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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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einen Anwalt, Jack.«
    Eine Woge der Wut durchflutete Jack. »Wieso hast du mich auf ein Gespräch herbestellt, wenn du mich sowieso festnehmen willst?« Der Vorwurf hing zwischen ihnen in der Luft, und mit einem Mal wurde Jack klar, warum Jay ihn um seine Version der Geschichte gebeten hatte – es hatte nichts mit ihrer Freundschaft zu tun, er wollte bloß von Jack ein Geständnis hören, das vor Gericht gegen ihn verwendet werden könnte.
    Loyal war ein idyllisches Städtchen; es hatte einen Lebensmittelladen, die obligatorische Holzbrücke und eine Reihe weißer Holzhäuser, die den kleinen Park säumten und die Architektur der Westonbrook Academy widerspiegelten. Jack wohnte in einem kleinen Cottage. Von seiner Veranda aus konnte er das Haus sehen, wo Catherine Marsh mit ihrem Vater Reverend Ellidor lebte.
    Jack hatte es immer gefallen, daß er nicht einmal durch den Ort gehen konnte, ohne ein bekanntes Gesicht zu sehen. Wenn es keine Schüler waren, dann die Frau, die den Lebensmittelladen betrieb. Die Leiterin des Postamtes. Die schon etwas betagten Zwillingsbrüder, die beide ledig waren und zusammen in der Bank arbeiteten, an nebeneinander liegenden Schaltern.
    Heute jedoch zog er den Kopf ein, als er durch die Straßen ging, aus Angst, einem Bekannten zu begegnen. Er kam an Jugendlichen vorbei und spürte förmlich, wie sie ihn mit Blicken verfolgten. Als er dem Besen einer Ladenbesitzerin auswich, hörte sie plötzlich auf zu fegen und starrte ihn an, so daß sein Gesicht ganz heiß vor Verlegenheit wurde. Ich bin unschuldig , hätte er am liebsten geschrien. Es ging ihnen nicht um die Wahrheit, sie hatten Angst, daß Pech ansteckend war.
    Das Haus von Reverend Ellidor und seiner Tochter war fröhlich mit pinkfarbenen Rosen verziert, die an einem Spalier gen Himmel wuchsen. Er klopfte fest an die Tür und trat einen Schritt zurück, als Catherine öffnete.
    Sie war jung und hübsch, mit einer Haut, die von innen zu leuchten schien. In diesem ersten Augenblick sah Jack vor seinem geistigen Auge all die Male, wenn er sie kurz an sich gedrückt hatte, nachdem sie ein Tor geschossen hatte, all die Male, wenn ihm aufgefallen war, wie sich ihr Trikot über ihrem Sport-BH spannte. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Coach!«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, um ihr Vorwürfe zu machen, sie nach dem Grund zu fragen, doch dazu kam es nicht. Ein Gesicht tauchte hinter Catherine auf: Ellidor Marsh, in all seinem biblischen Zorn.
    »Reverend«, setzte Jack an.
    Mehr brauchte Ellidor nicht. Nur für den Bruchteil einer Sekunde zeichnete sich in seiner Miene ein leichtes Zögern ab, doch dann schnellte seine Faust vor und traf Jack aufs Kinn.
    Catherine schrie, als Jack die Stufen hinunterstolperte und in einem Rosenbusch landete. Dornen stachen durch seine leichte Sommerhose. Er spuckte Blut und wischte sich mit der Hand über den Mund.
    Catherine wollte zu ihm, doch ihr Vater stieß sie hinter sich. Jack blickte den Reverend aus zusammengekniffenen Augen an. »Hat der liebe Gott Ihnen das eingegeben?«
    »Zur Hölle mit Ihnen«, erwiderte Ellidor knapp.
    Einige Wochen zuvor hatte Jack an einem Julitag, der so heiß war, daß ihm das Hemd am Körper klebte, vor seiner Oberstufenklasse gestanden und über den Peloponnesischen Krieg gesprochen. »Die Spartaner waren nicht glücklich mit dem Friedensvertrag, den sie unterzeichnet hatten, und die Athener wurden selbst ein bißchen machthungrig …« Sein Blick war über die verschwitzten Gesichter seiner Schülerinnen gewandert, die sich mit selbstgefalteten Papierfächern Kühlung verschafften. »Und nicht eine von euch hört mir im Moment zu.«
    Jack bemerkte, daß einem der Mädchen sogar die Augen zufielen. Er selbst war auch nicht begeistert von diesen Sommerkursen, die Westonbrook in den Ferien anbot, damit Schüler der Abschlußklassen ihre Chancen bei den Collegebewerbungen verbessern konnten. Die hundert Jahre alten Klassenräume in Westonbrook, allesamt Brutkästen, waren ernsthaftem Lernen nicht gerade förderlich.
    Catherine Marsh saß in der ersten Reihe, der gestärkte Kragen ordentlich über der Schuluniformjacke, die Füße sittsam übereinandergelegt. »Dr. St. Bride«, jammerte sie, »was ist denn an einem Krieg so wichtig, der zweitausendvierhundert Jahre zurückliegt und in einem anderen Land stattgefunden hat? Ich meine, er war doch nicht in unserem Land. Warum müssen wir so was überhaupt lernen?«
    Die ganze

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