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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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schwieg.
    »Mit diesen Indizien wird der Staatsanwalt als erstes Ihre Glaubwürdigkeit zunichte machen. Wenn ich einer von den Geschworenen wäre und hören würde, daß der Angeklagte die Polizei belogen hat … daß seine DNA an dem Opfer gefunden wurde, würde ich keine Sekunde zögern, ihn schuldig zu sprechen. Wieso sollte jemand lügen … wenn er nichts zu verbergen hat?«
    Frustriert warf Jordan seinem Mandanten den forensischen Laborbericht zu, und Jack überflog die Ergebnisse. »Also«, sagte er barsch. »Ich schlage vor, wir versuchen’s mit gegenseitigem Einvernehmen.«
    »Was?« Jacks Kopf hob sich langsam.
    »Sie waren offensichtlich in jener Nacht zusammen mit dem Mädchen im Wald.«
    »Also schön, ich war da«, sagte Jack ruhig, »aber wir hatten keinen Sex.«
    »Könnten wir bitte mit der Pfadfindernummer aufhören, Jack? Ich verliere nämlich langsam die Geduld.« Jordans Miene verfinsterte sich. »Oder wollen Sie jetzt einen auf Clinton machen und mir eine kreative Definition von Geschlechtsverkehr auftischen?«
    »Ich hatte keinen Geschlechtsverkehr mit ihr, Jordan, in keiner Form. Ich war betrunken, und ich habe sie alle zusammen im Wald gesehen. Und … sie war nackt. Sie hat sich an mich rangemacht.« Jack blickte unglücklich auf. »Verstehen Sie jetzt, warum ich Ihnen das nicht erzählen wollte? Oder Saxton? Wer würde mir schon glauben?«
    »Hätte auch nicht viel geändert«, brummte Jordan.
    »Ich wollte nur schnellstens weg da, und sie hat versucht, mich zurückzuhalten.«
    »Wie? Wie hat sie das gemacht?« wollte Jordan wissen.
    »Ich kann mich nicht erinnern! Herrgott, Jordan. Ich versuch es ja. Ich zermartere mir das Gehirn. Schön, ich war da – na und? Das heißt noch lange nicht, daß ich Sex mit ihr hatte. Ich hab sie weggestoßen und dann bin ich gerannt.«
    Jordan faltete die Hände auf dem Tisch. »Und während dieses reizenden Gerangels haben Sie ein paar Tröpfchen Sperma verloren?«
    »Ich war nicht ausgezogen. Ich weiß nicht, wessen Sperma gefunden wurde, meines jedenfalls nicht.«
    »Können Sie sich vorstellen, wie unglaubwürdig das in den Ohren der Geschworenen klingen wird? Erst recht, wenn der DNA -Sachverständige ihnen erzählt, daß das Blut und die Haut eindeutig von Ihnen stammen?«
    »Das ist mir egal«, sagte Jack. »Ich sage nämlich die Wahrheit.«
    »Ach ja, ich vergaß. Die Wahrheit .« Jordan nahm die Papiere, steckte sie in seine Mappe und stand auf. »Wie lange denn diesmal, Jack?« sagte er und schritt aus dem Besprechungsraum, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Richterin Althea Justice hatte eine Vorliebe für seltene Stücke. Schnupftabakdosen aus Europa, chinesische Seide, Tinte aus Roßkastanien. Sie lebte in einem Haus mit riesigen Fenstern, das man eher am Strand von L.A. erwarten würde als in den Wäldern von Neuengland, fuhr einen restaurierten 1973er Pacer und hatte einen Hund aus Weißrußland, eine seltene Rasse, von der es angeblich auf der Welt nur noch dreißig Exemplare gab. Sie hob sich gern von der Masse ab, was ihr nicht schwerfiel; als einzige schwarze Richterin des höheren Gerichts war sie einfach nicht zu übersehen.
    Für ein kleines Mädchen, das mit dem Nachnamen Justice aufwuchs, war die Juristerei praktisch eine Selffulfilling Prophecy, und obwohl von ihrer Familie sonst niemand das College besucht hatte, war Altheas Werdegang so vorgezeichnet wie die Linien in ihrer Hand. Es wäre ja schon bemerkenswert gewesen, wenn sie es entweder als Frau oder als Mensch mit dunkler Hautfarbe in die Richterschaft gebracht hätte, doch da sie beides war, galt sie als New Hampshires Aushängeschild für Chancengleichheit.
    Sie maß 1,88 ohne Schuhe, wie sie normalerweise im Superior Court von Carroll County anzutreffen war. Wen scherte es schon, ob sie unter ihrer schwarzen Robe etwas an den Füßen hatte oder nicht, und wenn es jemanden störte, so hatte er nicht den Mumm, sie darauf anzusprechen. Anwälte, die mit ihr im Gerichtssaal zu tun hatten, wußten, daß mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Eine Frau, die es so weit gebracht hatte wie Althea, ließ sich nicht um den Finger wickeln.
    Ihr neuer Sekretär war ein junger Mann, der tatsächlich glaubte, es würde ihm etwas einbringen, wenn er sich bei ihr lieb Kind machte… doch was, war ihr ein Rätsel. Eine gute Position bei der Staatsanwaltschaft? Eine faire Chance, wenn er irgendwann seinen ersten Fall unter ihrem Vorsitz vertrat? Er hatte die unangenehme Angewohnheit,

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