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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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und wisperte: „Eine Ehre, dass Ihr unseren bescheidenen Krug aufsucht.“
Raimund nickte nur höflich, bat um die Versorgung unserer Rösser, und als er anschließend mit der Wirtin unser Menü besprach, ging mir auf - Raimund war ein Sohn unseres Grafen. Ich hatte mir nie etwas dabei gedacht, wenn ihn die Lehrerinnen mit Herr von Zollern angeredet hatten, obschon nur die Grafenfamilie diesen Namen trug. Und, ja, Willibald war demnach sein älterer Bruder.
„Komm Tora“, bat er mich jetzt, „wir nehmen an diesem Tisch hier Platz, ja?“
„Gerne.“
Die Gaststube war mit hellem Holz ausstaffiert, auf den Stühlen lagen rote Leinenkissen, und aus dem gleichen Stoff waren auf den Tischen Decken ausgebreitet. Eine gediegene Ausstattung, fand ich. Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, gestand ich Raimund: „Mir ist erst durch diesen respektvollen Empfang bewusst geworden, dass du einer der Grafensöhne bist, ich habe das vorher nicht gewusst.“
„Was willst du damit ausdrücken, Tora, ändert das etwas zwischen uns?“
Das wies ich zurück: „Natürlich nicht. Dein Vater ist mir nicht unbekannt, Raimund, er sucht von Zeit zu Zeit die Äbtissin auf und hat auch mir schon mehrmals freundlich die Hand gereicht. Was mir hätte auffallen müssen, du siehst ihm ähnlich.“
„Das sagen viele“, bestätigte er, „und als er noch nicht ergraut war, hatten wir sogar die gleiche Haarfarbe.“
„Messingblond?“
Er blickte mich fragend an, weshalb ich ihm lächelnd erklärte: „Dein schönes Wellenhaar glänzt im Licht wie blankes Messing. Außerdem hast du dieselben blaugrauen Augen wie dein Vater. Aber ist er nicht größer als du?“
„Einen halben Kopf sogar. Und was entdeckst du noch an mir?“
Ich hätte seine Wangengrübchen erwähnen können, von denen das rechte ausgeprägter war als das linke, behauptete aber: „Das war’s schon, mehr ist nicht zu entdecken.“
Darauf winkte er lachend ab.
Bald wurden die Speisen aufgetragen, und als sich die Wirtsleute vom Tisch entfernten, warnte mich Raimund leise: „Erwarte nicht zu viel, eure Küchenmeisterin war hier nicht am Werk.“
Diese Tatsache hatte ich bereits beim Anblick erkannt, doch ich demonstrierte einen guten Appetit. Währenddessen erzählte ich Raimund, dass Gerlinde einst Schülerin von Paracelsus war.
„Ist wahr?“, staunte er, „und weshalb ist sie dann Köchin geworden?“
„Kloster-, also Heilköchin, Raimund.“
„Sie ist . .“
Vor Verblüffung fiel ihm die Hand mit dem Brotstück auf den Tisch, worüber ich kaum ein Lachen zurückhalten konnte, demnach hatte auch er unter Heilspeisen kaum genießbare Wiesensalate und arzneiartige Suppen verstanden. Mit einem raschen Schluck aus dem Weinbecher spülte ich meinen Hals von dem unterdrückten Lachen frei und empfahl Raimund dann, seine Meinung über Heilkost zu revidieren, denn bei ihrer Zubereitung werden alle Lebensmittel artgerecht behandelt, weshalb die fertigen Gerichte letztendlich aromatischer mundeten als jede herkömmlich zubereitete Speise. Ich könne das beurteilen, gab ich ihm preis, da mich Gerlinde, parallel zum Apothekerstudium, zur Klosterköchin ausbilde.
Darüber erstaunte er nicht minder: „Du trittst in ihre Fußtapfen? Alle Achtung, Tora!“
„Danke“, freute ich mich über seine Anerkennung und klärte ihn dann auf: „Schwester Magda lehnt übrigens Paracelsus ab.“
„Kannte auch sie ihn persönlich?“
„Nein, dazu ist sie zu jung, Raimund, auch wenn sie wie über fünfzig aussieht. Sie verachtet ihn, weil er ihr nicht katholisch genug war. So ist sie. Ich erzähle dir später mehr von ihr.“
Nachdem unser leer gegessenes Geschirr abgetragen war, berichtete ich ihm von Magda. Dazu holte ich weit aus, erzählte, wie ich als Elfjährige bar meines Gedächtnisses in dieses Kloster gebracht und dann von ihr und Palmatia aufopfernd gepflegt worden war, wobei sich Magda in eine Mutterrolle gesteigert hatte. Deshalb maße sie sich bis heute an, mich zu kontrollieren, besonders, ob ich etwa Gefallen an einem Lutheraner finde. Aus diesem Grund sicher ihre unschönen Äußerungen bei ihm.
Raimund hatte mir tiefernst zugehört. Jetzt erwartete ich seine Meinung zu meinen Ausführungen, doch er blieb stumm. Ich musste mich eine geraume Weile gedulden, ehe er mit kloßiger Stimme hervorbrachte: „Gib mir etwas Zeit, Tora, dein Schicksal hat mich erschüttert.“
„Das war nicht meine Absicht, verzeih.“
Als Antwort legte er behutsam seine Hand auf meine.
Selbst

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