Die Hexenjagd
Scarlett, mit der Macht des Feuers.«
Cassie stellte sich ein beruhigendes weißes Licht vor. Sie malte sich aus, wie es immer heller wurde und immer intensiver, bis es nicht nur Scarlett einhüllte, sondern auch sie selbst und Adam.
Adam steckte die brennende Kerze in den Halter, den er oberhalb von Scarletts Kopf auf dem Boden platziert hatte. Dann verstreute er rund um Scarlett den Dreck aus dem Garten. »Ich verbanne dich aus New Salem, Scarlett, mit der Macht der Erde.«
Cassie nahm den Geruch von Lehm wahr und spürte die Ganzheitlichkeit der Erde, die schlichte Reinheit des Bodens. Sie stellte sich vor, dass das weiße Licht den ganzen Raum erfüllte und dann das ganze Haus.
Als Nächstes griff Adam nach der Tasse mit Wasser, die er auf den Tisch gestellt hatte. Er tauchte die Hand hinein und verspritzte die Wassertropfen über Scarletts Haut. »Ich verbanne dich aus New Salem, Scarlett, mit der Macht des Wassers.«
Schließlich öffnete er die Eingangstür des Hauses sowie ein großes Fenster. Der Luftzug, der dadurch entstand, löschte die Kerze auf dem Boden. »Ich verbanne dich aus New Salem, Scarlett, mit der Macht des Windes.«
Dann legte er seine Hände sanft auf Cassies und hielt sie über Scarletts Stirn. Mit geschlossenen Augen vollendete er den Zauber: »Feuer, Erde, Wasser, Wind und die Macht der Meisterwerkzeuge, möget ihr zusammenwirken.«
Scarlett regte sich und Adam öffnete die Augen. »Das war’s«, murmelte er.
Cassie nahm ihre Hände von Scarletts Stirn. »Hat es funktioniert?«
»Wir werden sehen«, antwortete Adam. »Aber ich denke nicht, dass sie noch eine große Bedrohung darstellen wird.«
Cassie nickte, aber sie war sich nicht ganz so sicher, dass Scarlett nicht länger gefährlich sein würde.
Adam griff nach Black Johns Buch der Schatten und deutete auf die Tür. »Was hältst du davon, wenn wir jetzt von hier verschwinden?«
Cassie warf einen letzten Blick auf Scarlett, dann nickte sie. Sie ging zur Eingangstür, die immer noch offen stand, drehte sich noch einmal um und winkte Scarlett zu. »Tollere malum«, sagte sie. Es waren die Worte des Umkehrzaubers.
Und während Cassie und Adam hinaustraten und die Tür hinter sich zuschlugen, rang Scarlett keuchend nach Luft. Das Leben kehrte in sie zurück.
Kapitel Neunzehn
Sobald sie bei Cassie zu Hause waren, ließen sich Adam und Cassie auf die Verandaschaukel fallen, um ein paar Minuten zu verschnaufen und wieder richtig zu sich zu kommen. Adam drehte sich zu Cassie um und grinste etwas verlegen. »Danke, dass du mir den Arsch gerettet hast.«
Cassie war erleichtert, dass Adam selbst in dieser Situation zu einem lockeren Spruch fähig war, bedeutete es doch, dass er es verkraftet hatte, sie in den Fängen der dunklen Magie zu erleben. Vielleicht würde jetzt ja alles wieder in Ordnung kommen zwischen ihnen. Aber zuerst musste sie ansprechen, was er getan hatte.
»Das war ich dir schuldig«, begann Cassie. »Aber es war furchtbar dumm von dir, allein zu Scarlett zu gehen. Es hätte dein Tod sein können.«
»So furchtbar dumm kam es mir gar nicht vor. Ich wusste, wo du das Buch versteckt hattest, und ich hoffte, es gegen die Meisterwerkzeuge eintauschen zu können.«
»Aber war dir denn nicht klar, wie gefährlich dieses Buch in Scarletts Händen gewesen wäre?«
»Um ehrlich zu sein, Cassie, habe ich es getan, weil ich das Buch von dir entfernen wollte. Ich dachte, wenn es außerhalb deiner Reichweite wäre, würde dich das vielleicht vor der Dunkelheit retten. Du musst mir glauben, dass ich nur versucht habe zu helfen.«
Cassie dachte daran, wie sie im Missionshaus die umblätternden Seiten des Buches gehört hatte, wie das Buch sie praktisch gerufen hatte, und wie sie in Versuchung gekommen war, Scarlett mit schwarzer Magie anzugreifen.
»Nach allem, was passiert ist«, meinte Cassie, »fürchte ich, es könnte schon zu spät sein. Ich glaube, das Buch hat bereits Schaden angerichtet.«
»Nein. Sag das nicht!«, protestierte Adam. »Es war eine knappe Sache, aber es ist nichts geschehen, was nicht wiedergutzumachen wäre.«
Sofort überfielen Cassie Gewissensbisse. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um Adam von der Sache mit Nick zu erzählen. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie vielleicht nie wieder den Mut dazu aufbringen.
»Doch, es ist etwas geschehen, das nicht wiedergutzumachen ist«, sagte sie. »Es tut mir unendlich leid, aber es ist nun mal so.«
»Was ist es denn?«, fragte Adam besorgt.
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