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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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menschliche Schwächen offengelegt, von denen er am liebsten nie erfahren hätte.
    Er steuerte direkt auf das Büro von Bernie Davidson zu. Es lohnte sich immer, einen guten Draht zum Verwaltungschef des Gerichtes zu haben. Der war für die Prozeßtermine zuständig, und derlei Informationen waren praktisch, wenn man zum Beispiel im März eine Reise auf die Bermudas vorhatte. Aber vor allen Dingen ließ sich jeder Richter von ihm etwas sagen, was bedeutete, daß so mancher Antrag direkt auf dem entscheidenden Schreibtisch eines Richters landete – und für die dringende Entscheidung über eine Freilassung gegen Kaution sich auch bei einem vollgestopften Kalender noch ein Termin fand. Jordan klopfte einmal, trat dann einfach ein und grinste breit, als Bernie seinen Augen nicht trauen wollte.
    »Mich laust der Affe – wenn das nicht der Geist von Jordan McAfee ist!«
    Jordan schüttelte ihm die Hand. »Wie geht’s denn so, Bernie?«
    »Besser als Ihnen«, sagte er und musterte Jordans abgetragene Kleidung und strubbeligen Haare. »Ich hab munkeln hören, Sie wären nach Hawaii gezogen.«
    Jordan setzte sich auf einen Stuhl vor Bernies Schreibtisch. »Wie kommt es bloß, daß an solchen Gerüchten nie was dran ist?«
    »Wo wohnen Sie denn jetzt?«
    »Salem Falls.«
    »Verschlafenes Nest, was?«
    Er zuckte die Achseln. »Genau das hab ich gesucht.«
    Bernie entging der freudlose Unterton in Jordans Stimme nicht. »Und jetzt?«
    Jordan konzentrierte sich darauf, einen Fussel von seinem Pullover zu zupfen. Dann hob er den Kopf. »Jetzt?« sagte er. »Ich glaube, jetzt brauche ich langsam etwas Trubel.«
    Addie steckte den Kopf zur Küchentür herein. »He, Jack, hilfst du mir mal eben?«
    Er spähte durch den Dampf, der aus der offenen Spülmaschine waberte. »Klar.«
    Es war kalt draußen, und der Matsch klebte an den Sohlen seiner Schuhe. Addie verschwand hinter dem hohen Zaun, der die Mülltonnen umgab. »Ich krieg den Riegel hier nicht auf«, sagte sie. Er war kaum bei ihr, um sich die Sache anzusehen, da schlang sie die Arme um ihn. »Hi«, sagte sie in den Stoff seines Hemdes hinein.
    Er lächelte. »Hi.«
    »Wie geht’s dir?«
    »Großartig. Und dir?«
    Addies Lächeln wurde breiter. »Großartiger.«
    »Na, dann bis später«, neckte Jack sie und mußte schmunzeln, als Addie sich mit aller Kraft an ihn klammerte. Bläschen stiegen in ihm hoch, die Kohlensäure des Glücks. Wann hatte jemand das letzte Mal so sehnlichst gewollt, daß er blieb, wo er war? »Ist da wirklich mit dem Riegel was nicht in Ordnung?«
    »Und ob«, gestand Addie. »Ich bin aus den Angeln.«
    Dann küßte sie ihn, zog seine Arme um ihre Taille, damit er sie hielt. Sie waren fest ineinander verschlungen, durch den Zaun um sie herum vor Blicken geschützt. Der Abfallgestank umgab sie wie ein feuchter Dschungel, doch Jack roch nichts anderes als den Vanilleduft, der der Rundung ihres Halses anhaftete. Er schloß die Augen und dachte, wenn er für die nächsten fünfzig Jahre nur einen einzigen Augenblick festhalten könnte, dann diesen.
    Addie drängte sich enger an ihn: »Ist das hier eine Liebesgeschichte?«
    Ehe Jack antworten konnte, flog die Tür im Zaun auf, und er starrte in das schwarze Auge einer Revolvermündung.
    »Um Gottes willen, Wes, steck das Ding weg!« rief Addie.
    »Ich wollte auf eine Tasse Kaffee reinschauen und hab Stimmen gehört. Ich dachte, es ist vielleicht ein Einbrecher.«
    »Ein Einbrecher ? Der Mülltonnen ausraubt? Ehrlich, Wes. Wir sind hier in Salem Falls, nicht in der Bronx.«
    Wes blickte finster, weil Addie seinen unerschrockenen Rettungsversuch ins Lächerliche zog. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ein bißchen Deo und ich bin wieder die alte. Ich hab bloß was in die Mülleimer gefüllt, mehr nicht. Soviel ich weiß, ist das kein Verstoß gegen das Gesetz.«
    Aber Wes hörte nicht hin. Er starrte Jack an, der noch immer ihre Hand umklammert hielt. Keiner der beiden machte Anstalten loszulassen, und was noch seltsamer war, weder sie noch er schien zu merken, daß sie einander festhielten.
    »Oh«, sagte Wes sehr leise. »So ist das also.«
    »Er arbeitet in einem Restaurant«, sagte Whitney und sog an ihrem Strohhalm, bis er ein schlürfendes Geräusch machte. »Dein Vater wär bestimmt nicht begeistert, wenn er wüßte, daß du scharf auf einen Typen bist, der fast in seinem Alter ist und sein Geld als Tellerwäscher verdient.«
    Gillian malte ein dickes J in die Soße auf ihrem Teller. »Geld ist

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