Die Hexenjagd
wirklich Bescheid wusste. Und sie hatte die Pflicht, das deutlich zu sagen.
»Da ich etwas aus der Falle gelernt habe, in die ich in Cape Cod getappt bin«, begann sie, »will ich Scarlett nicht unvorbereitet gegenübertreten. Sie ist stärker als wir alle zusammen. Beim letzten Mal hatten wir Glück– wir haben sie in die Flucht geschlagen, aber wir konnten sie nicht überwältigen. Die einzige Möglichkeit, sie jetzt zu besiegen, ist, sie zu überlisten.«
Cassie wandte sich an Adam. »Ich weiß, dass du uns alle aufmuntern willst, aber mit Hoffnung und positiver Einstellung allein werden wir nicht weit kommen. Wir müssen realistisch sein. Wir sollten eine Reihe von Zaubern auf Lager haben, bevor wir uns auf den Weg machen. Ein oder zwei Tage Vorbereitung sind alles, was wir brauchen. Das ist nicht viel.«
»Ich finde, Cassie hat recht«, erklärte Deborah. »Sie sollte bei dieser Aktion bestimmen, wo es langgeht.«
Nick hob die Hand. »Dafür bin ich auch.«
Adams Wangen färbten sich dunkelrot und Faye stieß einen empörten Seufzer aus.
Laurel griff wieder nach ihrem Bleistift. »Also schön. Wer hat noch etwas hinzuzufügen?«
Adam hatte an Cassies Haustür gewartet, bis die anderen aufgebrochen waren. Jetzt legte er den Kopf schräg und sah sie verlegen an. »Wir müssen reden«, sagte er.
»Worüber?«
»Über Scarlett.«
»Kann es sein, dass du in letzter Zeit ziemlich häufig über sie reden willst?«
Adams verlegener Ausdruck wurde ernst. »Ich verstehe, dass dich das aufregt, Cassie. Aber ich habe nicht vorgeschlagen, Scarlett zu suchen, damit ich sie zum Abendessen einladen kann. Und das weißt du auch.«
Natürlich wusste Cassie das, aber sie verübelte es Scarlett trotzdem, dass sie ihre Beziehung störte. Und diesen Ärger übertrug sie auf Adam.
»Das war alles, worüber ich mit dir reden wollte.« Adam beugte sich vor und umarmte Cassie zum Abschied.
Cassie ließ es völlig leidenschaftslos geschehen. Ihr Verstand sagte ihr, dass Adam nichts falsch gemacht hatte, aber in ihrem Herzen spürte sie den Stich der Eifersucht. Immer, wenn sie Adam ansah, hatte sie Scarlett vor Augen. Immer, wenn sie ihn berührte, spürte sie das Band, das von ihm zu Scarlett führte. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch zur Vernunft rief, das bittere Gefühl blieb.
Nachdem Adam gegangen war, beschloss Cassie, die Küche aufzuräumen, um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken. Wenn ihre Mutter nach Hause kam, würde sie sich bestimmt darüber freuen.
Erfüllt von dem befriedigenden Gefühl, allen Schmutz zu beseitigen, fegte sie den Küchenboden. Da kam Nick aus dem Keller herauf.
Cassie umklammerte den Besen etwas fester. »Willst du noch weg?«, fragte sie.
Nick nahm Cassie den Besen aus der Hand. »Nicht, wenn du mich nicht begleitest.«
»Vielleicht mache ich das sogar.« Cassie lachte. »Aber erst, wenn der Boden hier sauber ist.«
»Also abgemacht.« Nick senkte den Kopf und begann prompt, mit gleichmäßigen Bewegungen den Boden zu fegen.
Cassie beobachtete ihn. Reparaturen aller Art, Holz hacken– Nick machte körperliche Arbeit nichts aus, selbst wenn es sich um Saubermachen handelte. Im Gegenteil, er schien sogar völlig in solchen Tätigkeiten aufzugehen, und irgendwie beneidete Cassie ihn darum.
Nick hielt inne und stützte beide Hände auf den Besenstiel. »Einen Penny für deine Gedanken«, sagte er.
»Ich müsste dir etwas zahlen, wenn ich erst mal anfange zu reden.«
»Stell mich auf die Probe.« Nick grinste. »Die erste Sitzung ist kostenlos.«
Cassie lehnte sich an die Küchentheke. »Also, zunächst mal waren da diese schrecklichen Albträume.«
»Von dem Buch?«, fragte Nick.
»Schätze ja. Seit ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, haben sich eine Menge merkwürdiger Gefühle eingestellt.« Cassie hielt inne. »Und mit Adam ist es ziemlich kompliziert geworden.«
Normalerweise zuckte Nick immer zusammen, wenn Cassie Adam erwähnte, aber diesmal nicht. Der Blick seiner mahagonifarbenen Augen war völlig ruhig und sein Gesichtsausdruck gelassen. Plötzlich hatte Cassie das Gefühl, Nick alles sagen zu können, denn er würde sie nicht verurteilen. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
»Du weißt ja über das Band Bescheid?«, fragte sie. »Das zwischen mir und Adam?«
»Das berüchtigte silberne Band. Was für eine Frage.«
»Nun, es gibt ein weiteres Band genau wie dieses«, fuhr Cassie fort. »Zwischen Adam und Scarlett.«
»Hmm.« Nick stellte den Besen
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