Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
irgendwelche kaum bekannten Urteile von anderen Gerichten zu zitieren, als könnte er damit bei Althea Eindruck schinden. Die einzige Aufgabe, mit der sie ihn bislang betraut hatte, war die, ihr Ungetüm von Hund Gassi zu führen, wenn sie wegen eines Verhandlungstermins keine Zeit hatte, und obwohl er mit seiner Promotion dafür eigentlich überqualifiziert war, schien er darin dennoch den Einstieg in eine steile Karriere zu sehen.
    Es war ein lausiger Morgen gewesen – ihr weißrussischer Rassehund hatte in der Küche vor die Spüle gepinkelt, sie war seit über einer Stunde wach und hatte noch immer keinen anständigen Kaffee bekommen, und zu allem Übel hatte sie auch noch ihre Tage bekommen, was bedeutete, daß sie sich heute angesichts ihres vollen Terminkalenders nach nichts anderem sehnen würde als einer heißen Wärmflasche und einer Überdosis Midol.
    »Ich gebe Ihnen zehn Sekunden, Mark, keine Sekunde mehr: Was haben Sie für mich?« fragte Althea und legte die nackten Füße übereinander.
    »Schwarz«, sagte ihr Assistent und reichte ihr eine Tasse Kaffee. »Genau, wie Sie’s mögen.« Dann wurde er puterrot. »Das sollte keine rassistische Bemerkung sein.«
    Althea beäugte ihn über den Rand ihrer Tasse. »War es auch nicht, bis Sie’s gesagt haben.«
    »Tut mir leid.« Mark verfärbte sich erneut. Diese weißen Bürschchen.
    Althea beschloß, ihn vom Haken zu lassen. So konnte sie ihn stets aufs neue ködern. »Sagen Sie schon, was heute auf dem Programm steht.«
    »Anhörung in der Sache New Hampshire gegen Jack St. Bride.«
    Sie nahm die Akte, die er ihr entgegenhielt. »Der Vergewaltigungsfall?«
    »Ja.« Mark holte tief Luft. »Wenn Sie einen Blick hineinwerfen, sehen Sie, was für Recherchen ich gemacht habe, und finden auch meine Stellungnahme dazu.«
    »Tja, ehrlich gesagt, interessiert mich erst mal, ob einer der beteiligten Anwälte versucht hat, Sie auszuquetschen, was von mir zu halten ist.«
    Wieder errötete er. »Na ja, Euer Ehren, es hat ein paar Fragen gegeben …«
    »Staatsanwaltschaft oder Verteidigung?«
    Mark blickte auf seine blitzblanken Schuhe. »Sowohl als auch, Ma’am.«
    Wenn Althea Justice lächelte, was nicht oft vorkam, verwandelte sich ihr Gesicht wie ein Tal, in das die Sonne fällt. Sie hatte von dem Fall gehört; Gott, wie sollte sie auch nicht, wo es vor dem Gerichtsgebäude von Reportern nur so wimmelte.
    Sie dachte an Matt Houlihan und Jordan McAfee, die Anwälte, die in wenigen Stunden vor ihr stehen würden, auf Gedeih und Verderb einem großen, bösen, schwarzen Drachen ausgeliefert. »Mark«, sagte Althea schmunzelnd, »sieht so aus, als könnte es doch noch ein schöner Tag werden.«
    Eine Stunde nach der Anhörung lag Jordan im Wald auf dem Rücken und betrachtete die Sonnenstrahlen, die von Ast zu Ast hüpften. Er spürte die Feuchtigkeit, die ihm aus dem Boden unter die Haut kroch. Die Erde roch nach Sterben, aber das konnte auch an seinem Gemütszustand liegen. Er hatte einen unerfreulichen Fall, steckte in einer Sackgasse, und sein Mandant wollte sich einfach nicht auf eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft einlassen. Genau an dieser Stelle hatte Jack St. Bride keinen Sex mit Gillian Duncan gehabt, obwohl Partikel von seiner Haut unter ihren Nägeln und sein Blut an ihrer Bluse gefunden worden waren. Vielleicht kamen die Außerirdischen, die Gillian vergewaltigt hatten, ja zurück, wenn er nur lange genug hierblieb, und beförderten ihn mit einer Laserpistole ins Jenseits, dann könnte sich ein anderer bedauernswerter Anwalt mit Jacks Fall herumschlagen.
    »Hab ich mir doch gedacht, daß ich dich hier finden würde.«
    Jordan setzte sich blinzelnd auf. »Ach, du bist’s«, sagte er verdrossen.
    »Glaubst du, Lancelot ist auch so ein Empfang beschert worden?« knurrte Selena und versuchte, Jordan auf die Beine zu ziehen.
    »Du bist mein weißer Ritter?«
    »Na ja, ich geb mir alle Mühe. Du machst es mir nicht leicht.«
    Sie hatte ihn umschlungen, um ihn in eine aufrechte Position zu bringen. Jordan konnte die Seife riechen, die sie benutzte – Honig mit irgendeinem Blütenaroma drin. »Wovor schützt du mich?«
    »Vor dir selbst«, sagte Selena. »Verzweiflung. Wurzelfäule. Such dir was aus.« Sie betrachtete Jordan nachdenklich. »Wie ich höre, hattest du eine miserable Anhörung.«
    »Miserabel?« Jordan lachte. »Das würde ich nicht sagen. Es war absolut katastrophal. Diese Richterin hat meinen Antrag auf Nichtberücksichtigung von

Weitere Kostenlose Bücher