Die Hexenjagd
Ähnlichkeit mit dem Mann war nicht zu verkennen.
Im Rahmen ihrer Nachforschungen hatte Laurel zwei der letzten verbliebenen Jäger identifiziert, nämlich Jedediah Felton– aus einer der meist gefürchteten Jägerfamilien der Geschichte– und seine Tochter, Louvera Felton. Und jetzt standen sie leibhaftig hier.
Dabei sahen die Feltons ganz anders aus, als Cassie es sich vorgestellt hatte. Sie wirkten so normal. In ihrer Fantasie hatte Cassie sich die Jäger als riesige, urtümliche Männer in traditioneller Tracht ausgemalt, wie sie auch ein Meister der Kampfkünste tragen würde. Aber diese Jäger wären als drei völlig durchschnittliche Erwachsene durchgegangen– wären da nicht die alten Reliquien gewesen, die sie wie Waffen schwangen.
»Sie sehen nicht besonders tough aus«, bemerkte Adam trocken. »Ohne diese Steine haben sie uns nichts voraus.«
»Aber diese Steine bergen eine jahrhundertealte Macht«, flüsterte Diana.
Cassie nickte.
»Was murmeln sie da?«, fragte Adam. »Ist das schon der tödliche Fluch?«
In leisem Singsang wiederholten die Jäger eine unheilvoll klingende Phrase:
Eas ago,
Occido in eius nomine –
Eas ago,
Occido in eius nomine …
Genau in diesem Moment fielen ihre markierten Freunde auf die Knie. Alle hielten sich den Kopf, als litten sie unter schrecklicher Migräne.
»Es muss der tödliche Fluch sein«, wisperte Cassie. Sie machte eine Bewegung nach vorn, um sich zu offenbaren, aber Diana hielt sie am Arm fest und zog sie zurück.
»Warte«, sagte sie. »Wenn wir uns zeigen, werden wir nur wie die anderen gefangen. Unser Hexenjägerfluch hat offenbar nicht funktioniert. Sonst wären Faye und die Übrigen jetzt nicht in dieser Lage.«
Laurel und Suzan wanden sich zu Füßen der Jäger. Faye schrie vor Schmerz. Nick krümmte sich und hielt sich den Kopf, als blute er. Deborah wirkte, als sei sie unter der Folter ohnmächtig geworden.
»Aber wir müssen irgendetwas versuchen«, sagte Cassie. »Wahrscheinlich bleiben uns nur noch ein paar Minuten, wenn nicht nur Sekunden.«
»Ein Blockadezauber«, murmelte Adam. »Um die Energie ihres Fluches gegen sie selbst zu wenden. Zu siebt haben wir vielleicht genug Macht.« Er schloss die Augen und griff nach Cassies Händen. »Sprecht mir alle nach: Jäger, zerstreut euch. Der Fluch kehre sich gegen euch .«
Die anderen hakten sich unter und taten, was Adam gesagt hatte. Cassie bezweifelte, dass ihr Zauber stark genug sein würde, um auf die uralten Reliquien zu wirken. Dennoch konzentrierte sie ihre gesamte Energie auf den Zauberspruch. »Jäger, zerstreut euch. Der Fluch kehre sich gegen euch.«
Zunächst geschah gar nichts. Aber dann blickten die Jäger überrascht von einer Seite zu anderen. Zwar fuhren sie in ihrem Singsang fort, doch die Magie hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
Plötzlich spürte Cassie eine Veränderung in sich. Eine hitzige Macht. Und dann, ohne genau zu wissen, woher sie kamen, drangen kehlige Laute über ihre Lippen, magische Worte wie aus den Tiefen ihres Rachens. »Venatores dispergam. A nobis vertite maledictionem.« Es war dunkle Magie, das spürte Cassie sofort, aber sie wehrte sich nicht dagegen. Ihr ganzes Wesen erzitterte wie in schmerzhafter Ekstase.
Jetzt zuckten die Jäger erschrocken zusammen. Sie hielten in ihrem Singsang inne und suchten die Schatten nach der Quelle des Zaubers ab. Dabei schwenkten sie ihre Reliquien, ohne recht zu wissen, wie ihnen geschah. Sie wussten nur, dass es nichts Gutes war.
»Venatores dispergam. A nobis vertite maledictionem«, wiederholte Cassie.
Mr Boylan tadelte die beiden anderen dafür, dass sie sich hatten ablenken lassen. »Konzentriert euch!«, rief er. »Wir sind noch nicht fertig.«
Aber binnen Sekunden färbte sich das Gesicht des alten Mannes tiefrot und er hielt sich die Brust. »Es ist ein alter Zauber«, sagte er. »Ich weiß nicht, wieso, aber ich bin mir sicher.«
Jedediah krümmte sich und begann, auf seine Brust einzuschlagen, an der Stelle, wo sein Herz saß. »Findet die Quelle«, schrie er den anderen zu.
Louvera machte eine Bewegung, als wolle sie ihrem Vater zu Hilfe eilen, aber dann fasste auch sie sich an die Brust, als hätte sie einen Herzinfarkt. Sie schnappte nach Luft, außerstande zu sprechen.
Die dunklen Worte drangen auch weiterhin über Cassies Lippen, jetzt noch entschlossener, da sie sah, wie gut sie funktionierten. Adam und die anderen standen stumm daneben. Sie hielten einander immer noch untergehakt.
Auch Mr
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