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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Unrecht im Gefängnis.«
    Jordan zuckte die Achseln, als hätte er das schon unzählige Male gehört. »Sie waren fast ein dreiviertel Jahr gegen Ihren Willen an einem Ort. Meinen Sie nicht, Sie hätten es verdient, mal aus freien Stücken irgendwo zu bleiben?«
    »Vielleicht will ich das ja gar nicht.«
    Zwei Autoscheinwerfer warfen ihr Licht ins Innere des »Diner«, das bestellte Taxi. »Nun ja, ich hab eine ganz gute Menschenkenntnis. Und der Blick, mit dem Sie mich vorhin empfangen haben, als ich Sie mit einer gewissen Kellnerin gestört habe, hat eine ganz andere Geschichte erzählt.« Jordan stellte seine leere Tasse in die Spüle hinter der Theke. »Bestellen Sie Addie besten Dank von mir.«
    »Mr. McAfee«, sagte Jack. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich in Ihrem Taxi mitfahre?«
    Das Licht von der Veranda fiel auf ihn, umrahmte Jacks Kopf wie mit einem Glorienschein. »Ich hab es nicht getan«, sagte er sofort. Zwischen ihnen war noch eine Fliegentür, Addie preßte eine Hand dagegen.
    Jack legte seine Hand auf die andere Seite des Gitters. Unwillkürlich fragte sich Addie, ob es für ihn im Gefängnis genauso gewesen war, wenn ihn jemand besucht hatte, getrennt durch eine Wand.
    »Wes hat mir alles erzählt«, sagte sie. »Die Akten sind im Computer auf dem Revier. Er hat gesagt, du hast dich sogar dort gemeldet als Sexualstraftäter.«
    »Das mußte ich. Das war die Auflage für die Strafmilderung.«
    Addie hatte Tränen in den Augen. »Wer unschuldig ist, kommt nicht ins Gefängnis.«
    » Und Kinder sterben nicht . Addie, gerade du müßtest wissen, daß die Welt nicht immer so funktioniert, wie sie sollte.« Jack zögerte. »Hast du dich nie gefragt, warum ich bei dir nie die Initiative ergreife? Warum immer du mich küßt, meine Hand nimmst?«
    »Warum?«
    »Weil ich einfach nie der Mann sein will, der ich angeblich war. Ich möchte kein Tier sein, unkontrolliert. Und ich habe Angst, daß ich, wenn ich dich berühre, richtig berühre, nicht mehr aufhören kann.« Jack wandte den Kopf, so daß er mit den Lippen ihre Handflächen durch das Fliegengitter streifte. »Du mußt mir glauben, Addie. Ich würde mich nie an einem jungen Mädchen vergreifen.«
    »Das habe ich bei denen auch nicht für möglich gehalten.«
    »Bei wem?«
    Sie hob das Gesicht. »Bei den Jungs, die mich vergewaltigt haben.«
    Sie war sechzehn gewesen, eine gute Schülerin an der High-School von Salem Falls. Sie schrieb für die Schülerzeitung und träumte davon, einmal Journalistin zu werden. Da sie abends oft lange in der Redaktion blieb, vermißten ihre Eltern, die mit dem »Diner« alle Hände voll zu tun hatten, sie auch nicht, wenn sie später kam.
    Es war kalt für April, so kalt, daß sie sich wünschte, Jeans zu tragen anstatt des dünnen Rocks, als sie die Tür hinter sich schloß und das Sportgelände überquerte. Sie zog die Jacke enger um sich und ging um den Footballplatz herum Richtung Stadt.
    Die Stimmen hörte sie zuerst – drei Sportasse aus der Oberstufe, die in dem Jahr mit ihrem Team die Schulmeisterschaft errungen hatten. Schüchtern – gute Schüler gingen rüpeligen Sportskanonen aus dem Weg – wich sie ihnen in einem großen Bogen aus und tat so, als hätte sie nicht gesehen, daß sie eine Flasche Jack Daniels bei sich hatten.
    »Addie«, rief einer von ihnen. Überrascht, daß die Jungs ihren Namen kannten, drehte sie sich um.
    »Komm doch mal kurz her.«
    Sie ging zu ihnen wie ein Vogel, der auf Brotkrumen zuhüpft – vorsichtig, ein bißchen hoffnungsvoll, aber fluchtbereit beim ersten Anzeichen von Gefahr. »Weißt du noch, der Artikel, den du über das letzte Spiel der Saison geschrieben hast? Der war richtig gut. Findet ihr nicht, Jungs?«
    Die anderen nickten. Sie hatten fast etwas Schönes an sich, mit ihren geröteten Gesichtern und den hellen Haaren, wie ein fremder Menschenschlag. »Du hast bloß meinen Namen falsch geschrieben.«
    »Das kann nicht sein.« Addie überprüfte immer alles ganz genau; in solchen Dingen war sie pedantisch.
    Der Junge lachte. »Ich bin ja vielleicht nicht so schlau wie du, aber meinen Namen kann ich schreiben!« Die anderen stießen sich gegenseitig an und prusteten vor Lachen. »He, willst du ’nen Schluck?« Addie schüttelte den Kopf. »Zum Aufwärmen…«
    Vorsichtig nahm sie einen Schluck. Ein Komet schoß ihr heiß den Rachen hinunter – sie spuckte hustend ins Gras, mit tränenden Augen. »Donnerwetter, Addie«, sagte er und legte den Arm um sie. »Aber

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