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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Ja, das bist du .
    Sie wußte, daß zwischen ihnen irgend etwas Besonderes war, sonst hätte er sie wohl nicht ab und zu nach dem Training gebeten zu bleiben, damit er ihr noch eine Übung zeigen konnte, und ihr auch nicht den Arm um die Schulter gelegt, wenn sie zusammen vom Platz gingen. Als sie ihm anvertraut hatte, daß sie vorhabe, mit Billy Haines zu schlafen, war der Coach so nett gewesen, sie zu einem Arzt zwei Städte weiter zu fahren, um sich die Pille zu besorgen. Na ja, zuerst hatte er Bedenken – aber dann hatte er es doch getan, weil er sie mochte. Und als Billy zwei Tage später mit ihr Schluß gemacht hatte, durfte sie sich an der Schulter des Coaches ausweinen.
    Sie fragte sich mehrmals am Tag, was er wohl mit dem BH angestellt hatte, den sie nach der Geschichtsstunde im Freien verloren hatte. Er war ihr wirklich versehentlich aus den Sachen gefallen, die sie auf dem Arm gehabt hatte … aber vielleicht war es ja doch Schicksal, wenn sie genauer darüber nachdachte. Als sie merkte, daß der BH fehlte, war sie zum Fußballplatz zurückgegangen, um ihn zu holen … und hatte gerade noch mitbekommen, wie der Coach ihn aufgehoben und in die Tasche gesteckt hatte. Aus irgendeinem Grund hatte sie einfach kehrtgemacht, statt sich den BH zurückgeben zu lassen. Vielleicht hatte der Coach ihn sich unters Kopfkissen gelegt. Vielleicht berührte er manchmal die Seide und stellte sich vor, es wäre ihre Haut.
    Gestern war Catherine nicht zur Schule gegangen. Ihr Vater hatte es ihr verboten. Und wahrscheinlich war es so auch am besten, zumal sie ohnehin nicht wußte, was sie zu Jack sagen sollte. Sie hatte gehört, daß man ihn in Handschellen abgeführt hatte, wie einen Schwerverbrecher. Wenn Catherine dabeigewesen wäre, hätte sie sich vor ihn hingekniet und jede Stelle an seinem Handgelenk geküßt, die von dem Metall berührt wurde. Sie hätte darum gebeten, daß man ihr die Handschellen anlegte. Sie würde alles tun, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte, einfach alles.
    Jack beugte sich so dicht zu Melton Sprigg, daß er das Gewebe seiner Fliege genau erkennen konnte. »Ich hab es nicht getan«, sagte er durch die Zähne. »Zählt das denn überhaupt nicht?«
    »Ich sage bloß, daß man Geschworenen heutzutage durchaus verständlich machen kann, warum ein Mann … im fortgeschrittenen Alter … Interesse für ein junges Mädchen entwickelt.«
    »Schön. Wenden Sie diese Strategie bei einem Mandanten an, der wirklich schuldig ist.« Jack ließ sich auf einen Stuhl sinken, plötzlich kraftlos. Heute hatte sein bester Freund ihn wegen sexuellen Mißbrauchs an einer Schutzbefohlenen verhaftet. Sein Bankkonto war um 5 000 Dollar leichter geworden, die er für die Kaution hatte hinterlegen müssen. Von den Handschellen hatte er blaue Flecke an den Gelenken. »Wir werden kämpfen. Darum geht’s ja hier schließlich, oder? Beide Seiten sollen zu Wort kommen. Und wer hört schon auf eine Fünfzehnjährige?«
    Der Anwalt nickte und lächelte seinem Mandanten zuliebe. Und sagte ihm nicht, was er dachte: daß alle gerade deshalb auf Catherine Marsh hören würden, weil sie erst fünfzehn war.
    »Ich werde nicht drum herumreden«, sagte Herb Thayer. »Die Sache ist äußerst unangenehm.«
    Endlich jemand, der ihm aus der Seele sprach. »Das müssen Sie mir nicht erzählen«, sagte Jack. »Gestern bin ich aufs Revier vorgeladen worden, damit Jay Kavanaugh mir meine Rechte vorlesen konnte! Verdammt, ich spiele regelmäßig mit ihm Squash, und er buchtet mich ein.« Es sprudelte jetzt nur so aus ihm heraus. »Ich bin ebenso überrascht wie Sie, Herb. Ich habe keine Ahnung, wie das Mädchen auf so was kommt.«
    »Sie und Catherine Marsh haben ein sehr enges Verhältnis«, warf Herb ein.
    »Sie … Sie glauben ihr doch nicht, oder?«
    »Himmel, Jack, natürlich nicht. Ich will damit nur sagen, daß ich verstehen kann, daß … andere … diesen Schluß daraus gezogen haben.«
    Jack stand auf und lief im Büro auf und ab. Auf einem Regal standen vier Pokale von den Bezirksmeisterschaften im Mädchenfußball, von denen er sich jeden einzelnen aufgrund des persönlicheren Verhältnisses verdient hatte, das Herb jetzt in Frage stellte. »Ich habe sie nicht angefaßt.«
    Herb blickte zum Fenster hinaus. »Sie wissen ja«, sagte er leise, »daß Sie der beste Lehrer der Schule sind. Sie haben ein ungewöhnliches Talent, die Mädchen zu motivieren.«
    Jack spürte, wie das Blut ihm durch die Adern rauschte, als ihm klar

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