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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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jetzt ganz ruhig.« Seine Hand glitt an ihr rauf und runter. »Mensch, du bist ja gar nicht so mager, wie du aussiehst.«
    Addie wollte sich abwenden. »Ich muß nach Hause.«
    »Zuerst will ich dir noch verraten, wie sich mein Name schreibt.«
    Ein fairer Kompromiß , dachte Addie. Sie nickte, und der Junge zog sie näher zu sich. »Es ist ein Geheimnis«, flüsterte er.
    Addie beugte sich zu ihm, ihr Ohr an seinen Lippen. Und spürte, wie seine Zunge hineinglitt.
    Sie wollte wegspringen, aber er hielt sie fest. »Jetzt wiederholst du das«, sagte er und preßte seinen Mund auf ihren.
    An das, was dann geschah, konnte Addie sich kaum erinnern. Nur, daß es drei waren. Daß die Unterseite der Zuschauerbänke leuchtend orange gestrichen waren. Daß Angst in hoher Dosierung nach Schwefel riecht. Und daß es im Innern einen Ort gibt, von dessen Existenz man nicht einmal weiß, einen Ort, von dem aus man zuschauen kann, ohne einen Schmerz zu spüren.
    »Hast du dich nie gefragt, wer Chloes Vater ist?« fragte Addie.
    Sie standen jetzt im Wohnzimmer, und Jack mußte schlucken, weil er einen Kloß im Hals hatte. »Welcher von den dreien?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte es nicht wissen. Ich hab mir gesagt, ich habe es verdient, daß sie mir ganz allein gehört.«
    »Wieso hast du es niemandem erzählt?«
    »Weil ich dann für alle bloß ein Flittchen gewesen wäre. Und weil ich nicht sicher bin … bis heute nicht … ob die drei sich überhaupt daran erinnern konnten.« Ihre Stimme wurde dünn. »Ich wünschte, soviel Glück hätte ich auch gehabt. Jahrelang hab ich mich gefragt, was ich dazu beigetragen habe, daß sie mir das angetan haben.«
    »Du warst zur falschen Zeit am falschen Ort«, murmelte Jack. Das waren wir beide .
    Acht Monate lang hatte er das Rechtssystem gehaßt, das im Zweifelsfall den Frauen Glauben schenkte. Aber jetzt, da er Addie sah – selbst wenn eine Million Männer zu Unrecht hinter Schloß und Riegel kämen, wäre das noch lange keine Wiedergutmachung für das, was sie erlitten hatte.
    »Leben sie … hier im Ort?«
    »Willst du für mich Drachen töten, Jack?« Addie lächelte schwach. »Einer ist mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Einer ist nach Florida gegangen. Einer ist noch hier.«
    »Wer?«
    »Laß gut sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Niemand weiß, was passiert ist, nur mein Vater, und jetzt du. Die Leute haben gedacht, ich hätte mich mit irgendwelchen Jungs eingelassen und wäre schwanger geworden. Und mir soll’s recht sein, Jack.« Ihre Gesichtszüge wurden weicher. »Diese entsetzliche Sache hat etwas Wunderbares hervorgebracht. Ich habe Chloe bekommen. Nur daran will ich mich erinnern. An nichts anderes.«
    Jack schwieg einen Moment. »Glaubst du, daß ich unschuldig bin?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Addie zu. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Sie kannte Jack erst so kurze Zeit, daß die Tiefe ihrer Gefühle für ihn ihr unangemessen schien, als hätte sie einen Wasserhahn aufgedreht und ein Geysir wäre hervorgesprudelt. Sie verstand es selbst nicht, aber schließlich verstand sie so vieles auf der Welt nicht. Pure Liebe, wie purer Kummer, konnte einem die Orientierung rauben. Sie konnte bewirken, daß man all das vergaß, was man nicht wußte, und sich ausschließlich auf die wenigen Dinge konzentrierte, die man dem Herzen überlassen konnte. »Ich möchte dir glauben«, sagte sie.
    »Dann fangen wir genau da an.« Jack schloß die Augen und beugte sich vor. »Küß mich.«
    »Ich finde, das ist jetzt weder der rechte Zeitpunkt noch –«
    Seine Augen öffneten sich einen Spalt. »Ich möchte dir beweisen, daß ich der bin, der ich zu sein behaupte. Ich möchte dir zeigen, daß ich dir gegenüber niemals gewalttätig werde, egal, was du machst, und egal, was du sagst.«
    »Aber du hast gesagt –«
    »Addie«, murmelte Jack, »tun wir es für uns beide.«
    Er breitete die Arme aus und nach einer Sekunde beugte Addie sich vor und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Ach, komm schon. Das kannst du doch besser.« Sie fuhr mit dem Mund von seinem Hals zum Kinn. Plötzlich spürten sie es, wie eine Spur Kerosin, die nur noch angezündet werden mußte, um sich in eine Feuerwand zu verwandeln.
    Dieses hemmungslose Verlangen … es war, als würde sie zum erstenmal Farbe sehen und sich die Taschen mit leuchtendem Violett, sattem Orange, knalligem Gelb vollstopfen, voller Angst, dabei ertappt zu werden, daß sie etwas stahl, was ihr nicht gehörte, doch mit der

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