Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)
bei ihr auf der Disburg wohnen wolle. Ich sagte mit Freuden zu, schränkte jedoch ein, dass ich meinen Heilberuf liebe und ihn womöglich weiterhin ausüben werde.
Das verstand sie: „Sicher doch, und auf der Disburg kannst du dir ausgiebig Gedanken über deine Zukunft machen. Denn dort erwartet dich Raimund, der dir ja ebenfalls etwas Reizvolles anzubieten hat.“
„Ja“, ich fühlte, wie ich errötete und sprach möglichst unbefangen weiter, „den Aufbau seiner Hochschule. Sicher hätte er mich dabei gerne an seiner Seite. - Allerdings braucht das hiesige Gut nach meinem Verlassen einen neuen Küchenmeister oder zumindest -leiter, da mein Vertreter diese Position nicht übernehmen will und ihr auch nicht gewachsen wäre. Du weißt Mutti, das ist dieser Kräuterabwieger.“ Ich parodierte Fowin, worauf sie lachend bestätigte:
„Nein, einer leitenden Position ist so jemand nicht gewachsen. - Aber was nun? Eure Küche ist jetzt sicher ohnedies überlastet, ich denke nur an eure vielen Verwandten väterlicherseits, die bis zum Abend vollzählig eingetroffen sein werden.“
Elgrin kam mir in den Sinn: „Ich kenne eine dafür geeignete Köchin, die auch stellvertretende Küchenmeisterin war, vielleicht würde sie vorübergehend hier einspringen.“
„Ist gut, Dorith, Genaueres besprechen wir nachher, ja?“, kam Dietrich dazwischen, denn Mutters Gedanken waren offensichtlich bereits zu unserem eigentlichen Thema gewandert, das sie jetzt anschnitt:
„Dorith, ich lege dir den Ablauf der kommenden Tage dar: Vorab, die Beisetzung eures Vaters findet übermorgen statt. Du solltest aber bereits ab morgen Nachmittag Schwarz tragen, ich lasse dir nachher entsprechende Garderobe in dein Haus bringen, und es wäre auch angebracht, wenn du dich von da an nicht mehr als Bedienstete betätigtest, ich hoffe, du kannst das einrichten.“
„Ja, Mutti, kann ich.“
„Schön“, nickte sie und fuhr fort: „Unsere anderen Familienmitglieder werde ich morgen nach dem Frühstück über dich aufklären, und am Nachmittag werdet ihr euch dann hier begrüßen. Während eurer Begrüßung versammeln sich unten im Festsaal eure Verwandten väterlicherseits, das hiesige Gesinde, der Dorfälteste wie auch die beiden Priester von Erlenrode und ein Disburger Advokat, der mit uns gereist ist. Dieser Versammlung werde ich dich dann, dein Einverständnis vorausgesetzt, als meine Tochter vorstellen, mit allen Rechten und Verpflichtungen die mit einer Tochter der Disengräfin verbunden sind. Das wird ein offizieller Akt. Deshalb, Dorith, frage ich dich jetzt“, ihr Blick wurde fest, „bist du dazu bereit?“
„Aber ja, es wird mir eine Ehre sein.“
Darüber lächelte sie erleichtert und lehnte sich zurück. Ich wartete auf weitere Erklärungen von ihr, sie aber bat uns nach einer kurzen Weile entschuldigend, sie nun alleine zu lassen, sie müsse sich auf ein diffiziles Gespräch mit dem hiesigen katholischen Dorfpriester vorbereiten. Dieser Bitte kamen wir verständnisvoll nach.
Beim langsamen Hinabgehen der Treppen erzählte ich Dietrich von Elgrin und schlug ihm vor, er möge so bald wie möglich nach Wanhausen reiten, um ihr unsere Notlage darzulegen. „Ich glaube schon, dass sie uns diesen Gefallen erweist“, fügte ich optimistisch hinzu, „und sage ihr bitte, ich stelle ihr für die Dauer ihres hiesigen Aufenthalts meine Gästestube zur Verfügung.“
„Mach ich doch gerne“, war er ohne Umschweife dazu bereit, „ich reite umgehend zu ihr.“
Darauf musste ich ihn nochmal an mich drücken, meinen hübschen Bruder mit seinen großen blauen Augen, die mich unzählige Male in meinen Träumen so tieftraurig angeblickt hatten. Wieso nur hatte ich ihn nicht auf Anhieb wiedererkannt?
A ls ich nach diesem langen, arbeitsreichen Tag in mein Haus zurückkehrte, erwartete mich Elgrin, die Treue, bereits in meiner Wohnstube.
„Lieb, dass du gekommen bist, ganz lieb von dir, und auch noch so prompt“, bedankte ich mich bei ihr.
„Das war doch selbstverständlich, Tora.“
Nachdem uns Frau Sauer auf meine Bitte je einen Becher Malzkaffee gebracht hatte, schilderte ich Elgrin, ausführlicher als es Dietrich vorhin möglich gewesen war, die momentane Situation auf diesem Gut, ohne meine wahre Identität preiszugeben. Sie stellte mehrere Fragen, unter anderem, weshalb ich so plötzlich hier ausscheiden müsse, wozu ich ihr erklärte, dass ich darüber nicht sprechen dürfe, sie es aber sehr bald erfahren werde. Dann wiederholte ich: „Du
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