Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Friede. Er würde nicht wie die anderen Häftlinge sein, wenn er im Gefängnis war. Er würde nie so sein wie sie, weil er etwas wahrhaft Wunderschönes hatte erleben dürfen, und er hatte es ganz tief in sich aufgenommen. Bis ans Ende seines Lebens würde er es immer bei sich haben, es wie ein heißes Geheimnis unter der Haut tragen und es eifersüchtig behüten.
    »Ich werde dich nie vergessen, Addie Peabody«, sagte Jack zärtlich und küßte sie wieder.
    Er schmeckte nach Trauer. Sie schluckte seinen Kummer und hauchte ihm Hoffnung ein. »Das mußt du nicht«, versprach Addie. »Ich werde hier auf dich warten.«
    Als die Schritte des Wachmanns über den Korridor hallten, trat Addie zurück, die Hände noch lose in Jacks. »Tut mir leid, daß ich störe«, sagte der Mann, »aber Sie müssen gehen.«
    »Verstehe«, sagte Addie, und ihre Kehle schloß sich wie eine Blüte.
    »Nicht Sie, Ma’am.« Der Wachmann sah Jack an. »Die Geschworenen sind zurück.«
    Einige von den Geschworenen blickten ihn an, einige nicht. »Das ist normal«, beruhigte Jordan ihn. »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Sind Sie zu einem Urteil gelangt?« fragte Richterin Justice an den Sprecher der Geschworenen gewandt.
    Hinter Jack surrten die Kameras, und er konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, seine Beinmuskeln funktionsfähig zu halten. Die Menschen vor den Fernsehern sollten zumindest sehen, daß er auf seinen eigenen zwei Beinen stehen konnte.
    »Ja, Euer Ehren«, erwiderte der Sprecher.
    »Der Angeklagte möge sich erheben.«
    Jordan hakte sich bei Jack ein, um ihn hochzuziehen. Trotz seiner weichen Knie gelang es Jack, aufrecht stehenzubleiben.
    »Befinden Sie den Angeklagten für schuldig oder nicht schuldig?«
    Jack sah die Geschworenen an, noch immer mit unbewegter Miene. Der Sprecher der Geschworenen senkte den Blick auf das Blatt Papier, das er in den Händen hielt.
    Eine Ewigkeit später las er laut: »Nicht schuldig.«
    Der empörte Aufschrei aus Amos Duncans Mund ging in dem sofort ausbrechenden Jubel hinter Jack unter, als Selena Damascus über das Geländer sprang und sich Jordan in die Arme warf. Und dann umklammerte Addie ihn, und Jordan schüttelte ihm die Hand und sagte, er habe nie daran gezweifelt, daß es so ausgehen würde.
    Die Welt drehte sich, ein Nebel aus Blicken und Geschworenen und Kameras. »Der Angeklagte ist frei«, rief die Richterin über das Tohuwabohu hinweg, und dieses eine Wort drang in Jacks Bewußtsein und erblühte, löschte den Lärm und die Freude und die Überraschung aus. Frei. Er durfte nach Hause. Frei. Er könnte sich mitten in den kleinen Park von Salem Falls stellen und seine Unschuld hinausschreien. Jetzt hatte er wieder das Gefühl, ein Leben zu haben.
    Als freier Mann drehte Jack sich mit einem Lächeln im Gesicht um – und blickte auf die Bewohner von Salem Falls, die jetzt noch mehr Grund hatten, ihn zu hassen.
    Amos Duncan hätte den Staatsanwalt am liebsten in der Luft zerfetzt. »Sie haben gesagt, Sie bringen ihn lebenslänglich hinter Gitter«, knurrte er. »Und jetzt muß ich ihn weiterhin auf den Straßen der Stadt sehen, in der meine Tochter und ich leben.«
    Matt fühlte sich auch ohne Duncans Vorwurf schlecht genug. Einen Fall zu verlieren war immer eine Enttäuschung – einen Fall zu verlieren, der so klar und einfach ausgesehen hatte, war eine ausgemachte Katastrophe.
    »Was soll ich sagen?« erwiderte Matt kleinlaut. »Amos, Gillian – es tut mir schrecklich leid.« Er fing an, seine Unterlagen zusammenzupacken, und stopfte sie wahllos in seine Aktentasche.
    »Ich hoffe, das läßt Sie nicht mehr los, Houlihan«, zischte Duncan. »Ich hoffe, Sie tun nachts kein Auge zu, weil er frei herumläuft.«
    Im Gegensatz zu ihrem tobenden Vater war Gillian ganz ruhig. Mit fester Stimme sagte sie: »Sie haben gesagt, es wäre eine sichere Sache.«
    Matt sah sie an und richtete auch den Blick auf Amos Duncan. Dann dachte er an McAfees Schlußplädoyer, an das Atropin in Gillians Blutprobe, an Catherine Marsh, die ausgesagt hatte, sie habe Angst vor ihrem Vater gehabt. »Nichts ist wirklich sicher«, brummte er und lief den Mittelgang des Gerichtssaals entlang, um nach Hause zu fahren.
    Mit einem lauten Plopp knallte der Korken der Champagnerflasche an die Decke von Jordans Veranda. Schaum quoll hervor und lief an der Flasche hinab, benetzte Selenas Zehen und die Holzbretter unter ihren Füßen. »Auf Justitia!« rief sie und füllte die Gläser.
    »Auf daß sie weiterhin ab

Weitere Kostenlose Bücher