Die Hexenjagd von Salem Falls
Allel, gegeben, er ein anderes. Und deshalb haben Sie blaue Augen oder gute Zähne oder nicht angewachsene Ohrläppchen.«
»Oder einen unwiderstehlichen Charme«, fügte Matt hinzu.
»Tja, manchmal kommt man einfach zu kurz«, sagte Frankie mitfühlend. »Jedenfalls, all diese Eigenschaften sind auf dem DNA -Molekül, das mikroskopisch betrachtet über einen Meter achtzig lang ist. Nun spielt es für forensische Zwecke meist keine Rolle, ob jemand nicht angewachsene Ohrläppchen hat. Daher teste ich etwas anderes, und zwar acht Abschnitte, von denen der Laie keine Ahnung hat – zum Beispiel TPOX oder CSF1PO . Jeder Mensch hat in diesen Abschnitten einen Typ – zwei Allele, eins von Mom und eins von Dad.«
Matt nickte und blickte auf Frankies Ergebnisse.
»Die Zeile mit der Hundert ist die Blutprobe vom Opfer. Die Zeile mit der Zweihundert ist die Probe, die dem Tatverdächtigen entnommen wurde. Das sind die Standards, die bekannten Proben, die wir mit allem vergleichen, was wir haben. Die Zahlen in den Kästchen sind Allele, die an verschiedenen Stellen auf dem DNA -Molekül gefunden wurden. Wie Sie sehen, ist die DNA , die wir von dem Blut auf der Bluse gewonnen haben, identisch mit den Standards des Tatverdächtigen.«
»Bisher«, sagte Matt, »bin ich von Grund auf zufrieden.«
»Schön. Denn bei den Hautpartikeln unter den Fingernägeln sieht es etwas anders aus. Die Hautzellen des Opfers sind natürlich vorhanden, ebenso ein paar Hautzellen, die nicht von dem Mädchen stammen.«
»Wie eine Mischung?« fragte Matt.
»Ganz genau. Sie sehen Zahlen, die sowohl mit dem Opfer als auch mit der anderen Person übereinstimmen.«
»Sind dafür die Klammern?«
»Jawohl. Unterschiedliche Grade, basierend auf der Kombination von Allelen bei jeder der beiden Personen. Nehmen wir zum Beispiel an, daß sowohl der Tatverdächtige als auch das Opfer am Genlocus TPOX eine Elf haben … aber nur das Opfer hat eine Acht. Bei einer Kombination ihrer beider DNA würde ich bei der Elf ein dickeres Band erwarten als bei der Acht. Die Klammern deuten genau darauf hin.«
Die Kellnerin segelte auf Rollschuhen herbei und stellte schwungvoll zwei Schokoladenmilchshakes auf den Tisch. »Beim Sperma waren die Ergebnisse leider nicht überzeugend.«
Matt machte ein langes Gesicht. »Wieso?«
»Bei CSF und D 16 haben wir kein Ergebnis. Das liegt daran, weil wir manchmal, wenn wir nicht genug DNA haben, an diesen Loci keine Werte ablesen können.«
Matt blickte mit finsterer Miene auf die Zahlen. »Können Sie mir überhaupt was dazu sagen?«
»Ja. Da es sich um Sperma handelt, weiß ich, daß es sich um eine Mischung aus Haut von der Oberschenkelinnenseite des Opfers und Spermien irgendeines Mannes handeln wird.«
»Wie die Hautpartikel unter den Fingernägeln?«
Frankie nickte. »Vergleichen Sie die beiden Zeilen da.«
Matt blickte einen Moment lang auf die Tabelle, zuckte dann die Achseln. »Die Zahlen sind alle gleich … nur hier und da sind sie durcheinander. Das bedeutet, Sie können den Tatverdächtigen nicht ausschließen, oder?«
»Im Grunde genommen stimmt das«, gab Frankie zu. »Aber es gibt da etwas, weshalb ich zögern würde, ihn eindeutig als Täter zu bezeichnen.«
Matt warf die Papiere hin und lehnte sich zurück. »Lassen Sie hören.«
»Stellen Sie sich alle Menschen auf der Welt mit den verschiedenen Allelen vor, die sie geerbt haben. Ich habe noch nie erlebt, daß eine Mischung aus zwei nicht miteinander verwandten Personen nicht an irgendeinem Genlocus vier unterschiedliche Zahlen ergeben hat. Man möchte meinen, schon der Wahrscheinlichkeitsstatistik nach, daß es irgendeine Stelle gäbe, wo der Tatverdächtige – sagen wir – eine Zwölf, Dreizehn hat und das Opfer eine Elf, Vierzehn … aber das ist hier nicht der Fall.« Sie zeigte auf die Oberschenkelanalyse. »Sehen Sie sich die Überlappung an. Tatsächlich hat nur eine Handvoll Loci Zahlen, die bei der DNA des Opfers nicht vorkommen.«
»Soll das heißen, dem Labor ist ein Fehler unterlaufen?«
»Vielen herzlichen Dank für Ihr Vertrauen.«
»Vielleicht hatten Sie ja nicht genug DNA . Wäre es nicht möglich, daß Sie bei einer besseren Probe vier Allele gefunden hätten?«
»Möglich schon«, gestand Frankie zu. »Aber das ist nicht das einzige, das mir zu schaffen macht. Sehen Sie sich zum Beispiel den Genlocus THO1 an. Sowohl das Opfer als auch der Tatverdächtige haben da sechs, sieben, also müßte eine Mischung ihrer DNA immer
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