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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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lass uns gleich beginnen“, regte ich ihn an und hieß ihn, einen Kessel Wasser für das neue, nun besonders appetitanregende Getränk auf den Herd zu stellen.
Er wollte mit dem Kessel zur Hintertür hinaus zum Brunnen eilen, wurde jedoch von Erwin zurückgerufen: „He du, und was ist mit deinen Klößen?“
Frowin hielt unschlüssig inne - was nun zuerst? Ich machte ihm Beine: „Mach zu, ich brauch das Wasser!“
Darauf lief er hinaus, und Erwin schnaubte: „Wenn die Klöße nicht in den Pott kommen, können wir erst heute Abend essen.“
Das nutzte Kaspar, um zu sticheln: „Bis eben noch lief alles hier wie am Schnürchen, und jetzt . .“
Ich ließ mir nicht anmerken, dass sich über diese Unflätigkeiten wieder mein Magen verkrampfte. Nachdem Frodi dann den gefüllten Kessel auf den Herd gesetzt hatte, sortierte ich mit viel Bedacht einige Kräuter, Essenzen und Pulver aus meinem mitgebrachten Schatz, wonach sich Frowin erbot: „Soll ich die einzelnen Substanzen jetzt abwiegen?“
„Aber nein, Frowin, ich habe doch ein Augenmaß. Du etwa nicht?“
Er wurde verlegen: „Vielleicht ja, vielleicht nein, ich gehe stets lieber auf Nummer sicher.“
Als ob mir das neu gewesen wäre.
Das Wasser begann gerade zu sieden, als mich Herr von Kahl vor die Tür bat.
„Gleich“, gab ich zurück, überbrühte rasch die Teeingredienzien und wies Frowin an: „Du weißt, sowie das Lilium tig. unruhig wird, sofort das Getränk in die Kanne absieben, und dann bringst du das Tablett bitte Herrn von Kahl.“
„Sehr wohl, Meisterin.“
„Der Herr Baron wünscht doch ein Getränk, oder?“, fragte ich draußen Herrn von Kahl, was er mir bestätigte. Dann erkundigte ich mich, wie sich vorhin der Arzt über den Zustand des Barons geäußert habe, worauf ich erfuhr:
„Kein Wort hat er darüber verloren, weiß ich von seinem Sohn. Er soll den Patienten nur besorgt betrachtet und sich schon nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen haben, so, als könne er nichts mehr tun für ihn. Die jungen Herrschaften sind untröstlich darüber.“
Herr von Kahl schien es nicht minder zu sein, weshalb ich ihm zuredete: „Aber wir können und werden etwas tun für unseren Herrn, und zwar mit dem neuen Heilgetränk. Ihr werdet erleben, wie gut ihm das tut.“
Darauf wagte sich ein zaghaftes Lächeln in sein Gesicht.

    N ach dem Mittagsmahl verweilte ich wieder auf dem Gartenstuhl hinter dem Gutshaus, der zu meinem Lieblingsaufenthalt für meine wenigen freien Minuten geworden war. Nicht nur wegen seines verborgenen Platzes zwischen den blühenden Rotdornsträuchern, er bot mir auch den günstigsten Blick zu den Fenstern des Barons.
Bald vernahm ich ein Stück von mir entfernt schwere Schritte, und als ich in die Richtung schaute, erkannte ich durch die Büsche den Sohn des Barons, der sich mit gesenktem Haupt ziellos durch die Anlagen bewegte. Welch verändertes Bild gab er jetzt gegenüber jenen Tagen ab, als er mir so ungebührlich nachgeäugt hatte. Heute wirkte er reifer und älter. Er war auch älter, als ich ihn eingangs geschätzt hatte, denn ich hatte gestern gehört, dass ihn ein Lakai mit Ritter von Erlenrode angesprochen hatte, und Ritter wurde selten jemand unter vierundzwanzig. Eines Tages wird er dieses Gut erben. Ein zwar von Gärtnern wundervoll gepflegtes, finanziell jedoch heruntergewirtschaftetes Gut mit heruntergekommenem Dorf, und verdrossenen, schon hasserfüllten Bewohnern. Dabei sollte Erlenrode einst eine blühende Baronie gewesen sein, doch das musste viele Jahre zurückgelegen haben. Meister Joseph hatte mir auf meine Fragen zögernd mitgeteilt, früher habe diese Baronie reiche Einnahmen von ihrer Silbermine erzielt, heute aber erbrächten die Hauer kaum noch Leistung, entsprechend der Hungerlöhne, die ihnen inzwischen unser Feudalherr zahle. Weshalb es soweit gekommen war, hatte Meister Joseph für sich behalten.
Jetzt sah ich, dass der junge Herr mit hängendem Kopf an jenem Baumstamm lehnte, von dem aus er mich bei meinem Einzug so herausfordernd beobachtet hatte. Es drängte mich zu ihm, um ihm tröstende Worte zu sagen, doch ich fürchtete, das könne er falsch auffassen, weshalb ich mich besser zurückhielt. Lange brauchte ich das allerdings nicht, denn bald trat seine zierliche Gemahlin aus dem Hinterausgang des Gutshauses, und sowie er sie entdeckte, ging er lächelnd auf sie zu.

    I m Laufe des Nachmittags bat der Baron noch mehrmals um dieses neue Getränk. Und gegen Abend schließlich die goldene Botschaft

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