peabody gefunden haben.«
    Das sprach für Jack .
    Der unerwartete Gedanke traf Jordan wie ein Schlag in den Magen und raubte ihm die Luft. Nie hätte er damit gerechnet, daß in den Unterlagen, die er am Abend von Matt Houlihan erhalten hatte, irgend etwas wäre, das für seinen Mandanten sprach.
    Jordan blies einen Zigarrenrauchkringel in Richtung seiner nackten Füße, die er auf das Geländer der Veranda gestützt hatte. Das Polizeiprotokoll von Charlie Saxton lag aufgeschlagen auf seinem Schoß. Neben ihm auf dem Holzboden befanden sich die Zeugenaussagen der Mädchen sowie das überraschende Ergebnis der Befragung von Gillian Duncan zu den Kondomen. Jetzt fehlte nur der Bericht der Gerichtsmedizin, der wegen Überlastung des Labors noch eine Woche auf sich warten lassen würde.
    Die vergangenen zwei Wochen hatten Jordan nicht von Jack St. Brides Unschuld überzeugt – er war sicher, daß die monotone Beteuerung seines Mandanten, er sei nicht am Tatort gewesen, reines Wunschdenken war. Seine Nelson-Mandela-Strategie in der Untersuchungshaft zeugte nicht von einem reinen Gewissen, sondern war lediglich lästig. Und die verrückte Geschichte, er habe im Wald irgendwelchen Baumschmuck gesehen, sagte weniger etwas über die Glaubwürdigkeit des Mannes aus als über die Whiskeymarke, die er getrunken hatte.
    Doch als er jetzt auf die Beweismittel der Staatsanwaltschaft starrte, fragte Jordan sich, ob man Jack St. Bride nicht vielleicht doch unrecht tat.
    Leise öffnete er die Tür und tappte durch den Flur in sein Schlafzimmer, das er ritterlich Selena überlassen hatte. Ein Streifen Mondlicht fiel auf sie, und für einen Moment raubte ihm der Anblick dieser Frau in seinem Bett erneut den Atem.
    Selena rollte sich auf die andere Seite. »Raus aus meinem Zimmer, Jordan«, sagte sie gedämpft in die Bettdecke hinein.
    »Das ist mein Zimmer.«
    »Egal, ich will dich nicht hier haben.«
    »Es geht um Jack. Ich muß mit dir reden.«
    Resigniert drehte Selena sich auf den Rücken. »Um drei Uhr morgens.«
    »Vier.« Jordan setzte sich neben sie aufs Bett. »Hast du die Unterlagen von der Staatsanwaltschaft gelesen?«
    »Zum Teil.«
    »Tja … es gibt Lücken.«
    Selena zuckte die Achseln. »Es gibt immer Lücken. Das sagst du mir zumindest immer.«
    »Aber die Hälfte der Zeit ist es gelogen. In diesem Fall ist es wahr.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Der Kratzer. Ich hab dir doch davon erzählt. Und die psychiatrischen Berichte. Und die Geschichten der Mädchen stimmen nicht hundertprozentig überein.«
    »Was ist mit dem Laborbericht?«
    »Der steht noch aus«, gab Jordan zu.
    Selena blickte ihn an. »Aber du denkst…«
    »Genau«, sagte Jordan überrascht. »Daß er vielleicht genau das bestätigt, was Jack uns schon die ganze Zeit erzählt hat.«
    In seinem Alptraum war Matt im Gerichtssaal.
    Er starrte die Geschworenen an, als könne er sie hypnotisieren, weil es in einem Vergewaltigungsprozeß im Grunde einzig und allein darauf

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